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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 11 und 12)

Gesichtspunkten erge- 
ben sich zwei Haupt- 
gruppen: Figuren in 
fester Form, meist aus 
Holz geschnitzt, selte- 
ner aus einer anderen 
Masse, und Figuren mit 
Wachsköpfen und Stoff- 
bekleidung, ohne be- 
stimmteForrn. Die Salz- 
burger Krippen, auch 
die besseren Werke, 
gehören unter den Be- 
griff der Volkskunst, 
dürfen nicht nach dem Abb. l. Flucht nach Ägypten, von Hitzl, um x785 
Maßstab der großen 
Kunst beurteilt werden. Denn die Krippenbauer waren in der Regel Kunst- 
handwerker, außerdem ist das Wesen der Krippeniigur völlig verschieden 
von dem der großen Kunst. 
Die Figuren der italienischen, namentlich der neapolitanischen Krippen 
sind Kunstwerke im Sinne der großen Kunst, ins Kleine übertragene Monu- 
mentalplastik, aber es fehlt ihnen gerade die Eigenschaft, die wir Gegenwarts- 
menschen in der Krippendarstellung hochschätzen, die kindlich volkstümliche 
Auffassung, das ist die Kunst, die aus dem ursprünglichen reinsten Empfinden 
des Naturmenschen hervorgeht, nicht getrübt durch angelernte Kunstart. 
Von diesem Gesichtspunkt aus sind die nordischen Krippen zu betrachten. 
Das barocke Zeitalter war wie geschaffen, eine solche Kunstgattung zur 
hohen Blüte zu bringen. Das Wiedererwachen der religiösen Bewegung 
und im Zusammenhang damit der religiösen Kunst, die zu einer wahren 
Volkskunst wurde, das Ineinandergreifen aller drei Kunstgattungen, besonders 
der Malerei und Plastik, der großartige Aufschwung des barocken Theaters, 
die geistige Auffassung mit der Betonung des Gefühlslebens und damit ver- 
bunden die Freude am Erzählen bilden die Grundlage. Im XVIII. Jahr- 
hundert hielt die Krippenkunst gleichen Schritt mit der großen Kunst. Nach- 
her ist sie rasch veraltet. Der altertümliche barocke Charakter blieb bis tief 
ins XIX. Jahrhundert; die lebhaften gegensätzlichen Bewegungen, heftig 
iiatternde Gewänder zeugen hiefür. Am längsten erhalten sich die barocken 
Motive. Kommt in der großen Kunst das Zurückbleiben einem Stillstand 
gleich, so verschmilzt in der Krippenschnitzerei mit dem altertümlichen Charak- 
ter die volkstümliche Auffassung zu einer neuen künstlerischen Einheit. 
Gleichwohl bleibt das Vorbild für die geschnitzte Figur die Großplastik, an 
die sich der Schnitzer bald mehr, bald weniger anlehnt. 
Diese Richtung vertritt die Salzburger Schnitzerfamilie I-Iitzl, deren 
Werkstätte eine Reihe der ausgestellten Krippen entstammen; hergestellt in 

	        
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