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sie offenbar als Votivgeschenk gespendet worden war, nicht als Original-
schöpfungen erweisen lassen, so ist doch durch die Meistermarke ein neuer
bisher unbekannter Wiener Goldschmiedemeister der Spätrenaissance fest-
gelegt, dessen Name sich wohl auf archivalischem Wege herausfinden
lassen wird. Da die Medaille, wie ihre Fassung durch Ketten beweist,
zweifellos als Gnadenpfennig
gedient hat, dürfen wir ihre
Entstehung unbedingt noch in
die Regierungszeit des Kaj-
sers Maximilian 11., der 1576
starb, setzen, genauer gesagt
in das Jahr 1575, aus welchem
das Original des Abondio ent-
stammt, oder in das jahr 1576.
des XVI. jahr-
hunderte
Ob der Wiener Goldschmied
Andreas Luining, der haupt-
sächlich} Omamentstecher war
-- die Bibliothek des Öster-
Ahlm-Wißner reichischen Museums besitzt
Goldschmied- . R . t t
mm vom eine e1 e von in eressan en
letztenViertel Blattern desselben _ und auf
dessen Namen die beiden Buch-
staben der Meisterpunze passen
würden, in Betracht zu ziehen ist, wage ich angesichts der komplizierten
Arbeitspezialisierung im Kunstgewerbe jener Zeit nicht zu entscheiden,
sondern möchte eher glauben, daß ein anderer Meister anzunehmen ist.
Auch spricht die Tatsache, daß der Buchstabe A in der Punze größer
erscheint als das L, dafür, daß der Vorname des Meisters mit L und der
Geschlechtsname mit A angefangen haben dürfte.
NEUERWERBUNGEN DES ÖSTERREICHI-
SCHEN MUSEUMS AUS DER PALFFY-SAMM-
LUNG so- VON EDUARD LEISCHING-WIEN so
AS Österreichische Museum hat jüngst eine große und
wertvolle Bereicherung seiner Sammlung von
Möbeln und Bronzen erhalten durch die Über-
lassung kostbarer Stücke seitens der Käufer der
Kunstsammlung des im Jahre 1908 verstorbenen
Grafen Jänos Palffy. Das zu Lebzeiten des inter-
essanten kunstverständigen Mannes nur wenigen
Auserwählten zugänglich gewesene Palais in der
Wallnerstraße , ein typisches Werk des guten
Wiener Empirestils aus der I-Iohenberg- und No-
bile-Schule, hat sich dank der Vermittlung des
ehemaligen Oberstkämmerers Grafen Hugo Traun anläßlich der Vorberei-
tungen für die Kongreßausstellung 1896 mir, als dem Vertreter des Oster-
reichischen Museums, zum ersten Male geöffnet. Es gelang, nach Überwindung
einiger Schwierigkeiten, Graf PältTy zur Überlassung einer Reihe der besten
Stücke an die Ausstellung zu bewegen, unter denen der sogenannte Schreib-
tisch Napoleons aus Malmaison und die Isabeysche Miniatur der Bigottini an