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graviert und mit dem Stiche] ziseliert ist. Drei Spangen, die mit Blattwerk
besetzt sind, verbinden die Fassung auf Deckel und Cupa. Die oberen
Abschlüsse der Cupaspangen tragen je ein leeres Wappenbildchen. Im
Deckelinnern liegt unter der Kristallplatte ein graviertes rundes Silber-
medaillon mit dem Brustbild einer V
jungen Frau in Frührenaissancetracht.
Im Pokalinnem ruht, gleichfalls unter
dem schützenden Kristall, eine grie-
chische Diadochenmünze mit Bacchus-
kopf, dessen Haare, mit Efeu bekränzt,
hinten in eine hornartige Windung aus-
laufen (nach Lehners Beschreibung).
Der obere Rand der Cupa und der
flache Fußrand sind mit je acht rörni-
schen Kaiserdenaren besetzt. Die gra-
vierte Omamenük der Silberteile besteht
der Hauptsache nach aus Laubwerk-
und Bandelwerkfriesen im Stile der
späteren Frührenaissance. Die Ver-
bindung des Nodus mit dem Fuße bil-
den drei gegossene hübsche geflügelte
Engelsköpfchen auf Tierfüßchen. Das
ganze Werk in seiner delikaten, äußerst
geschmackvollen Durchführung spricht
dafür, daß sein Meister die Formen der
Augsburger Renaissance um 1530 bis
1540 vollkommen beherrschte und wohl
auch dort seine Lehrzeit durchgemacht
hat. Auf der Unterseite des Fußes
erblicken wir unter dem Krütall das
Wiener Stadtzeichen eingeschlagen,
und zwar in der bei Rosenberg" ab-
gebildeten Form, die nach Rosenberg
und Knies" für vierzehnlötiges Wiener
slber vom Ende des Jahrhunderts Abb. z. Kristzllpokal mitWiener Silberfassung
bis x674 üblich war. Diese Angabe wird ' (Museum z" Sxgmmnge")
durch den Sigmaringer Pokal insofern berichtigt, als diese Marke mit den
zwei flankierenden Punkten schon gegen das Ende der ersten Hälfte des
XVI. jahrhunderts angewendet wurde. Leider läßt sich auf dem Pokal ein
Meisterzeichen nicht entdecken, aber die Tatsache, daß das feine Werk in
Wien entstand, beweist zur Genüge die hohe Blüte des Goldschmiede-
handwerkes während der Renaissance in der alten Kaiserstadt.
' „Der Goldschmiede Merkzeichen", z. Auflage, Nr. 5065.
u: „Die punzigrung in Österreich". 1896, Seite 70, Tafel II, Fig. 3.
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