2. EIN WIENER GNADENPFENNIG
AUS DEM LETZTEN VIERTEL DES
XVI. JAI-IRHUNDERTS.
In der an wertvollen Habsburger-
Medaillen so reichen Sammlung der Herren
Brüder Dr. Alexander Hirsch und Haupt-
mann Otto Hirsch zu Troppau befindet sich
ein recht interessanter Gnadenpfennig aus
vergoldetem Silber. Die Vorderseite (Abb. 2)
trägt das Brustbild des Kaisers Maximilian II.
und erweist sich als ein Abguß der r575
datierten und auf den Originalexemplaren
_ _ signierten Gußmedaille von Antonio Abon-
des xäbiZgrxisliisigitrlgizngäimhy die," nur hat der den Nachguß ausführende
Troppau) Goldschmied das Monogramm dieses Me-
dailleurs wegretuschiert. Die Rückseite
(Abb. 3) des Pfennigs, welcher auf dem Original des Abondio das Brustbild
der Kaiserin Maria trägt, zeigt den vortrefflich komponierten Kampf des
heiligen Georg mit dem Drachen, wobei alle Details auf das sorgfältigste
und zierlichste mit dem Stichel, ziseliert erscheinen. Drei auf dem oberen
Rande angebrachte Ösen halten drei Ketten, die sich oben in einem Ring
vereinigen. Unten hängt an einer vierten Öse ein vasenförmiges Abschluß-
glied, welches auf der Unterseite eine kleine eingravierte Rosette trägt. Auf
dem oberen Rande sind das Wiener Stadtzeichen in der bereits angeführten
Form (Rosenberg, Nr. 5065) eingeschlagen und daneben befindet sich das
Meisterzeichen eines Wiener Goldschmiedes (Abb. 4, in vierfacher Ver-
größerung gezeichnet). Das Vorbild für die hübsche Heiligendarstellung der
Rückseite entnahm der Goldschmied wohl einer gleichzeitigen Bleiplakette
oder einer graphischen Vorlage, die ich zur-
zeit nicht nachweisen kann. Kurze Zeit später,
im ersten Viertel des XVII. Jahrhunderts, hat.
dasselbe Vorbild für das Mittelstück einer
großen Nürnberger Zinnschüssel" vorge-
legen, welche mit der Marke des Caspar En-
derlein und der Jahreszahl 1615 bezeichnet
ist. Das Mittelstück allein, aus der Schüssel
ausgeschnitten, befindet sich übrigens in den
Sammlungen des Germanischen National-
museums zu Nürnberg.
Wenn sich auch beide Seiten dieser
Medaille, welche aus Altötting stammt, wohin
"' Domanig, „Ponraitrnedaillen des Erzhauses Österreich",
Tafel XIV, Nr. m2. Abb. 3. Wiener Gnadenpfennig
"" Demiani, „Frangois Briot, Caspar Enderlein und das des XVI. Jahrhunderts (Sammlung Hirsch,
Edelzinn", Tafel 37, Seite 62. Tggppau)