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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

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war. Wenn man auch für die Tierteppiche, deren Vorliebe für Vogelmotive 
wichtig scheint, etwa auf byzantinische Stoffe als Anreger hinweisen kann," 
beweisen läßt sich aber ein byzantinischer Einiluß noch nicht weiter, höch- 
stens wahrscheinlich machen. 
Gliedert man den durch Abbildungen oder Originale bekannten Bestand 
an orientalischen Teppichen, soweit sie nicht für spezielle Gebrauchszwecke 
gefertigt sind, systematisch nach der Art der Flächenteilung, so ergeben sich 
im großen drei Gruppen: I. die Musterung nimmt auf die durch die Ränder 
festgelegte Fläche des Spiegels Rücksicht und paßt sich ihr an; z. der 
Spiegel ist gleichmäßig mit Ornamenten übersponnen, die ohne Berück- 
sichtigung der Grenzen Muster ohne Ende zeigen; 3. die Musterimg gibt 
nur einen zufälligen Ausschnitt aus einem größeren Ganzen. Es ist ein- 
leuchtend, daß entwicklungsgeschichtlich die erste Gruppe von besonderem 
Interesse ist; denn als ein Hauptprinzip islamischer Ornamentik gilt doch 
mit Recht der Drang ins Grenzenlose, der Reiz der Phantasie durch das 
Unklare, Unübersichtliche. So schließen sich in gewissem Sinne die 
Gruppen 2 und 3 zu einer Einheit zusammen, wenn sie auch prinzipiell 
geschieden werden müssen, da ihre Wirkung eine zu verschiedene ist; die 
eine beruhigt durch die Fülle der Einzelheiten, hält Blick und Phantasie fest 
am Gegebenen, die andere quält und beunruhigt - wenigstens uns! - 
durch das Fehlende. (Es ist meist nur eine Frage des Maßstabes; aber das 
ändert nichts an der Wirkung.) 
Innerhalb der ersten Gruppe muß man wieder drei Unterabteilungen 
scheiden: ein Netz regelmäßiger, geometrischer Gebilde überzieht die Fläche 
und die Koordination dieser einzelnen Kompartimente ergibt die Gesamt- 
musterung; die Musterung gliedert die durchaus als Einheit aufgefaßte 
Fläche durch differenzierende I-Ieraushebung wichtigerer Flächenteile -wie 
zum Beispiel der Mitte und der Ecken -- oder durch die Führung der 
gegenständlich differenzierten Zeichnung an sich; ohne Hilfe geometrischer 
Gebilde deutet ein großzügig geführtes Muster die vorhandene Fläche aus. 
Diesem Versuch von Klassifizierungen" kann natürlich nur der Wert von 
Arbeitsbehelfen zukommen. Er kann und will Mischtypen, die vorläufig über 
den Gang der Entwicklung doch nichts aussagen können, nicht einschließen. 
Denn wie schwer es schon ist, die Sprache der einfachen Typen zu ver- 
stehen, will ich am Beispiel der Gartenteppiche zeigen, die ich in die zweite 
Untergruppe einordne. Es ist allgemein üblich, in ihnen Nachfahren des 
Chosrauschen Frühlingsteppichs zu sehen. Wir wissen aber von dessen 
Zeichnung, wie wir schon sahen, nichts; nach unserer Kenntnis sassani- 
discher Kunstprinzipien ist es als unwahrscheinlich zu bezeichnen, daß der 
starr gliedemde Linienzug der Flächeneinteilung den Eindruck beherrscht 
" So auch F. Sarre in dieser Zeitschrift X (1go7), Seite 506. 
"K Die noch gebräuchliche Einteilung nach der Gattung der Musterung - figurale, vegetabilische, 
geometrische - steht auf der gleichen Stufe wie ein etwaiger Versuch, die Geschichte der Malerei des 
XVII. jahrhunderts nach den dargestellten Vorwürfen zu gliedern. Es kommt doch darauf an, was mit den 
Motiven gemacht wird.
	        
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