MAK

Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

beim prasselnden Kaminfeuer zu winterlicher Zeit und hier zeigt sich ein 
maienhaft schöner Kinderreiterzug durch eine waldige Gegend im Vorbei- 
ziehen. Die ältere Kunstliteratur kennt diese Tapisserien unter dem Namen 
„Les mois des Lucas", da man sie irrtümlich dem Lucas von Leyden zu- 
schrieb. Ihre Entwürfe dürften auf einen französischen Künstler zurückgehen. 
Aus dem XVII. Jahrhundert stammen auch Brüsseler Bildteppiche nach 
van den I-Ioecke, von Everard Leyniers gewirkt. Sie stellen Monate dar, 
Tierkreis-Personilikationen, von Putten umgeben, und ihre Darbietung ist 
 
II. Gobelins-Ausstellung im Belvedere zu Wien. 
Die Monate Jänner und Februar. Nach Jan van den Hoecke. Brüssel, XVII. Jahrhundert 
insofern von besonderer Bedeutung, als ihnen die entsprechenden Ölskizzen 
des Künstlers aus der Wiener Gemäldegalerie beigegeben sind. Ein Vergleich 
von Skizze und ausgeführter Gobelinarbeit ist außerordentlich lehrreich. Man 
sieht, wie so eine Skizze nicht viel mehr gibt als die allgemeine Komposition 
und eine sehr summarische Andeutung der Farben. Die eigentliche Form- 
gestaltung und das I-Ierausarbeiten all dessen, was das Dekorative des Gobelins 
ausmacht, ist Sache des Wirkers. Selbst ein farbiger als Olgemälde behandel- 
ter Karton, wie er zur „Nacht" Hoeckes in der Ausführung von Peter Tyssens 
auf der Ausstellung zu sehen ist, ist nicht entgegenkommender. Er entbehrt 
all der Dinge, welche die dekorative Eigenart des Gobelins ausmachen und er- 
scheint ganz flau im Vergleich zur fertigen Arbeit. Die Tapissiers verfuhren 
damals noch ganz selbstherrlich im Bewußtsein ihrer besonderen Aufgabe und
	        
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