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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

Metopen das Parisurteil dargestellt sei, vielleicht tatsächlich die Richtung, in 
der allein eine Lösung des Problems erhofft werden darf. Formal sind ja ganz 
klar nur die beiden westlichsten Metopen - man müßte auch hier Metope I 
und II sagen - zu einer untrennbaren Einheit durch die symmetrisch sich 
vollkommen entsprechende Darstellung der außen die Gruppe umrahmenden, 
sitzenden Frauengestalten vereint; hier könnte wirklich in großartiger Weise 
die Ursache aller Not und aller Kämpfe im Erisapfel versinnbildlicht worden 
sein, welcher den drei unmittelbar um seinen Besitz streitenden Göttinnen, viel- 
leicht vorweg andeutend schon einer von ihnen besonders, überbracht würde. 
Dies sei, wie es wolle. Jedenfalls bildeten alle 92 Metopen des Außen- 
frieses eine inhaltliche Einheit durch die geist- und abwechslungsreiche 
Darstellung des einen Themas: Zank und Streit, Kampf und Not! Ein 
unendlich tief ergreifendes Variationenwerk über den Grundgedanken: Leid! 
 
Fig. 8. Weltlichster Block des Südfrieses, nach „The P." pl. 72 
Inhaltlich bietet das denkbar strikteste Gegenstück der Cellafries mit seinem 
Motto: „FreudvollW Formal verlief der Metopenfries von der Nordwestecke 
über den Süd- und wohl auch Nordfries nach der Mitte der Ostseite hin; im 
Kontrapunkt förmlich dazu verläuft der Innenfries von der Südwestecke über 
den Nord- und Südfries nach Osten. Wie eine wahre Doppelfuge wirkt das 
Ganze! Man denkt an eines jener kompliziertesten Gebilde der „Kunst der 
Fuge", über der unser Thomas-Kantor der Sage nach auf „Letztes" sinnend 
die Augen schloß. 
Immer höher wächst der Tempelbau empor und wird zu einem jener 
Wunderorte, zu welchen die Gebildeten aller Zeiten immer wieder pilgern, 
um sich immer von neuem an ihrem Anblick zu stärken. So kamen sie schon 
im Altertum zu einem andern Werk des Phidias, zu seinem Zeus, der ihnen 
umgeben von zwei Sphinxgestalten, voll befriedet, über allem Leid und aller 
Freude zu thronen schien. - Am Parthenon fühlen wir noch eine Lücke 
zwischen dem „freudvoll und leidvoll" der beiden Friese; da treten zunächst
	        
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