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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 7, 8, 9 und 10)

erschlossen wurde. Wir sehen seine Farben sich von der gegenständlichen 
Welt zurückziehen und sich läuternd nach eigenlebigen Wirkungszonen 
ordnen. Gedenke man nun noch des anderen, abstraktionistischen Weges, 
des Kubismus, der hier durch keine Manifestation vertreten ist und in gleicher 
Hingabe dem sinnfälligen geistigen Erlebnis der absoluten Raumform nach- 
strebt, so werden wir im ganzen Umfange des Ringens gewahr, in dem Kunst 
sich um die sinnliche Erkenntnis müht. Wir sehen zwei Wege sich strecken: 
dort wird ererbte, von jedem erst wieder neu zu erwerbende Tradition der 
künstlerischen Umsetzung von Wahrnehmung in Ausdruck entwicklungs- 
mäßig weitergeführt, hier, allein folgend den intuitiven Kräften der Phantasie, 
Vordringen auf nie begangenen Wegen. Und erst bis diese Wege sich be- 
gegnen in neuer Errungenschaft, kann die Offenbarung in Schieles Werk 
allen verständliche Sprache sein. 
Der Raum XII vereinigt noch eine Anzahl Griffelblätter von Emil Orlik, 
A. Kubin, Franz Zülow, Gertrud Zuckerkandl-Steckel, Emma Schlangen- 
hausen, H. Schröder, gerade soviel, „um ihre Hand zu weisen". 
Der nächste langwandige Saal enthält an hundert Katalognummern von 
Theaterinszenierungen und Figurinen. Davon dreißig der klassischen Lö- 
sungen von Hofrat Alfred Roller, benachbart Koloman Moser. Die Grotesken 
von Richard Teschner, Phantastik M. Snischeks, ferner Bernd Steiner, 
O. Laske, E. Stella, Paris Gütersloh und dem zuletzt in diesen Wirkungs- 
bereich Gelangten, Professor Oskar Stmad. Dieser allerdings mit der ge- 
wichtigsten Beisteuer, einem in Plänen und Rissen vollkommen ausgearbei- 
teten Theaterprojekt mit einem Fassungsraurn von 3430 Sitzplätzen. Das 
Theater repräsentiert sich als Rundbau mit gegiebeltem Säulenvorbau des 
Portals. Das Äußere, von der knappen, formstrengen Askese Strnads 
beherrscht, erinnert an den Ernst frühchristlicher Bauten. Die Pläne ent- 
hüllen überraschende, vielleicht entscheidende Neuerungen. Ein Abstand 
von vier Metern zwischen dem äußeren Mauerzylinder und dem den Zu- 
schauerraum umschließenden inneren nimmt eine drehbare Kreisscheibe 
als rundlaufender „Bühnenwagen" ein. Auf ihm wird die Szene erbaut und 
dann in den Sektor des Amphitheaterraumes der Zuschauer gedreht. Im 
Umfange dieses Sektors ist die innere Zylinderwand durch Pfeilerstellung 
durchbrochen, so daß die Blickrichtung eine horizontweite Ausschau gewinnt. 
Damit ist das oblonge Rechteck der Guckkastenbühne in genialer, Raum 
mehrender Lösung überwunden. Die geänderten Raumverhältnisse gestatten 
eine zonenweise Gliederung der Bühne, bis hinein in das umfassende Halb- 
rund des Amphitheaters. Die Ausführung des Projektes muß dank seiner 
neue Situationen schaffenden Einrichtung epochal wirken und auf die Ent- 
Wicklung der Bühnenkunst Einfluß nehmen. 
Von weniger kostspieligen Voraussetzungen erschwerte Wirklichkeit 
aus dem Bereich des Bühnenspieles gewährt ein Blick aus dem Portal des 
Saales auf die Freilichtbühne der Kunstschau vom Architekten Ernst Licht- 
blau im Museumsgarten. Die mittleren Pfeilerräume einer Betonpergola
	        
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