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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 7, 8, 9 und 10)

zermürbten ge- 
genwärtigen Trä- 
gern der Arbeit 
das Handwerks- 
zeug und die Ver- 
antwortung für 
die Zukunft abzu- 
nehmen. Die Not 
an veredlungs- 
fähigenMenschen 
ist in der Welt 
noch größer als 
die Not an ver- 
 
Kunstschau xgzo. Silberner Korb, Entwurf von Dagobert Pacht, ausgeführt von der __ _ 
Wiener Werkstätte edlungsfahigem 
Arbeitsstoff. Man- 
date wie jene Ottokars, Rudolfs IV. und Karls IV. und aus der Zeit des 
willensstarken, weitblickenden Kaunitz würden heute nur geringe Wirkung 
haben. S0 gilt es, mit allen Mitteln die heranwachsende jugend des eigenen 
Landes, in welcher die alten österreichischen Handwerkertugenden und 
-fähigkeiten lebendig zu machen sind, von weniger fruchtbarem und 
weniger aussichtsvollem, gewiß auch oft menschenunwürdigem Tun auf 
dieses Feld zu lenken, wo noch jedem gewissenhaft tätigen, an seiner Aus- 
bildung unablässig arbeitenden Menschen auskömmliches Leben und innere 
Befriedigung und Freiheit gewahrt gewesen ist. 
Daß unser produktives Schaffen für lange im Dienste anderer stehen 
wird, wäre der Übel größtes nicht. Nur auf diesem Wege werden wir wieder 
die Mittel erhalten, um den weiteren Ausbau unserer eigenen Kultur zu 
sichern. Ein wohlverstandener Merkantilismus wie jener des XVIII. und der 
ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts, gefördert durch die uns aufgezwungene 
Kargheit und Schlichtheit des Lebens, kann sogar geeignet sein, die Leistungs- 
fähigkeit und den Sinn für Edelarbeit zu heben. Man erwartet von uns auf 
allen Gebieten des Kunsthandwerks nur Gutes, für Massenproduktion sind 
wir weder eingerichtet noch der ganzen Natur unseres Volkes nach geeignet. 
Zu hüten haben wir uns vor Schleuderware, ganz so wie die gut beratenen 
Zünfte des Mittelalters und die Manufakturen des XVIII. und XIX. jahr- 
hunderts sie auszuschalten oder einzudämmen wußten. Die Schaffung von 
Qualitätsmarken, oft erwogen, wäre gerade jetzt hoch an der Zeit. Unlauterer 
Wettbewerb jeder Art und Form wäre aufs strengste zu ahnden. Eingriffe, nicht 
der Staatsgewalt, die heute ohnmächtig ist, sondern von Berufsvereinigungen 
gegen alle Schädlinge des Rufes und Absatzes wären dringend nötig. Wäre ein 
Diktator von fast übermenschlichen Eigenschaften des Geistes, Willens, des 
technischen Wissens und der künstlerischen Gesinnung vorhanden, so müßte 
man eine Diktatur der Edelarbeiter des Kunsthandwerks einsetzen. Ein 
Kaunitz täte uns not. Es brauchte kein Fürst, es müßte aber ein Staatsmann
	        
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