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ganz bestimmte Kennzeichen hat,
werden wir der Welt interessant
und mit unserer Leistung will-
kommen sein.
Es gilt, unsere Art zu erhalten;
dies wird die Aufgabe und Pflicht
aller sein, welche den Nachwuchs
zu erziehen und die Ateliers, Werk-
Stätten und Manufakturen zu führen
haben. Nicht Staatsbetriebe wollen
und brauchen wir, sondern eine
Zusammenfassung der Schaffenden
aus freiem Ermessen und in einer
außergewöhnlichen Organisation,
wie sie den außergewöhnlichen
Zeiten entspricht.
Gelingt uns dies, kehren wir
zurück zur Arbeitskultur unseres
alten Werkstattbetriebes, der ganze
aufrechte Menschen erfordert und
auch erhalten kann, erobern wir
diesem Lande seine Stellung nicht
Kunsxschau 1920.
Silbervase, Entwurf von Professor Josef Hoffmann, aus- _ _
geführt von a" Wiener Werkstätte als politisches I-Ierrschafts-, aber als
Wirtschafts- und I-Iandelszentrum
für weite Gebiete zurück, die an der Erhaltung unseres Daseins und unserer
Mittlerrolle ein Interesse haben, erkennen die Leiter des Staates wie ehedem,
daß die Pflege der Edelarbeit ein Politikum ist, dann können wir im Ver-
trauen auf eine neue Entwicklung unserer Kräfte erwarten, daß aus den
Werkstätten heraus und durch ihre wirtschaftliche Stellung und Wirkung
ein neues verjüngtes Österreich entsteht, das sich sein Leben selbst sichert
und seinen Rang unter den Völkern dauernd behauptet.
Aber auch weit über das Wirtschaftlich-Materielle hinaus wird die Pflege
und Vertiefung der heimischen kunsthandwerklichen Arbeit, welche selbst
ein Geistiges ist, zu einer geistigen Erneuerung und zur sittlichen Hebung des
Volkes beitragen können: der Widerstreit zwischen manueller und geistiger
Arbeit, in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Funktion, ist heute zum Schlag-
wort geworden, das nach Deutung verlangt. Nur was wir qualifizierte Arbeit
nennen, kann diese trennende Kluft überbrücken. Sie ist nicht rein manuell,
sie ist nicht rein geistig, sie ist, wenn sie leistet, was sie soll, das eine wie
das andere.
So ist das Problem der künftigen wirtschaftlichen Stellung des Kunst-
handwerks nicht nur ein nationalökonomisches, sondern auch ein sozial-
politisches und sozialethisches Problem. Der Wert des Menschen steigt
durch den Wert der Arbeit, die er leistet, nicht nur im materiellen, auch im