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Full text: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 7, 8, 9 und 10)

Wirtschaftslebens gewesen. Vom XIII. Jahrhundert angefangen ist sie in 
ihrer Entwicklung zu verfolgen, auch die Stürme und Verwüstungen der 
dreihundertjährigen Türkenkriege haben die Wurzeln dieser Arbeit nicht 
zu vernichten vermocht. Die Untersuchungen von Walcher und anderen 
haben uns ein zwar noch nicht in allen Beziehungen deutliches Bild dieser 
Arbeit in ihren lokalen Zusammenhängen, aber immerhin einen guten 
Überblick über die Gesamtheit dieses Schaffenszweiges ermöglicht, der 
noch auszugestalten ist, wenn alle Quellen und Archive durchforscht sein 
werden. Der Reimchronist erwähnt Wiener Hafner schon im XIII. Jahr- 
hundert, um diese Zeit dürfte schon die Krugerstraße bestanden haben, 
im XIV. Jahrhundert war eine Strecke am rechten Donauufer bereits 
„unter den I-Iafnern" genannt, der I-Iafnerberg und die Hafnergasse sind 
dem Stadtbilde eingefügt, ebenso der Hafnerturm. Im selben Jahrhundert 
wird ein eigenes Hafnerbad erwähnt. Die Wiener Ordnungen von 14:2, 
143: und 1476 beruhen auf weit älteren landesherrlichen Verfügungen. Man 
hat Marken und Stempel zur Bezeichnung der Waren und frühzeitig ist der 
Verkehr auf dem I-Iafnermarkt geregelt, wo alle Stücke geprüft und die 
schlechten von Amtswegen zerschlagen wurden. Walcher hatauf den im 
Jahre 149g in der Stephanskirche errichteten Altar des Handwerks aufmerksam 
gemacht, der sich seit 1783 in St. Helena zu Weikersdorf-Baden befindet. 
Ein lohnender Handel wurde mit dem Wiener Eisentongeschirr betrieben, 
das seit dem XVI. Jahrhundert als Qualitätsmarke das landesfürstliche 
Wappen führtef" Das sonstige Wiener Geschirr war einfarbig (gelb, grün, 
braun) glasiert, das von anderen Orten nach Wien eingeführte mußte bunt- 
farbig sein, war teurer und machte daher den Wiener Meistern keinen Schaden. 
Aber das Wiener Handwerk muß auch früh die Ofenkeramik unter künstleri- 
scher Leitung gepflegt haben; der sogenannte Sakristeiofen von St. Stephan, 
von dem das Österreichische Museum aus der Sammlung Lanna eine der 
berühmten Eckkacheln mit dem Wiener Wappen und von früher her weitere 
Kacheln besitzt, kann keine einzigartige Leistung sein, sondern nur auf alter 
I-Iandwerksüberlieferung beruhen. Und wenn wir die zahlreichen Öfen in 
Wiener Palästen und niederösterreichischen Schlössern vom XVII. bis in 
das XIX. Jahrhundert überblicken, so sehen wir eine Tradition, die mindestens 
fünf Jahrhunderte umspannt. Porzellankarnine wie die Meisterschöpfung im 
Dubsky-Zimmer des Österreichischen Museums beweisen, daß die Wiener 
Manufaktur der vorkaiserlichen Zeit mit Glück versucht hat, die einheimische 
Hafnerkunst auch für ihr Material zu verwerten. Der Handel der Wiener 
Hafnerware nach Mähren und Ungarn dürfte nicht gering gewesen sein und 
auch Wiener Öfen werden ausgeführt worden sein. Welche Rolle das Wiener 
Steingut unter der Führung des hochbegabten vielseitigen I-Iardtmuth, des 
Liechtensteinschen Architekten und Begründers der österreichischen Bleistift- 
4' Welche künstlerische und technische Bedeutung die Eisentonware auch anderwärts schon im XV. Jahr- 
hundert erlangt hat, sehen wir an den großen, trefflich gefonnten Gefäßen im Österreichischen und im Salzburger 
Museum.
	        
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