MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

An dem früher beschriebenen Möbeltypus der Tabemakel- und Sekretär- 
schränke lassen sich jene Anknüpfungen und Beziehungen gut verfolgen. 
Schon in der Wiederaufnahme der abgerundeten Flächen, der Furnier-' 
technik und Einlegearbeit, der reichen inneren Ausbildung liegt eineVerwandt- 
schaft. Es sind wieder echte Tischlermöbel, dem Handwerk entsprungen, 
dem heimischen Material angepaßt, vom Zweck und Bedürfnis beeiniiußt. 
Und wie früher der Barockarchitekt wohl maßgebend blieb, aber mehr 
in den Hintergrund trat und der handwerklichen Meisterschaft größeren 
Spielraum ließ, so ist auch in der Biedermeierzeit der klassizistische Architekt 
in der Gesamterscheinung und den I-Iauptforrnen fühlbar, er überläßt aber 
dem Handwerk die Durchbildung und Variation. ' 
Wenn auch schlanke Säulenpaare das Ganze des Möbels umschließen 
und eine leichte Anlehnung an den griechischen Tempel noch weiterklingt, 
im Innern des Möbels waltet die Phantasie. Da sind die vielen Lädchen mit 
den Geheimfächern und sinnreichen Verschlüssen, die größeren Nischen mit 
dem Spiegel oder Intarsienbild in der Rückwand 
und dem parkettierten Boden; es gibt sogar auch 
Spielwerke darin, Uhren mit beweglichen Fi- 
guren und ähnliche Scherze, die ganz der intimen 
Freude am liebevoll durchgebildeten Detail ent- 
sprangen. Der dekorative Schwung ist; wohl 
verlorengegangen. Dafür wuchs die Intimität, 
der Zusammenhang mit vielfältigen persönlichen 
Wünschen und kleinen Freuden des Lebens. Es 
wuchsen ja auch die persönlichen Ansprüche des 
Eigentümers an die Benützbarkeit und Zweck- 
mäßigkeit des Möbelstückes. 
Der äußerlich formale Zusammenhang der 
Biederrneiennöbel mit älteren Perioden wird 
immer geringer, je stärker das praktische Be- 
dürfnis und der Gestaltungswille der Zeit sich 
ausprägen. Als diese nachließen, fand wieder eine 
Anlehnung an ältere Formensprachen statt, die 
das Ende der Selbständigkeit bedeuteten. 
Für die Beurteilung der bei der Typenaus- 
bildung und Formgebung bestimmenden Kräfte 
geben einige interessante Sammlungen von Zeich- 
nungen Aufschlüsse, welche die Bibliothek des 
Österreichischen Museums aufbewahrt. Ein Teil 
der dieser Darstellung beigegebenen Abbildungen 
ist jenen Mappen entnommen. 
Die eine Reihe umfaßt Originalzeichnungen 
von Möbeln, welche aus der Zeichenschule von 
Arbeitstischchen, 
Ansicht und Einrichtung Schule Karl _ _ _ _ 
Schmidt(Östez-reichisches Museum) Karl Schmidt in Wien stammen und in den
	        
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