Wirtschaftslebens gewesen. Vom XIII. Jahrhundert angefangen ist sie in
ihrer Entwicklung zu verfolgen, auch die Stürme und Verwüstungen der
dreihundertjährigen Türkenkriege haben die Wurzeln dieser Arbeit nicht
zu vernichten vermocht. Die Untersuchungen von Walcher und anderen
haben uns ein zwar noch nicht in allen Beziehungen deutliches Bild dieser
Arbeit in ihren lokalen Zusammenhängen, aber immerhin einen guten
Überblick über die Gesamtheit dieses Schaffenszweiges ermöglicht, der
noch auszugestalten ist, wenn alle Quellen und Archive durchforscht sein
werden. Der Reimchronist erwähnt Wiener Hafner schon im XIII. Jahr-
hundert, um diese Zeit dürfte schon die Krugerstraße bestanden haben,
im XIV. Jahrhundert war eine Strecke am rechten Donauufer bereits
„unter den I-Iafnern" genannt, der I-Iafnerberg und die Hafnergasse sind
dem Stadtbilde eingefügt, ebenso der Hafnerturm. Im selben Jahrhundert
wird ein eigenes Hafnerbad erwähnt. Die Wiener Ordnungen von 14:2,
143: und 1476 beruhen auf weit älteren landesherrlichen Verfügungen. Man
hat Marken und Stempel zur Bezeichnung der Waren und frühzeitig ist der
Verkehr auf dem I-Iafnermarkt geregelt, wo alle Stücke geprüft und die
schlechten von Amtswegen zerschlagen wurden. Walcher hatauf den im
Jahre 149g in der Stephanskirche errichteten Altar des Handwerks aufmerksam
gemacht, der sich seit 1783 in St. Helena zu Weikersdorf-Baden befindet.
Ein lohnender Handel wurde mit dem Wiener Eisentongeschirr betrieben,
das seit dem XVI. Jahrhundert als Qualitätsmarke das landesfürstliche
Wappen führtef" Das sonstige Wiener Geschirr war einfarbig (gelb, grün,
braun) glasiert, das von anderen Orten nach Wien eingeführte mußte bunt-
farbig sein, war teurer und machte daher den Wiener Meistern keinen Schaden.
Aber das Wiener Handwerk muß auch früh die Ofenkeramik unter künstleri-
scher Leitung gepflegt haben; der sogenannte Sakristeiofen von St. Stephan,
von dem das Österreichische Museum aus der Sammlung Lanna eine der
berühmten Eckkacheln mit dem Wiener Wappen und von früher her weitere
Kacheln besitzt, kann keine einzigartige Leistung sein, sondern nur auf alter
I-Iandwerksüberlieferung beruhen. Und wenn wir die zahlreichen Öfen in
Wiener Palästen und niederösterreichischen Schlössern vom XVII. bis in
das XIX. Jahrhundert überblicken, so sehen wir eine Tradition, die mindestens
fünf Jahrhunderte umspannt. Porzellankarnine wie die Meisterschöpfung im
Dubsky-Zimmer des Österreichischen Museums beweisen, daß die Wiener
Manufaktur der vorkaiserlichen Zeit mit Glück versucht hat, die einheimische
Hafnerkunst auch für ihr Material zu verwerten. Der Handel der Wiener
Hafnerware nach Mähren und Ungarn dürfte nicht gering gewesen sein und
auch Wiener Öfen werden ausgeführt worden sein. Welche Rolle das Wiener
Steingut unter der Führung des hochbegabten vielseitigen I-Iardtmuth, des
Liechtensteinschen Architekten und Begründers der österreichischen Bleistift-
4' Welche künstlerische und technische Bedeutung die Eisentonware auch anderwärts schon im XV. Jahr-
hundert erlangt hat, sehen wir an den großen, trefflich gefonnten Gefäßen im Österreichischen und im Salzburger
Museum.