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Lehrbrief der Wiener Tischlerinnung von 1808 (Österreichisches Museum)
werden, mag als Zeichen der Blumenliebe der Zeit hervorgehoben sein.
Schreibtische über ellipüschem Grundriß sind häulig.
Besonderen Ausdruck geben die zahlreichen Formen der Sitzgelegen-
heiten dem Bequemlichkeitsbedürfnis der Besteller und der Gewandtheit
und Tüchtigkeit des Tischlerhandwerks.
Im Wohnzimmer gelangte das „Etablissement" zu besonderer Wichtig-
keit. Es ist der Brennpunkt der Wohnzimmereinrichtung. Sofa, Fauteuils,
Stühle, um einen (zumeist kreisrunden oder ovalen) Tisch angeordnet, sind
dem Besuchzimmer wie dem täglich benützten Wohnraum unentbehrlich.
Die Zahl der Typen ist Legion. Mit größtem Raflinement ist hier die
Anpassung an die Körperform erzielt, die schon bei der einfachen Sitzbank
mit Strohgeliecht durch Schwingung der Lehnen gut erreicht wird. Die
geschickte Einfügung von Polsterungen, die geistreiche und originelle
Schwingung der Seiten- und Rückenlehnen gibt zu eigenartiger und oft sehr
reizvoller Gestaltung Gelegenheit. Auch das ganz aus Polstern aufgebaute
Möbelstück tritt bereits auf, das als der Vorläufer des späteren Klubmöbels
angesprochen werden kann. Die hochentwickelte T extilkunst, die mannig-
faltigen guten Druckstoffe geben hierzu den farbigen Klang, der einem
ganzen Raum seine besondere Note zu geben bestimmt ist.