Metopen das Parisurteil dargestellt sei, vielleicht tatsächlich die Richtung, in
der allein eine Lösung des Problems erhofft werden darf. Formal sind ja ganz
klar nur die beiden westlichsten Metopen - man müßte auch hier Metope I
und II sagen - zu einer untrennbaren Einheit durch die symmetrisch sich
vollkommen entsprechende Darstellung der außen die Gruppe umrahmenden,
sitzenden Frauengestalten vereint; hier könnte wirklich in großartiger Weise
die Ursache aller Not und aller Kämpfe im Erisapfel versinnbildlicht worden
sein, welcher den drei unmittelbar um seinen Besitz streitenden Göttinnen, viel-
leicht vorweg andeutend schon einer von ihnen besonders, überbracht würde.
Dies sei, wie es wolle. Jedenfalls bildeten alle 92 Metopen des Außen-
frieses eine inhaltliche Einheit durch die geist- und abwechslungsreiche
Darstellung des einen Themas: Zank und Streit, Kampf und Not! Ein
unendlich tief ergreifendes Variationenwerk über den Grundgedanken: Leid!
Fig. 8. Weltlichster Block des Südfrieses, nach „The P." pl. 72
Inhaltlich bietet das denkbar strikteste Gegenstück der Cellafries mit seinem
Motto: „FreudvollW Formal verlief der Metopenfries von der Nordwestecke
über den Süd- und wohl auch Nordfries nach der Mitte der Ostseite hin; im
Kontrapunkt förmlich dazu verläuft der Innenfries von der Südwestecke über
den Nord- und Südfries nach Osten. Wie eine wahre Doppelfuge wirkt das
Ganze! Man denkt an eines jener kompliziertesten Gebilde der „Kunst der
Fuge", über der unser Thomas-Kantor der Sage nach auf „Letztes" sinnend
die Augen schloß.
Immer höher wächst der Tempelbau empor und wird zu einem jener
Wunderorte, zu welchen die Gebildeten aller Zeiten immer wieder pilgern,
um sich immer von neuem an ihrem Anblick zu stärken. So kamen sie schon
im Altertum zu einem andern Werk des Phidias, zu seinem Zeus, der ihnen
umgeben von zwei Sphinxgestalten, voll befriedet, über allem Leid und aller
Freude zu thronen schien. - Am Parthenon fühlen wir noch eine Lücke
zwischen dem „freudvoll und leidvoll" der beiden Friese; da treten zunächst