MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

x27 
Von unerschöpflicher Abwechslung ist die Art, wie die Rücklehnen der 
Stühle gebildet werden. Der Ausgangstypus war der konkav geschwungene 
griechische Stuhl; aber der Tischler der Biedermeierzeit wußte aus den 
doppelt gekrümmten, nach rückwärts zurückgelehnten, nach seitwärts den 
Körper umfassenden oder auch bloß den Rücken stützenden Stuhllehnen 
ein besonderes Feld seiner phantasievollen Betätigung zu schaffen. 
Hier waren so recht der persönliche Wunsch der Besteller, sein Körper- 
bau, seine Gewohnheiten, anderseits aber auch die Freude des Handwerkers 
an gelungenen Schweifungen, witzigen und gefälligen Bildungen am Werke, 
Neues zu schaffen. Vom würdevollen Lehnstuhl und Schlaffauteuil bis zum 
alltäglichen leichten „Sessel" und zum zierlichen Taburett sind unzählige 
gelungene Variationen gebaut worden. 
Das Bett der Biedermeierzeit zeigt größere Einfachheit wie jenes der 
Empirezeit. Während das Paradebett der älteren Periode in den reichen 
Betthimmeln und in den schifförmigen Prunkbetten weiterlebt, will der bürger- 
liche Haushalt begreiflicherweise von dem pompösen Ruhelager nichts wissen. 
Das Schlafzimmer wird immer intimer uud bescheidener, je mehr es 
bürgerlichen Charakter erhält. Nur der Toilettetisch und der Ankleidespiegel 
sind öfter der Anlaß zu reicherer Ausbildung. Das Bett und die Chaiselongue 
(Ruhebett) werden zumeist sehr anspruchslos geformt. 
Es ist eine eigentümliche Erscheinung der Biedermeierzeit, daß gerade 
der fortschreitende Hang zu Bequemlichkeit und Behagen, der zunehmende 
 
Entwurf für Sitzgelegenheiten aus der Schule Karl Schmidt (Österreichisches Museum)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.