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Volltext: Schweden : Weltausstellung 1873 in Wien

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EINLEITUNG. 
, Diu Quartärbildungeu Schwedens sind 
theils glaeiale, theils postglaciale. Am älte 
sten unter den ersteren ist der sog. Trümmer 
grus (Moränenschutt), welcher grösstentheils 
aus der Bodenmoräne des früheren Binnen 
eises besteht, gebildet durch Zertrümmerung 
des unterliegenden Berggrundes, dessen Be 
schaffenheit daher auch gänzlich die des 
Trümmergruses bedingt. Wo dieser wäh 
rend einer späteren Periode unter den Meer 
spiegel hinabgesenkt war, ist er mehr oder 
weniger vollständig von den Berghöhen hin 
abgespült und in den Thälern von marinen 
Ablagerungen bedeckt worden. Oberhalb 
dieser marinen Grenze, welche hauptsächlich 
durch das Vorkommen des glacialen Thons 
bestimmt wird und deren Lage im mittleren 
Schweden etwa 500' (150"'} über dem 
jetzigen Meerspiegel angenommen werden 
kann, bildet der Trümmergrus mit seinen 
Massen von Steinen und Blöcken fast ohne 
Unterbrechung die Oberfläche des Bodens 
und verbirgt beinahe ganz vollständig den 
Felsengrund. Unterhalb der erwähnten 
Grenze dagegen, welche sich übrigens ge 
gen N. etwas hebt, sich aber gegen S. senkt 
[und in Skäne nur auf 50'—100' (15 m —30'") 
hinaufreicht] treten oft entblösste Theile 
der Bergoberfläche hervor, umgeben von den 
Sand- und Thonablagerungen der Quartär 
periode, welche letzteren dort im Allgemei 
nen den grossem Theil der Oberfläche des 
Bodens bilden. 
Zu den eigentümlichsten Quartärbildun 
gen gehören die so häufig, am meisten in 
den Ebenen des Mälarthales, vorkommenden 
Handrücken (oder Rollensteinrücken), wel 
che, beinahe ausschliesslich aus geschichte 
tem, mit gerollten Steinen untermischtem 
Sand und Grus bestehend, lange, gewöhn 
lich schmale, bisweilen scharfrückige und 
hohe, meistens sich von S. gegen N. er 
streckende Bildungen sind, denen man auf 
etwa 200—300 Kilom. folgen kann. Ein 
Theil von Stockholm ist auf einem solchen 
Sandrücken erbaut. 
Von postglacialen Gebilden kommen 
theils marine Thone vor, welche gleichwohl 
nur in der Nähe der jetzigen 'Küsten an- 
getroffen werden, theils Fluss- und Süss- 
wasser-Ablagerungen, von welchen letzteren 
aber nur die in allen Theilen des Landes 
zahlreich auftretenden Torfmoore eine grö 
ssere praktische Wichtigkeit besitzen. 
Aus den jetzt angedeuteten geologischen 
Verhältnissen geht hervor, dass die Anbau 
fähigkeit des Landes einem wesentlichen 
Theile nach von der Lage innerhalb oder 
ausserhalb der Grenze des Gebietes der quar 
tären und marinen Ablagerungen und in 
letzterem Falle auch von der Beschaffenheit 
des Berggrundes abhängig ist, weil dieser 
den Trümmergrus bestimmt, welcher dort 
wo die marinen Thone fehlen, zur Erhaltung 
von Kulturland hauptsächlich in Anspruch 
genommen werden muss. Wenn der Trüm 
mergrus auch infolge der steinigen Be 
schaffenheit schwer und mühsam in Kultur 
zu setzen ist, so giebt er doch im Allgemei 
nen ein keinesweges undankbares Erdreich, 
und wo stark thon- oder kalkhaltige Erd 
arten sich als Material in demselben be 
finden, bildet er gewöhnlich einen ausge 
zeichneten Kulturboden (z. B. in Skäne). 
Die marinen Thone dagegen sind infolge 
ihrer Steinfreiheit leicht zu bearbeiten, daher 
dieselben überall, wo sie verkommen, gröss 
tentheils schon für den Ackerbau in An 
spruch genommen sind. In Gegenden, wel 
che im Süden von kalkreichen Formationen 
liegen, hat der glaeiale Thon immer einen 
grösseren oder geringeren Gehalt (20—30 
% ist nicht ungewöhnlich) von kohlensaurer 
Kalkerde, wodurch seine Fruchtbarkeit nicht 
unbedeutend vermehrt wird (z. B. der Mer 
gel in Uppland). 
Ein auffallender Unterschied in der Ver- 
theilung der Ackerde zeigt sich zwischen 
denjenigen Gegenden, in denen’das Kultur 
land Trümmergrus ist und denjenigen, wo 
es aus Thonablagerungen besteht. In erste 
ren liegen die Äcker im Allgemeinen auf 
den Absätzen der Höhen und bilden selten 
grössere Felder, sondern gewöhnlich zer 
streute kleinere Stücke, oft in unregelmä 
ssigen Formen. In dem Gebiete der mari 
nen Thonablagerungen dagegen ist das an 
gebaute Land hauptsächlich auf diese con- 
centrirt und die übrigen Erdarten sind ge 
wöhnlich der Waldvegetation überlassen. Die 
Ackerfelder sind dort auch im Allgemeinen 
grösser und .zusammenhängender. 
Klima. 
Das Klima ist in Schweden wie in Nor 
wegen in Verhältniss zu der nördlichen Lage 
sehr milde, was man dem lauen Wasser des 
Golfstroms, der die Küsten Norwegens be-
	        
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