Gesichtspunkten erge-
ben sich zwei Haupt-
gruppen: Figuren in
fester Form, meist aus
Holz geschnitzt, selte-
ner aus einer anderen
Masse, und Figuren mit
Wachsköpfen und Stoff-
bekleidung, ohne be-
stimmteForrn. Die Salz-
burger Krippen, auch
die besseren Werke,
gehören unter den Be-
griff der Volkskunst,
dürfen nicht nach dem Abb. l. Flucht nach Ägypten, von Hitzl, um x785
Maßstab der großen
Kunst beurteilt werden. Denn die Krippenbauer waren in der Regel Kunst-
handwerker, außerdem ist das Wesen der Krippeniigur völlig verschieden
von dem der großen Kunst.
Die Figuren der italienischen, namentlich der neapolitanischen Krippen
sind Kunstwerke im Sinne der großen Kunst, ins Kleine übertragene Monu-
mentalplastik, aber es fehlt ihnen gerade die Eigenschaft, die wir Gegenwarts-
menschen in der Krippendarstellung hochschätzen, die kindlich volkstümliche
Auffassung, das ist die Kunst, die aus dem ursprünglichen reinsten Empfinden
des Naturmenschen hervorgeht, nicht getrübt durch angelernte Kunstart.
Von diesem Gesichtspunkt aus sind die nordischen Krippen zu betrachten.
Das barocke Zeitalter war wie geschaffen, eine solche Kunstgattung zur
hohen Blüte zu bringen. Das Wiedererwachen der religiösen Bewegung
und im Zusammenhang damit der religiösen Kunst, die zu einer wahren
Volkskunst wurde, das Ineinandergreifen aller drei Kunstgattungen, besonders
der Malerei und Plastik, der großartige Aufschwung des barocken Theaters,
die geistige Auffassung mit der Betonung des Gefühlslebens und damit ver-
bunden die Freude am Erzählen bilden die Grundlage. Im XVIII. Jahr-
hundert hielt die Krippenkunst gleichen Schritt mit der großen Kunst. Nach-
her ist sie rasch veraltet. Der altertümliche barocke Charakter blieb bis tief
ins XIX. Jahrhundert; die lebhaften gegensätzlichen Bewegungen, heftig
iiatternde Gewänder zeugen hiefür. Am längsten erhalten sich die barocken
Motive. Kommt in der großen Kunst das Zurückbleiben einem Stillstand
gleich, so verschmilzt in der Krippenschnitzerei mit dem altertümlichen Charak-
ter die volkstümliche Auffassung zu einer neuen künstlerischen Einheit.
Gleichwohl bleibt das Vorbild für die geschnitzte Figur die Großplastik, an
die sich der Schnitzer bald mehr, bald weniger anlehnt.
Diese Richtung vertritt die Salzburger Schnitzerfamilie I-Iitzl, deren
Werkstätte eine Reihe der ausgestellten Krippen entstammen; hergestellt in