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Volltext: Monatszeitschrift XXIII (1920 / Heft 11 und 12)

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Die von den Künstlern in hartem Kampf eroberten Gebiete sind bald wieder an die 
kommerzielle Macht verloren, wenn nicht alle lebensfähigen Kräfte gestützt und bereichert 
werden. Es ist wichtig, daß über diese Fragen ernsthaft nachgedacht und zu ihrer Lösung 
im Sinne des Zusammenschlusses (ier Kräfte wirksam gearbeitet werde. 
IE ORNAMENTE DER NATUR- UND HALBKULTURVOLKERR" 
Der Direktorialassistent am städtischen Völkermuseum zu Frankfurt am Main hat es 
unternommen, ein Thema in gedrängter Form zu behandeln, das mehr noch vom künst- 
lerischen als vom ethnographischen Standpunkt eingehend behandelt zu werden verdient. 
Die Schmuckmittel der Naturvölker sowie jener der prähistorischen Zeiten haben bisher 
vorwiegend von ethnographischer oder anthropologischer Seite Beachtung gefunden; 
sie würden im hohen Grade auf künstlerische Betätigungen fruchtbringend einwirken, 
wenn auch die Kunstliteratur eingehender von ihnen Notiz nehmen würde als bisher. 
Dr. Lehmann bringt ein sehr reiches Material, das er einerseits in einem allgemeinen Teil 
nach den Elementen und Kombinationssystemen, anderseits in einem speziellen Teil nach 
dem örtlichen Auüreten der Formen gruppiert. Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis gibt 
den Hinweis auf die ethnographische Literatur. Ein großer Teil des Materials entstammt 
dem Frankfurter Museum. 
Diese mühsame und sorgfältige Arbeit ist vom Standpunkt der Völkerkunde sicher- 
lich wertvoll und nützlich. Ihr genügen Merkmale und Symptome zum Erkennen und 
Bestimmen von Gattungen und Arten. 
Um künstlerisch wertvoll zu werden, müßte die Sache naturgemäß in anderem Sinne 
gefaßt werden. Für jedes Ornament, wie jedes Schmuckmittel, das sinnvoll angewendet 
ist - und solche Anwendungsweise findet man gerade bei Naturvölkern und primitiven 
Kulturstufen sehr häufig -, ist die Beziehung zum Gegenstand des Schmuckes, seinem 
Zweck und seiner Bedeutung, seinem Material und der Technik seiner Herstellung 
unerläßlich. Ebenso ist die Heranziehung der Farbe wichtig. Die im Flächenschmuck wie 
im Schnitzwerk so begabten Haida- und Tlinkit-Indianer, die Südseeinsulaner und manche 
afrikanische Stämme würden ein ausgezeichnetes Studienmaterial bieten, bei dem Flecht- 
arbeiten, Perlarbeiten, Webereien, Schnitzerei und andere Techniken reich vertreten sein 
könnten. Dabei bildet auch die Beziehung zum Kultus und {u Gebräuchen ein wertvolles 
Moment. 
Solche Arbeit ist bisher nur vereinzelt geleistet worden und wird heute durch die 
Unterbringung des zugehörigen Sammelgutes im Anschluß an naturgeschichtliche Samm- 
lungen sehr erschwert. 
Vielleicht trägt das nützliche Büchlein Dr. Lehmanns dazu bei, die Neigung zu solchen 
Veröffentlichungen zu wecken. In einer Zeit, wo das gesamte Kunstgewerbe von uralten 
Techniken und sehr frühen Schmuckforrnen neue Anregungen erhalten hat, wäre die Ver- 
mehrung des Anregungsmaterials eine sehr verdienstvolle Tat. 
ARBENLEHRE" VON PROFESSOR RAIMUND HEINE" Als 363. Band 
u der nützlichen Chemisch-technischen Bibliothek des Verlages Hartleben erschien 
ein kurzgefaßter praktischer Abril] der Farbenlehre, welchen Professor Alois Raimund 
Hein verfaßte. Die Arbeit ist für Zeichner, Maler und Kunsthandwerker bestimmt und gibt 
darum nicht nur eine knappe Übersicht über die in der Literatur festgelegten Farbentheorien, 
sondern versucht auch, die Farbenpraxis, -ästhetik, -geschichte, -chemie in knappster, 
populärer Form zu bieten. Das Büchlein, das viel Wissenswertes enthält, wendet sich an 
Anfänger und setzt keine Vorkenntnisse voraus, kann darum aber auch nur Anregungen 
bieten, die zum Weiterstudieren hinüberleiten. Zu diesem Zwecke wäre allerdings ein 
Literaturverzeichnis oder wenigstens ein solches der benutzten Werke empfehlenswert 
"f Verlag Joseph Baer ä Co., Frankfurt am Main. 
"i" Verlag A. Hartleben, Wien.
	        
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