Abb. g. Holzkrippe von Hitzl, Anfang des XIX. Jahrhunderts
zum Schein ein Bretterdach angehängt ist, an dem eine Säule fehlt - kaum
bemerkbar- und Ruinenstücke den Verfall andeuten sollen. An den Wänden
und auf der Höhe schweben Wolken und Engel im Triumph. Über den
Berg führt der Blick weit zurück in eine morgenländische Palmenlandschaft.
Wie rechts der Fels, so vermittelt links die große Palme den Übergang. Die
Formen der gemalten Landschaft sind naturalistisch im Sinne des XIX.]ahr-
hunderts, die Auffassung gehört der Romantik an. Die Verbindung so ver-
schiedener Bestandteile ist höchst phantasievoll gestaltet. Die Barock-
landschaften sind mehr Phantasien als Erinnerungsbilder. Nun wird man
historisch, zeichnet die Gegend getreuer nach der Wirklichkeit, baut davor
Felsen und Schluchten mit hohen Brücken aus der heimatlichen Bergwelt
und setzt mitten hinein einen rauschenden Barockaltar. Zugleich ist diese
Landschaft ein Bild der frühen Romantik.
Die Krippe von 1850 (Abb. 10) zeigt eine idealisierte Naturlandschaft
im Sinne der religiösen Malerei des vergangenen ]ahrhunderts. Das Motiv
hat sich ein wenig geändert. Die Verbindung von wirklicher und gemalter
Landschaft ist geblieben; aber der Krippenberg ist anders gebaut: die vor-
tretenden Flügel, die einen Hof einschlossen, sind weggefallen, vielmehr ein
Teil des Ganzen geworden. Der Berg erstreckt sich nur nach einer Richtung,
gleichlaufend mit der Bildebene, und die Figuren bewegen sich in der Land-
schaft selbst. Die Bühne ist - wie die Seiteniiügel - in den ganzen Raum
miteinbezogen. Denn es entspricht nicht der Naturauffassung des XIXJahr-
hunderts, bloß einen Hintergrundsrahmen für die Figuren zu bilden, sondern
sie wollte die enge Verbindung von Menschen und Landschaften herstellen,
die Figuren als einen Teil der Natur auffassen. Die Natur ist vereinfacht,
einzelne Erinnerungsbilder sind zu einem neuen Naturbild zusammengestellt.
Die Anordnung ist dreiteilig, der mittlere Teil als Hauptstück betont. Die