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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 4, 5 und 6)

Literaturverzeichnis zu ersehen ist, daß der Verfasser die gründlichen Arbeiten von 
Dr. I-Iaberlandt und Walcher-Molthein gesehen hat. Die reichen Bestände des Öster- 
reichischen Museums für Kunst und Industrie und des Museums für österreichische 
Volkskunde scheinen in Dänemark noch viel zu wenig bekannt zu sein, ebenso die 
Sammlungen in Brünn, Linz, Graz, Salzburg und manche große Privatsammlung in Wien. 
Sicherlich ist die rührige wissenschaftliche Betätigung Deutschlands die Ursache, 
daß auch die kleinsten deutschen Erzeugungsstellen bekannt wurden, während der empfind- 
liche Mangel an Fachpublikationen in Österreich unsere reichen Schätze der wissenschaft- 
lichen Welt des Auslandes nicht genügend zugänglich machte. 
Das entschuldigt ein Übersehen österreichischer Arbeit, macht es in Verbindung mit 
der Unterschätzung volkstümlicher Leistungen, die so verbreitet ist, zu einer bedauerlichen 
Tatsache, die zu betonen und zu beleuchten die natürliche Pflicht des aufrichtigen 
Freundes heimischer Leistungsfähigkeit und künstlerischer Produktivität bildet. H. F. 
RANKFURT A. M. DIE FRANKFURTER KUNST- UND ANTIQUI- 
TÄTENMESSE. Schon bei ihrem ersten Auftreten im Herbst xgig hatte die Frank- 
furter Internationale Messe, die als solche wesentlich auf den Verkauf von Massen- 
waren eingestellt sein muß, sich eine hochqualifizierte Abteilung in einer kostbar reichen 
Kunst- und Antiquitätenschau angegliedert. Wenn der Verkauf auch solcher individueller 
Wertobjekte nicht in dem Hasten und Trubel der Messewoche selbst erfolgen konnte, so 
war doch das künstlerische und geschäftliche Ergebnis jener blendenden Ausstellung im 
Palais Oppenheimer augenfällig. Die gerade in letzter Zeit vielfach neugegründeten Firmen 
des Kunsthandels wurden durch diese geschmackvolle Kundgebung im In- und Ausland 
erst richtig bekannt. Die Stadt Frankfurt rückte nun auch für die Zeit nach der Messe als 
Verkaufsplatz für Bilder und Antiquitäten neben Berlin, München, Köln an erste Stelle. 
Diesmal hatte sich die Frankfurter Kunst- und Antiquitätenmesse einen noch stim- 
mungsvolleren Platz als die immerhin etwas kahlen, vor allem zu gleichmäßig hohen Säle 
des modernen Renaissancepalastes Oppenheimer ausgewählt: das von der Geschichte 
vielfach geweihte Rathaus der alten Reichsstadt, der Römer, bietet einen wirklich echten 
Hintergrund in seinen mannigfaltigen, auch der Größe und der Beleuchtung nach abge- 
stuften Räumen dem hier ausgestellten Kunstgute dar. 
Von der wuchtigen gotischen Pfeilerhalle des Erdgeschosses, vom „Römerhöfchen" 
mit seinem zierlichen Treppenturm und seinen ausgeschweiften Giebeln im Spätrenaissance- 
Stil zieht sich eine einheitliche Stimmung über die r745 zur Krönung Kaiser Franz' I. erbaute 
graziöse Rokokotreppe zu dem im gleichen Stil dekorierten Kurfürsten-Wahlzimmer, der 
Geschlechterstube und dem riesenhaften Kaisersaal, den in kühn geschwungenem Bogen 
eine große Holztonne überwölbt. Wie zu Zeiten der prunkenden Feste aus des römisch- 
deutschen Imperium Herrlichkeit bedecken heute wieder prachtvolle Wandteppiche flämi- 
scher und französischer Webereien seine Mauern, die sonst die etwas dünnen, süßlichen 
Kaiserbilder der Düsseldorfer und Frankfurter Romantik bekleideten. Große Renaissance- 
schränke und -kredenzen bieten edelste Arbeiten alter deutscher Goldschmiedekunst in 
Pokalen und Tafelaufsätzen Nürnberger und Augsburger Meister dar. In hellen Vitrinen 
sieht man bestes Porzellan, Figurinen wie Geschirr, aller deutschen und ausländischen 
Fabriken; auf Gestellen reihen sich Fayencen usw. 
Von älteren freien Kunstwerken seien vor allen-i Gemälde eines mittelrheinischen 
Spätgotikers, des Antwerpener Monogrammisten G. J. von 15m, von Simone Marüni, 
Breughel dem Älteren, Ostade erwähnt, dazu Plastiken in Stein, Holz und Bronze von 
der romanischen und gotischen Zeit bis zu Renaissance und Barock: hier besonders in 
die Augen fallend zwei schwäbische Figuren von großartig tragischer Haltung, Maria und 
Johannes unter dem Kreuz. Auch der Orient erscheint gut vertreten in persischen Miniaturen, 
chinesischen und japanischen Bronzen, darunter eine entzückende Sammlung von Schwert- 
stichblättem, ferner ein ganzes chinesisches Zimmer mit Teppichen, einem reich geschnitzten
	        
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