An dem früher beschriebenen Möbeltypus der Tabemakel- und Sekretär-
schränke lassen sich jene Anknüpfungen und Beziehungen gut verfolgen.
Schon in der Wiederaufnahme der abgerundeten Flächen, der Furnier-'
technik und Einlegearbeit, der reichen inneren Ausbildung liegt eineVerwandt-
schaft. Es sind wieder echte Tischlermöbel, dem Handwerk entsprungen,
dem heimischen Material angepaßt, vom Zweck und Bedürfnis beeiniiußt.
Und wie früher der Barockarchitekt wohl maßgebend blieb, aber mehr
in den Hintergrund trat und der handwerklichen Meisterschaft größeren
Spielraum ließ, so ist auch in der Biedermeierzeit der klassizistische Architekt
in der Gesamterscheinung und den I-Iauptforrnen fühlbar, er überläßt aber
dem Handwerk die Durchbildung und Variation. '
Wenn auch schlanke Säulenpaare das Ganze des Möbels umschließen
und eine leichte Anlehnung an den griechischen Tempel noch weiterklingt,
im Innern des Möbels waltet die Phantasie. Da sind die vielen Lädchen mit
den Geheimfächern und sinnreichen Verschlüssen, die größeren Nischen mit
dem Spiegel oder Intarsienbild in der Rückwand
und dem parkettierten Boden; es gibt sogar auch
Spielwerke darin, Uhren mit beweglichen Fi-
guren und ähnliche Scherze, die ganz der intimen
Freude am liebevoll durchgebildeten Detail ent-
sprangen. Der dekorative Schwung ist; wohl
verlorengegangen. Dafür wuchs die Intimität,
der Zusammenhang mit vielfältigen persönlichen
Wünschen und kleinen Freuden des Lebens. Es
wuchsen ja auch die persönlichen Ansprüche des
Eigentümers an die Benützbarkeit und Zweck-
mäßigkeit des Möbelstückes.
Der äußerlich formale Zusammenhang der
Biederrneiennöbel mit älteren Perioden wird
immer geringer, je stärker das praktische Be-
dürfnis und der Gestaltungswille der Zeit sich
ausprägen. Als diese nachließen, fand wieder eine
Anlehnung an ältere Formensprachen statt, die
das Ende der Selbständigkeit bedeuteten.
Für die Beurteilung der bei der Typenaus-
bildung und Formgebung bestimmenden Kräfte
geben einige interessante Sammlungen von Zeich-
nungen Aufschlüsse, welche die Bibliothek des
Österreichischen Museums aufbewahrt. Ein Teil
der dieser Darstellung beigegebenen Abbildungen
ist jenen Mappen entnommen.
Die eine Reihe umfaßt Originalzeichnungen
von Möbeln, welche aus der Zeichenschule von
Arbeitstischchen,
Ansicht und Einrichtung Schule Karl _ _ _ _
Schmidt(Östez-reichisches Museum) Karl Schmidt in Wien stammen und in den