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ALTWIENER PORZELLAN IN DER BRÜNNER
SAMMLUNG RUDOLF STEIN 50' VON JULIUS
LEISCHING-BRUNN 50'
w.
NTER den jüngeren, aber in Vorkriegszeit ent-
standenen und an Porzellan nicht armen Privat-
Sammlungen Brünns nimmt die Sammlung Rudolf
Stein besondere Beachtung in Anspruch. Sie hat
sich nicht auf Altwien beschränkt, aber darin
gerade doch beste Auslese erzielt und hält auf
hohen Rang und Mannigfaltigkeit, ohne bloß dem
sinnfällig Schönen nachzujagen. Das zeigen gleich
die ersten, ältesten Stücke.
Die eirunde Schüssel (Abb. I) gehört der
Frühzeit um 1725 an, wie sie durch die datierte Schüssel mit eng verwandter
Malerei im Besitze des regierenden Fürsten von und zu Liechtenstein und
durch das Porzellanzimmer im Österreichischen Museum festgelegt ist. Die
hier abgebildete Schüssel ist flach, mißt 27'8 zu 21 Zentimeter und hat einen
schon barock gewellten Rand, mit gemaltem Goldnetz verziert. Im Gegen-
satz zur späteren Beherrschung der Fläche und entsprechender Austeilung
bedeckt die große Zeichnung hier - mit den üblichen Tuffelsen, daraus auf-
steigenden Blütenzweigen, Reiher und Käfer - buntfarbig fast die ganze
verfügbare Fläche. Die Malerei ist ganz hell, strahlend, ja von festlicher
Heiterkeit.
Noch deutlicher zeigt die gekrönte Wappentafel (Abb. 2) den Übergang
Altwiens vor der Marke von den ersten Nachahmungen „indianischer"
Vorbilder zu barocker
Prachtbefriedigung. Wie
in den Wandleuchtern
desDubsky-Zimmersund
seltenen anderen Be-
legen (Österreichisches
Museum] handelt es sich
auch bei dieser eirunden,
in der Mitte gewölbten
Platte um ein Reflex-
schild für die Kerze, wie
sie im XVII. Jahrhundert
aus Messing getrieben
worden waren. Die klei-
ne Einbuchtung am un-
teren Ende der profilier-
ten Umrahmung läßt den Abb, ., Schüssel, um m5
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