und allen ihren Feinheiten meisterte, wie nur die Besten unserer Volksgenossen es ver-
mögen, den Reichtum seiner Gedanken vorbildlich in die edelste Ausdrucksform zu kleiden
wußte. Vor kurzem stand er noch am Rednerpulte des Museums und gewährte dem Audi-
torium durch seinen wundervollen Vortrag über Greco und den Manierismus tiefen Ein-
blick in seine geistige Werkstatt und die ganz neue weite Perspektiven eröffnende Methode
seiner kunstpsychologischen Betrachtung. Sein Andenken wird hoch in Ehren gehalten
werden. Ed. Leisching
OTTQ KÖNIG Mit Otto König, der kürzlich im Alter von 83 Jahren starb, ist der
letzte aus dem Kreise der Künstler dahingegangen, die am Aufbau der Kunstgewerbe-
schule des Österreichischen Museums vor 5ojahren tätig waren; längst sind seine Genossen
dahingegangen, Teirich, dann Laufberger, Sturm, Hauser, Rieser, Storck. König war seiner
ganzen Anlage und Bildung nach Kleinplastiker; aus Meißen gebürtig, hat er das Hand-
werkliche seines Könnens, aber auch die Anmut und Grazie, die seine Werke auszeichnete,
in der Meißner Manufaktur und vom Porzellan gelernt. Temperamentvoll bis ins höchste
Alter, reich an Phantasie und liebenswürdigen Einfällen und von unerschöpflicher, immer
frisch sprudelnder Arbeitslust erfüllt, hat er ein fast unübersehbares Lebenswerk geschaffen,
von dem bei weitem nicht alles zur Ausführung gelangt ist. Denn das Schaffen, nicht das
Hervortreten und Haschen nach äußerem Erfolge war ihm die Hauptsache. Dekorative
Arbeiten, Tafelaufsätze, Brunnen, Weihbrunnen sind ihm am besten gelungen. Auch eine
große Reihe von Grabmonumenten und Porträten, Büsten und Reliefs hat er geschaffen;
unter den ersteren gerieten jene am besten, bei denen das Plastische das Architektonische
überwog. So ist die Büste Ernst Brückes für sich weit besser als das Ganze des Monumentes
im Arkadenhofe der Universität, höchst stimmungsvoll und liebenswürdig das Grabmal,
das er seiner ersten Frau und seinen Kindern auf dem evangelischen Friedhofe setzte, die
ihm während seiner Abwesenheit in Italien vor vielen Jahren binnen wenigen Tagen dahin-
gerafft wurden. Alle Schicksalsschläge überwand dieser wunderbar elastische Mann stets
durch eine künstlerische Arbeit, durch die er sich das Herz erleichterte. Das Österreichische
Museum besitzt einige hervorragende dekorative Bronzen und einen für ihn sehr charakteri-
stischen Weihbrunnen mit Madonna und Kind von ihm. Wer ihn kannte, mußte den
trefflichen Künstler lieb haben, er war ein prächtiger guter Mensch. Seine Schüler ver-
ehrten ihn sehr, eigentlich Schule hat er nicht gemacht. Seinem Wahlvaterlande, an dem
er mit größter Liebe hing, gereichte er zu hoher Ehre. Ed. Leisching
GADERIEDIREKTOR HEINRICH FÜGER UND DER FRAN-
ZOSISCHE BILDERRAUB DES JAHRES 180g. Anläßlich des
letzten Übereinkommens zwischen der österreichischen und der italienischen Regierung
über die an Italien auszuliefernden Kunstgegenstände ist in Tagesblättern und Zeitschriften
von den Eingriffen die Rede gewesen, welche im Jahre xgxg in den Besitzstand der vor-
mals kaiserlichen Sammlungen stattgefunden haben. Dabei wurde auch die Haltung der
Beamten bei dieser Gelegenheit gestreift. Es dürfte in jenem Zusammenhange nicht des
Interesses entbehren, sich dessen zu erinnern, wie in früheren ähnlichen Fällen vorgegangen
wurde. Die Ereignisse des durch den Frieden von St. Germain ja nur formell, aber nicht
virtuell abgeschlossenen Weltkrieges gaben sowohl zu ihrem Beginne als in ihrem späteren
Verlaufe Anlaß, sich mit der Frage zu befassen, was bei ähnlicher Bedrohung des kaiser-
lichen Kunstbesitzes während der Franzosenkriege vorgekehrt wurde. Leider sind die Akten
des Oberstkämmereramtes aus jener Zeit nicht allzu redselig. Immerhin gewähren sie für
die Jahre 1809 bis 18x4 interessante Aufschlüsse, die im wesentlichsten von Eduard von
Engerth in der geschichtlichen Einleitung zu seinem beschreibenden Verzeichnisse der
Gemäldegalerie des Kaiserhauses (1882) benutzt, jedoch in größerer Vollständigkeit meines
Wissens noch nicht veröffentlicht worden sind. Dies soll im nachfolgenden geschehen.