heraus, daß nur ein Viertel von
ihnen in Wien geboren war, ein
weiteres Viertel aus den Provin-
zen stammte, die andere Hälfte
aus dem Reiche und dem Aus-
lande zugewandert war. So tief
ging die Blutmischung der ge-
werblich tätigen städtischen Volks-
kreise, die schon vom XIII. Jahr-
hundert angefangen zu gewissen
Zeiten immer wieder eingesetzt
hatte, Charakter, Temperament,
Begabung verändernd und dem
Schaffen neue Richtung weisend.
Von Stetigkeit und Klarheit in der
Erziehung der gewerbetätigen
Kreise und in der wirtschafts-
politischen Orientierung war noch
keine Rede, man versuchte man-
cherlei, was man wieder fallen
ließ, aber von zünftlerischer Er-
starrung und von Mangel an Ideen
und Lebensfrische hielt man sich
doch immer frei und bereitete
unbewußt der großen Reform-
arbeit der Kaunitzschen Epoche
den Boden. S0 verdient festge-
halten zu werden, daß schon 1738 der erste Versuch eines fachlichen
Unterrichtes gemacht wurde durch Einführung von Lehrlingskursen an
der Akademie, deren im Jahre 1726 durch Karl VI. erfolgte „Restabilirung"
zur Hebung des „CommerciW, bereits im Geiste Colberts begründet wurde.
Die schon zu Ende des XVII. Jahrhunderts aufgetauchten Welthandels-
pläne, der Schaffung einer orientalischen Kompagnie und des Zusammen-
wirkens mit Holland im Dienste einer okzidentalischen, griffen in das
praktische Leben nur wenig ein, aber schon die jahrzehntelange Be-
schäftigung mit solchen Ideen befruchtete den Arbeitsgeist und die ökono-
mische Wertung der Arbeit überhaupt. Noch war man weit entfernt von
der Unterscheidung frskalistischer und wirklich volkswirtschaftlicher Grund-
sätze in der Industrie- und Verkehrsförderung und noch lange kämpften die
Länder gegeneinander durch Zölle und Konsumgebühren, Behinderungen
und Absperrungen aller Art, wie wir sie auch in unseren Tagen wieder
erleben müssen. Auch hat das agrarische Übergewicht Innerösterreichs,
sehr wichtig für die Erhaltung des Volkstums, einer allzu raschen Industriali-
sierung entgegengewirkt und selbst, als späterhin ein starker Aufschwung
Kunstschau rgzo. Schrank, Entwurf von Dagobert Peche,
ausgeführt von der Wiener Werkstätte