„Einrichtung" für sein ganzes Leben beizuhalten.
Der vorläufig gehemmte Anreiz zur wechselnden
Gestaltung der Umgebung wird auch mit der Ord-
nung der Produktionsverhältnisse wieder erwachen.
Tendenz geworden, folgert daraus die Neigung zur
Modenbildung. Die Mode aber wertet nach den
Wirkungserscheinungen, nicht nach den Konstruk-
tionsforrnen und überläßt die Akzentgebung dem
Spiel der individuellen Geschmacksregungen. Das
Schaffen Dagobert Peches kommt dieser Entwick-
lung entgegen. Warum sollen bunte Farben nicht
auch einen Kasten schmücken und mit dem Kasten
das Zimmer? Werden die breiten Flügel geöffnet,
strahlen neue Farben aus ihm, mit ihnen andere
Nervenschwingung, geänderte Stimmung. Ja, alles
im Raum scheint Leben zu haben, da unsere Augen
ihre Farben in neuen Beziehungen sehen. Dann die
mannigfaltigen Pappkassetten; posierend, kokett,
witzig, phantastisch, gerade die flüchtigen Eigen-
schaften, auch die unterhaltlichsten an den Menschen
im geselligenVerkehr, hat des Künstlers Laune diesen
flüchtigen Dingen verliehen. Sie wären natürlich un-
angebracht an wuchtigen Eichenkassetten oder gar
an traditionsbeschwerter Bronze. Oder die Blume,
nein, Gebilde aus richtigem braunem Leder, in quali-
Kunstschau 1920. . _ _ .
Exglas, Entwurf von Professor tativ wertiger, sorgsamer Handarbeit blattweise ge-
1"" H"H"'a""' amsgefüh" w" schnitten, geformt, geschmiegt. Sieht so seltsam wie
der Wiener Werkstätte _ _
eine Blume aus. Nicht nachgemacht. Sondern das
Gebilde ist so organisch geformt, wie etwa eine Pflanze ihre Blüte entfaltet.
Und das ist Romantik, die wir auch an den ernsten Spielen unserer Urgroß-
väter lieben, die noch Sammlung fanden zu sinnbildlicher Beschäftigung. Daß
den Künstlerinnen der Wiener Werkstätte der Einfall mit den bunten Kästen
willkommen war, ist begreiflich. Felice Rix, Marie Likarz, Mathilde Flögl,
Hilda Jesser nahmen den Wettbewerb auf und jede wußte ihre Schöpfung
zu individualisieren. Hier chinesisch, dort pompejanisch, die bebänderte
Bauemweise und die primitive Negerweise flott karikiert. Anders außen,
anders innen, anders rechts und anders links. Wie anders präsentieren sich
dagegen die Möbel von Hugo Gorge in ihrer sachlichen Eleganz mit den neu-
erfundenen Beschlägen. Aber phantasievolle Werkform zeichnet auch seine
Kredenz aus, am Eingang vor die grün-schwarze Rebenrankentapete Dagobert
Peches gestellt. Das seriösere Gebiet des Holzflächenschmuckes hat Architekt
Viktor Lurje erwählt, Intarsien, streng im Stil der frühen Renaissanceforrnen.
Julius Zimpel holt aus der Drechselbank die Rotationsformen seiner Schach-
figuren, ebenso seines Spielzeuges. Aus Holzpiiöckchen formt Vera Maria