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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 7, 8, 9 und 10)

des epischen Bandes, das diese Gestalten umfiicht und verbindet, ist - 
vielleicht das unbewußte _ Geheimnis des Künstlers. Gewiß aber bleibt: 
hier trägt Kunst Frühlicht des Wissens von neuer Zeit auf der Stirne! 
Welche Fülle an Ideen in ihrem Schöpfer lebt, denen nie Form zu 
werden vergönnt ist, zeigt die kleine Auswahl erster Festhaltung in den 
silhouettierten Pinselzeichnungen des zwölften Raumes. Eines der Blätter 
trägt in der merkwürdig omamentalen Schrift I-Ianaks die Beifügung: „Gebet 
es auf, ihr Männer, eine Welt aufzubauen, wisset, daß ihr es nie im Stande 
gewesen." 
Dem Raume Hanak gegenüber liegt der dreiteilige Raum für Gustav 
Klimt (T 1918), Koloman Moser (1- 1918) und Egon Schiele (1- 1918) mit zwei 
Plastiken von Franz Metzner (1- 1919) und einer Vitrine mit Zeichnungen 
und Aquarellskizzen von Otto Lendeke (T IgI8). 
Im Werke Koloman Mosers prägt sich ein Typus spezifisch öster- 
reichischer Bildung aus. Die Schönheit, die Adalbert Stifter in der Natur 
suchte und fand, bietet sich auch in den Werken Mosers. Erhabene Hoch- 
landsarchitektur, aus rhythmischen Linienzügen erbaut, übergossen und ver- 
klärt von einem ruhigen, starken Farbton der Atmosphäre; der Zauber ver- 
sonnener, friedlicher Plätze, endlich die dichterische Natursymbolik, die uns 
Naturvorgänge durch Einkleidung in menschliches Gleichnis naheführt. Die 
schlummernde Keimkraft der Erde kleidet sich in schlummemde Mädchen- 
körper. Eine zarte, durch den Raum getragene Mädchengestalt versinnbild- 
licht die über die Landschaft streichenden Lüfte. In seinen Bühnenszenen 
zeigt sich neben der Beherrschung wirksamer Stimmungsbereitung eine 
ungewöhnliche Elastizität in den Lösungen der wechselnden Forderungen. 
In einem anderen, 
viel tragweiteren Sinne 
ist das Werk Klimts 
mit seinem synthetischen 
Charaktereinevorbildlich 
österreichische Schöp- 
fung. Ein SchatTender 
mag ein paar Lebens- 
alter lang unter seinen 
Mitmenschen leben, ihre 
Einstellung auf seinWerk 
wird sich nur wenig 
ändern. Hingegen di- 
stanziert nach seinem 
Tode jede verrinnende 
Stunde mit so beschleu- 
nigter Geschwindigkeit, 
Kunstschau 1920. Silberner Aufsatz, Entwurfvon Professor josefHoffmann,  dle Betrachtungs' 
ausgeführt von der Wiener Werkstätte WGISC In kürzester Zeit 

	        
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