Nr. 20
INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
Seite 225
Chronik.
BIBLIOPHILIE.
(Wichtiger Bibliotheksfund,) In einer Privatbibliothek in
V i b o V a 1 e n t i a (Italien) wurde das einzige Exemplar ei
nes der ersten humanistischen Werke entdeckt. Es ist eine Stu
die über das Hohelied Salomonis, verfaßt von dem ungarischen
Kartäusermönch Andreas Pan non ins. Das Manuskript be
stellt aus 109 Pergamentseiten, reich ausgestattet rnit Minia
turen, trägt das Datum des 16. März 1506 und als Ort die
Kartause von Ferrara.
(Masaryks Schriften.) Der Verlag „Rin" in Prag ist vom
verewigten Präsidenten M a s a r y k mit der Eierausgabe seiner
Schriften bestimmt worden, die bisher nur zu einem geringen
Teil gesammelt erschienen sind. Die Gesamtausgabe wird über
30 Bände umfassen. Einer der schönsten Bände, die erscheinen
werden, ist die weitere Fortsetzung von „Rußland und Europa".
Der Verlag teilt mit, daß er demnächst eine Subskription auf
die Gesamtausgabe auflegen werde. Außerdem wird eine billigere
Volksausgabe erscheinen.
(Wieviel Bücher gibt es auf der Welt?) Auf. dem vor kur
zem im Rahmen der Weltausstellung in Paris abgehaltenen
internationalen Kongreß der Bibliothekare wurden auch An
gaben über die Anzahl von Büchern gemacht, die überhaupt
auf der Welt existieren. Im Laufe der rund 400 Jahre, seitdem
es gedruckte Bücher gibt, sind insgesamt rund 30 M i 11 i o n e n
Bücher erschienen. Es gibt heute eine ganze Re : he von Staats
bibliotheken, deren Bestände über 5 Millionen Bände betragen.
Sie vermehren sich jährlich um etwa 100.000 Bände im Durch
schnitt, aber die Jahresproduktion an Neuerscheinungen be
trägt auf der ganzen Welt rund 200.000 Bücher! Inter
essant war in diesem Zusammenhang auch die Mitteilung,
wem die größte Zahl der Bücher gewidmet ist. Es stellt sich
heraus, daß weitaus an der Spitze Napoleon steht; über
70.000 Bücher beschäftigen sich mit der Person des ersten Kai
sers der Franzosen.
BILDER.
(12 Benczur-Gemälde gegen Lebensrente.) Aus Buda
pest wird uns gemeldet: Zwischen der Stadtvertretung und
den Erben des berühmten Malers Julius Ben czur, seinem
Sohne, dem Universitätsprofessor Julius Ben czur jun. und
seiner Tochter, ist ein Vertrag abgeschlossen worden, wonach
die zwölf in ihrem Besitze befindlichen Bilder des Künstlers,
darunter zwei Selbstporträts, gegen eine Lebensrente in den Be
sitz der Hauptstadt übergeben. Die Kinder, die beide bereits
das 60. Lebensjahr überschritten haben, erhalten bis an ihr
Lebensende je 420 Pengö monatlich. Die Bilder werden in
einem besonderen Benczur-Saal der hauptstädtischen Gemälde
galerie untergebraclil werden.
(Die Madonna von Weilheim.) Die hohenzollerische Ge
meinde Weil heim kann sich rühmen, in der gotischen Sitz
madonna der Urbanskapelle eines der ältesten hohenzollern-
schen Kunstdenkmäler dieser Art zu besitzen. Die Darstellung
der thronenden Madonna mit ' stehendem Kind dürfte in
Schwaben um das Jahr 1300 heimisch geworden und die
Weilheimer Madonna, die ursprünglich ganz vergoldet war,
um 1400 entstanden sein. Durch geldliche Unterstützung des
Landeskommunalverbändes und der staatlichen Denkmalpflege
ist es jetzt gelungen, das altertümliche Kunstwerk wieder in
standzusetzen und es der Nachwelt zu erhalten.
(Freskenfund in Murau.) Im Verlauf umfassender Denkmal
schutzarbeiten, die allerorts in Oesterreich durchgeführt
werden, wurden auch viele wertvolle alte Fresken aufgedeckt
und restauriert. Die letzte Entdeckung wurde im Zuge von
Wiederherstellungsarbeiten an der Stadtpfarrkirche von Mur-
a u gemacht. Diese Kirche ist eines der ältesten und sehens
wertesten Gotteshäuser der Steiermark. An mehreren Stellen
wurden mittelalterliche Wandgemälde verschiedener Größe von
mehrfachen Tünchschichten befreit. Besonders beachtenswert
ist eine sinnbildliche Darstellung der Eucharistie an der Nord
wand des Chores. Das Fresko dürfte aus der Zeit um 1480
stammen. Auch die an den Pfeilern und den Seitenschiffwän
den bereits aufgedeckten Gemälde, die dem 14. und 15. Jahr
hundert angehören, sind sehr wertvoll. Murau, der Hauptort des
oberen steirischen Murtales, wird dadurch um eine bedeu
tende Sehenswürdigkeit reicher.
HANDSCHRIFTEN.
(Zwei unbekannte Haydn-Manuskripte gefunden.) In der
Bibliothek des Fürsten C zartoryski in Krakau wurden
zwei vollkommen unbekannte Haydn-Manuskripte entdeckt, die
vom Meister eigenhändig geschrieben wurden. Die Noten sind
auf einem starken Papier, Format 22,5 zu 32 Zentimeter, ge
schrieben und enthalten auf der ersten Seite eine Widmung
von Josef Ca r pani, der als Dichter am Hoftheater der
Gräfin Constanzia Rzewuska-Lubornirska lebte. In
die Bibliothek des Fürsten Czartoryski kam das Manuskript
Haydns durch Ankauf der Bibliothek Porycki im Jahre 1818,
NUMISMATIK.
(Oesterreichische Doppelschillinge.) Bei der vom 25. bis
27. November im Dorotheum in Wien abgehaltenen Ver
steigerung von Münzen und Medaillen wurden sechs österrei
chische Doppelschillinge, und zwar die mit den Bildnissen
Walthers von der Vogelweide, Mozarts, Haydns, Seipels, Prinz
Eugens und der Karlskirche um 16 Schilling verkauft. Wir
heben dies besonders hervor, weil das Gerücht umgeht, daß die
Doppelschillinge bereits mit einem Vielfachen des Preises be
zahlt werden. Dazu ist kein Anlaß, weil mit Ausnahme des
Doppelschillings mit dem Bildnis Walthers von der Vogel
weide alle anderen im Umlaufe sind. Die Walter von der Vogel
weide-Schillinge wurden zur Zeit des Deutschen Sängerfestes in
Wien ausgegeben und so nahm sich jeder der Gäste minde
stens ein Exemplar zum Andenken mit, was zur Folge hatte,
daß bald keines mehr zu haben war. Nun tauchen aber Exem
plare im Handel auf, die mit dem Aufschlag von 2 bis 4
Schillingen bezahlt werden. Auf die Auktion, die viel des
Interessanten bot, kommen wir In der nächsten Nummer aus
führlich zurück.
(Masaryk-Münzen.) Die von uns angekündigten silbernen
20-Kronen-Stücke zur Erinnerung an den ersten Präsidenten der
Tschechoslowakei F. G. Masaryk gelangen am 21. Dezember
zur Ausgabe. Die Münzen tragen auf der einen Seite das Bild
nis Masaryks, auf der anderen das große Staatswappen. Eis soll
eine Million Stück geprägt worden sein.
(Groschen aus dem 17. Jahrhundert.) Das ostslowakische
Museum in K o s i c e hat eine Sammlung von 238 polnischen,
böhmischen und ungarischen Groschen aus dem 17. Jahr
hundert, die bei Secoves in der Ostslowakei gefunden wur
den, erworben.
(Eine Medaille des Kaisers Alexander Severus.) in der Nähe
des Dorfes Mihalce (Bulgarien) fand ein Bauer eine Bronze
medaille, die Kaiser Alexander Severus, dem bulgarischen
Legionär Marcus Aurelius aus Plowdid verliehen hatte, der
einer Prätorianerkohorte angehörte.
PHILATELIE.
(Versteigerungen,) In der zweiten Dezemberhälfte finden
folgende Versteigerungen statt:
15. bis 17. Dezember in Berlin bei Heinrich Köhler her
vorragendes Europa-Material, 16. und 17. Dezember in Lon
don bei Plumridge & Co. Englische Kolonien, 17. und 18. De
zember, London bei El a r in e r, Rooke & Co. reichhalti
ges Material aller Länder, insbesondere englische Kolonien
und eine Tasmanien-Spezialsammlung. 18. bis 23. Dezember in
Brüssel bei U. Williams, Spezialsammlung von Spa
nien, Belgien, Großbritannien und Kolonien. 20. und 21. De
zember, i.. o n d o n, H. R. H a r m e r, Europa und Vereinigte
Staaten.;
(Sonderblocks.) Sonderblocks kündigen an: Belgien zum
lag der Briefmarke (9. Jänner), Dänemark, Monaco (17.
Jänner, 10 F.-Marke mit dem Bildnis des Fürsten), Französi
sche Kolonien (24 Sonderblocks aus Marken der Welt
ausstellung bestehend).
(Englische Kolonialmarken und Flugpost.) Am 4. Dezember
veranstaltete die Briefmarkenabteilung des Wiener Dorotheums
die Versteigerung einer erstklassigen Sammlung englischer
Kolonialmarken, sowie Flugpostmarken, die bei lebhafter Be
teiligung von Philatelisten und Briefmarkenhändlern einen sehr
guten Verlauf nahm. Hervorzuheben wären insbesondere fol
gende Preise:
Großbritannien, Irland und britische Post
ämter: Post 7 Malta Nr. 16, 35 36, 39, 56, 58, 61, 82,
88 93, 99/100 Sch. 34, Silberjubiläum P 13 Brit. Marokko
Nr. 201/04, Int. Zone Nr. 24/27 Sch. 34, Post 31. Silberjubi
läum, 249 Werte, postfrisch, ganz komplett auf 9 Tafeln
Sch. 560. Britische Kolonien: Post 40 Bahama Nr. 19-
21, 25, 26, 28, 33, 35, 37, 46, 49, 52. 53. 56. 60. 64/66. 91.
92, Sch. 38, Post 53 Britisch-Guinea Nr. 74, 85, 91, 96, 99
(100), 109, 113, 115/16, 122/23, 137, 140, 143, 145, 154
Sch. 30, Posl 61 Britisch-Neuguinea Nrr. 41/55 (ohne Nr. 44,
46) Sch. 32, Post 62 Dass. Dienst Nr. 3, 3a/7, 8 (2), 9 11/34
Sch. 32, Post 75 Canada Nr. 23. 26 Sch. 38. Post 90 Falk
land Nr. 68 Sch. 40, Post 91 Dass. Nr. 69 Sch. 80, Post 92
Dass., Nr. 70 Sch. 250, Post 121 Transjordanien Nr. 173
Sch. 30, Post 122 Dass. Nr. 174 Sch. 80, Post 123 Dass/.,
Nr 175 Sch. 200, Post 134 Nr. 205-19 Sch, 40, Post 141