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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 11 und 12)

und allen ihren Feinheiten meisterte, wie nur die Besten unserer Volksgenossen es ver- 
mögen, den Reichtum seiner Gedanken vorbildlich in die edelste Ausdrucksform zu kleiden 
wußte. Vor kurzem stand er noch am Rednerpulte des Museums und gewährte dem Audi- 
torium durch seinen wundervollen Vortrag über Greco und den Manierismus tiefen Ein- 
blick in seine geistige Werkstatt und die ganz neue weite Perspektiven eröffnende Methode 
seiner kunstpsychologischen Betrachtung. Sein Andenken wird hoch in Ehren gehalten 
werden. Ed. Leisching 
OTTQ KÖNIG  Mit Otto König, der kürzlich im Alter von 83 Jahren starb, ist der 
letzte aus dem Kreise der Künstler dahingegangen, die am Aufbau der Kunstgewerbe- 
schule des Österreichischen Museums vor 5ojahren tätig waren; längst sind seine Genossen 
dahingegangen, Teirich, dann Laufberger, Sturm, Hauser, Rieser, Storck. König war seiner 
ganzen Anlage und Bildung nach Kleinplastiker; aus Meißen gebürtig, hat er das Hand- 
werkliche seines Könnens, aber auch die Anmut und Grazie, die seine Werke auszeichnete, 
in der Meißner Manufaktur und vom Porzellan gelernt. Temperamentvoll bis ins höchste 
Alter, reich an Phantasie und liebenswürdigen Einfällen und von unerschöpflicher, immer 
frisch sprudelnder Arbeitslust erfüllt, hat er ein fast unübersehbares Lebenswerk geschaffen, 
von dem bei weitem nicht alles zur Ausführung gelangt ist. Denn das Schaffen, nicht das 
Hervortreten und Haschen nach äußerem Erfolge war ihm die Hauptsache. Dekorative 
Arbeiten, Tafelaufsätze, Brunnen, Weihbrunnen sind ihm am besten gelungen. Auch eine 
große Reihe von Grabmonumenten und Porträten, Büsten und Reliefs hat er geschaffen; 
unter den ersteren gerieten jene am besten, bei denen das Plastische das Architektonische 
überwog. So ist die Büste Ernst Brückes für sich weit besser als das Ganze des Monumentes 
im Arkadenhofe der Universität, höchst stimmungsvoll und liebenswürdig das Grabmal, 
das er seiner ersten Frau und seinen Kindern auf dem evangelischen Friedhofe setzte, die 
ihm während seiner Abwesenheit in Italien vor vielen Jahren binnen wenigen Tagen dahin- 
gerafft wurden. Alle Schicksalsschläge überwand dieser wunderbar elastische Mann stets 
durch eine künstlerische Arbeit, durch die er sich das Herz erleichterte. Das Österreichische 
Museum besitzt einige hervorragende dekorative Bronzen und einen für ihn sehr charakteri- 
stischen Weihbrunnen mit Madonna und Kind von ihm. Wer ihn kannte, mußte den 
trefflichen Künstler lieb haben, er war ein prächtiger guter Mensch. Seine Schüler ver- 
ehrten ihn sehr, eigentlich Schule hat er nicht gemacht. Seinem Wahlvaterlande, an dem 
er mit größter Liebe hing, gereichte er zu hoher Ehre. Ed. Leisching 
GADERIEDIREKTOR HEINRICH FÜGER UND DER FRAN- 
ZOSISCHE BILDERRAUB DES JAHRES 180g. Anläßlich des 
letzten Übereinkommens zwischen der österreichischen und der italienischen Regierung 
über die an Italien auszuliefernden Kunstgegenstände ist in Tagesblättern und Zeitschriften 
von den Eingriffen die Rede gewesen, welche im Jahre xgxg in den Besitzstand der vor- 
mals kaiserlichen Sammlungen stattgefunden haben. Dabei wurde auch die Haltung der 
Beamten bei dieser Gelegenheit gestreift. Es dürfte in jenem Zusammenhange nicht des 
Interesses entbehren, sich dessen zu erinnern, wie in früheren ähnlichen Fällen vorgegangen 
wurde. Die Ereignisse des durch den Frieden von St. Germain ja nur formell, aber nicht 
virtuell abgeschlossenen Weltkrieges gaben sowohl zu ihrem Beginne als in ihrem späteren 
Verlaufe Anlaß, sich mit der Frage zu befassen, was bei ähnlicher Bedrohung des kaiser- 
lichen Kunstbesitzes während der Franzosenkriege vorgekehrt wurde. Leider sind die Akten 
des Oberstkämmereramtes aus jener Zeit nicht allzu redselig. Immerhin gewähren sie für 
die Jahre 1809 bis 18x4 interessante Aufschlüsse, die im wesentlichsten von Eduard von 
Engerth in der geschichtlichen Einleitung zu seinem beschreibenden Verzeichnisse der 
Gemäldegalerie des Kaiserhauses (1882) benutzt, jedoch in größerer Vollständigkeit meines 
Wissens noch nicht veröffentlicht worden sind. Dies soll im nachfolgenden geschehen.
	        
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