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erfassende Fragen dürften für viele diesmal vor mancherlei Einzelfragen
zurücktreten.
Ein illustrierter von Dr. Ludwig Baldaß wieder mit großer Sachkenntnis
und Sorgfalt gearbeiteter Katalog bringt alles Wissenswerte. Zur allgemeinen
Orientierung über die Ausstellung mögen folgende knappen Bemerkungen
genügen, während zur Behandlung einzelner Spezialfragen sich wohl noch
Gelegenheit finden wird.
Zum erstenmal erscheint diesmal eine Folge vonWandteppichen in ihrer
Vollzähligkeit dargeboten. Die sechs französischen Trionfi nach Petrarcas
Dichtung bilden den verstärkten Auftakt der Ausstellung. Leider gestatteten
II. Gohelins-Ausstellung im Belvedere zu Wien.
Moses vor dem brennenden Dornbusch. Lothringen, XVI. Jahrhundert
es die Ausmaße der Wandiiächen nicht, die Einzelstücke genau nach ihrer
gedanklichen Reihenfolge zu bringen, beginnend mit dem Triumph der Liebe
und endigend mit dem besonders großartig komponierten Triumph der Ewig-
keit über die Zeit als der Peripetie des Ganzen. Aber auch so offenbaren
sie die ungeheuere Ausdruckskraft der Gobelinwirkerei, welche gerade in der
zyklischen Ausgestaltung dieser Kunst gelegen ist, und lassen erkennen, wie
die Teile in ihrem entsprechenden Zusammenhang an dekorativer Bildkraft
gewinnen. Die machtvolle Erscheinung der Freskenzyklen wurde durch die
Bildwirkerei auf Länder übertragen, welche der Freskomalerei entbehrten,
ja sie wurde dort sogar häufig genug durch die Wirkkunst überboten.
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