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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

Außen zunächst beiderseits aufrechte Figuren, vertikallinig; dann die 
sitzenden, schieflinig wirkenden Gestalten in ihrer Mitte wieder durch wenige 
vertikallinige getrennt. Warum? Phidias hätte herrlich zwei sich aneinander 
anlehnende Götter für diese Stelle verwenden können, wie das Paar 24, 25; 
aber es war nur ein Peplos zu überreichen, und so blieb diese eine Szene der 
Wirklichkeit am treuesten entsprechend für die Mitte aufgespart, inhaltlich 
bedeutsam und auch formal glücklicher; das Götterpaar hätte in der Mitte 
trotz aller kompositionellenVollendung im Einzelnen doch immer „heraldisch" 
gewirkt, wie jene auch in der Mitte vermiedene Gruppe der Westseite; auch 
hätten in der Mitte des Ostfrieses Zeus und Athene zusammentreffen müssen, 
die unmöglich so lässig frei hätten durchgebildet werden können. Man fühlt 
schon, wie wohlerwogen der Plan dieser Seite war, wie schön noch dazu die 
auf ihre Stöcke sich lehnenden Männer zu den sitzenden Göttern allmählich 
überleiten, wie glücklich wiederum von diesen in der Mitte die kleineren 
dienenden Gestalten zum Priester und zulet'zt zur Priesterin als eigentlicher 
Mitteltigur hinüberführen. Zentral, nach innen geschlossen, ist hier alles 
komponiert und umfängt uns unfehlbar mit der hohen, wohltätig alles be- 
zwingenden Ruhe, die Goethe seiner Götterversammlung in der Achilleis 
einzuprägen die Macht hatte: 
„Und es leuchtete sanft die Hallen her. Wehen des Äthers 
„Drang aus den Weiten hervor, Kronions Nähe verkündend. 
„Gleich nun trat er heran aus dem hohen Gemach zur Versammlung, 
„Unterstützt durch Hephaistos' Gebild. So gleitet er herrlich 
„Bis zum goldenen Thron, dem künstlichen, saß, und die andern 
„Stehenden neigten sich ihm und setzten sich jeder gesondert. . . ." 
„Also genossen sie still die Fülle der Seligkeit alle." 
Schon Michaelis hatte" dasselbe Wort „still" für die Stimmung der 
Götterversammlung des Ostfrieses gewählt, und wir können nur immerfort 
„still" mitgenießen an dieser Seligkeit. 
Und sehen wir nicht, können wir nicht sehen, wie Phidias uns so zu 
fühlen zwingt? Auf seine mehrmals schon beobachtete und geschilderte Weise: 
seine diesmal 63 Figuren teilt er nicht in drei mathematisch mögliche Gruppen 
von je 21 Gestalten. Sondern, wie er am Westfries nicht 3x IO, wohl aber 
g + 10 + I 1 zu 30 verband, so wich er auch hier dem starren, verstandesmäßig 
kalten Schema verdoppelt um je zwei Figuren aus und fügte 2I-2 mit 21 und 
21 +2 zu seiner Einheit zusammen. Und da es sich um einen Fries handelt, 
der ruhig wirken, keine ausgesprochene Richtung nach einer Seite hin zeigen 
sollte, so schloß er diesmal an links 23 gleich 19, dann außen 21 an. Das 
erinnert an die Einteilung der 32 Südmetopen: I2 + 9+ n. Und wo stand die 
eigentliche letzte Mittelügur? Genau mathematisch in der Mitte nur hinsichtlich 
der inneren (I9) und innersten (5) Gruppe; aber im Ganzen nicht an 32. 
(31 + r +31), sondern, um einen Platz nach rechts verschoben, an 33. Stelle. 
3' „Der Panhenon", Seite 38.
	        
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