AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSW VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN Sie
ALERIE VVOLFRUM. In ihren gut gelegenen Ausstellungsräumen am Kohlmarkt
hat die Kunsthandlung F. Wolfrum 8: Co. eine Ausstellung A. janesch und Ines
Lürsen-Debroe veranstaltet. A. ]anesch ist durch seine geschmackvollen Orientstudien
gleichzeitig in der Aquarellausstellung des Künstlerhauses hervorgetreten und hat hier den
guten Eindruck erweitert und vertieft. Als feiner Kolorist hat er die guten Tradiüonen
Rumplers gepflegt und mit sicherem, lebendigem Stift seine Frische im Erfassen und
Zusamrnenschließen landschaftlicher Eindrücke bekundet. Eine Reihe von Porträten zeigt
ihn auf anderen Wegen, die ihn zu einem ernsten Stilismus führen und die Verein-
fachung in Ton und Umriß glücklich erreichen lassen. In einem größeren Bild, zu dem die
Erinnerung an die Kriegserlebnisse ihn wie so manchen anderen drängte, lebt zuviel
akademische Abhängigkeit. Unter den vielfältigen Zielen, die seinem ernsten Streben vor-
schweben, ist sicher die Erreichung feiner Tonwirkungen und ruhiger ernster Vertiefung
in die Erscheinungswelt jene Richtung, in der Janesch am freiesten schaltet. Hier gelingt
es ihm ganz, den Eindrücken seiner offenbar fein gestimmten und empfänglichen Seele den
erschüpfenden Ausdruck zu geben, der auf den Beschauer fesselnd und stimmunggebend
zu wirken vermag. Es lebt darin eine gute alte Wiener Maltradition, die nicht erstarrt und
schemenhaft formale Fesseln weiterschleppt, sondern frisch und lebendig freieren und
beweglicheten Einflüssen folgt. Die Anpassung an ein weiteres, größeres Programm, an
eine neue Emplindungsweise vollzieht sich hier allmählich und stetig, nicht sprunghaft
und gewaltsam. Darin wirkt zugleich die alte Pflege tüchtiger Zeichenkunst und feiner
Tonwerte, während die formale Gestaltung neuen Problemen zustrebt.
Dieser Selbstzucht und Gebundenheit steht in den Arbeiten von Ines Liirsen-Debroe
eine gewisse malerische Zügellosigkeit und Derbheit gegenüber, die guten Traditionen
überlegen ausweicht. Starkes und gewagtes Zugreifen liegt hier namentlich in gewissen
farbigen und formalen Kühnheiten der iiguralen Bilder, die nur dann packen können, wenn
sie die Sicherheit der vollen Meisterschaft in sich tragen. So gut Einzelnes, besonders im
Porträt gelingt, so kräftig das Beste auch wirken mag, das Unzulängliche daneben wird
doch nur verschärft, weil es sich allzu sorglos gebärdet. Temperament und Wagemut
wecken den Widerspruch leichter als ruhige Beharrlichkeit. Diese vermag ein begrenztes
Talent in sichere Bahnen zu lenken, während jene Entgleisungen unvermeidlich machen,
solange nicht eine Stufe, des Könnens erreicht ist, die auch Schwächen übersehen läßt.
Es ist der Künstlerin zu wünschen, daß ihr temperamentvolles Wollen sie zu einem
reiferen Können führen möge.
KLEINE NACHRICHTEN so
MIL HANNQVER, KERAMISCHES HANDBUCH-Lt Der angesehene
Direktor des Kunstindustrie-Museums in Kopenhagen Emil Hannover hat ein Hand-
buch der Keramik herausgegeben, von dem der erste Band, der vorliegt, Fayence, Majolika,
Steinzeug umfaßt. Es ist das erstemal, daß im skandinavischen Norden eine so um-
fangreiche enzyklopädische Arbeit unternommen wird, die alte und neuere keramische
Spezialforschungen zusammenfaßt und so weiterbildend älteren bekannten Arbeiten in
anderen Sprachen gegenübertritt. Das Buch wendet sich an weite Kreise der Sammler-
welt, die es gern begrüßen und der übersichtlich geordneten und dabei doch knapp
gefaßten Zusammenschließung des historischen StoHes ein nützliches Handbuch ver-
danken. Das reiche Literaturverzeichnis, welches dem Texte angeschlossen ist, zeigt die
" Kopenhagen, Henrik Koppels Verlag.