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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

Q STVVE RTZEI CHEN. Das Ergebnis der Konkurrenz zur Erlangung neuer Brief- 
marken iiir den österreichischen Bundesstaat füllte die große Ausstellungshalle des 
Österreichischen Museums. Der große Aufmarsch an graphischen Arbeiten machte zugleich 
einen erfreulichen wie bedauerlichen Eindruck. Bedauerlich war das Verfehlen der eigent- 
lichen Aufgabe. Das Problem der Schaffung guter, einfacher und geschmackvoller Brief- 
marken war in der alten Monarchie trefflich gelöst worden. Die von Moser, Junk und 
Cossmann seinerzeit geleistete Arbeit war vorbildlich. Leider ist diesmal die Sache nicht so 
glücklich angefaßt worden. Was früher in enger Gemeinsamkeit berufener Künstler mit der 
mustergültigen graphischen Anstalt hervorgebracht war, die gute Porträtmarke der ]ubi- 
läumsserie, die anziehende Wappenmarke und Zilfernmarke des Normalbedarfes, die werbe- 
kräftige Landschaftsserie der bosnischen Regierung waren in ihrer Art reizvoll und tüchtig. 
Diesmal fehlte die richtige Führung. Nach der Seite der Motivenbildung versagte die für den 
neuen Bundesstaat wünschenswerte Ausdrucksform. Leider ist auch die Auswahl der prä- 
rniierten Arbeiten keine glückliche und richtige zu nennen. Viel Gutes blieb unberücksichtigt, 
manches Schwache wurde hervorgeholt. 
Erfreulich ist nur die relativ große Zahl geschickter Graphiker, die bei diesem Anlaß in 
die Schranken traten. Tüchtige Schulung und Übung ist häufig zu sehen gewesen, allerdings 
nicht immer auf passende Ziele gerichtet. Zweifellos fehlte in den meisten Fällen die auf 
das Wesentliche eingestellte Sachkenntnis und Zielsicherheit gegenüber der Aufgabe. Sicher 
ist eine technisch so bedingte und sachlich so begrenzte Aufgabe einer allgemeinen Kon- 
kurrenz für Maler, Architekten und Graphiker nicht zugänglich. Daß die Schwarz-Weiß- 
Kunst, die ornamentale Graphik über viele geübte Kräfte verfügt, konnte man sehen. Aber 
man konnte eher für Buchschmuck, für Ex libris-Entvvürfe, für Banknoten und Notgeld 
Anregungen finden, als für die zur Lösung gegebene Aufgabe. 
Hoffentlich gelingt es doch noch den vorhandenen Kräften künstlerischer und tech- 
nischer Richtung, eine gute Leistung in enger Zusammenarbeit zu schaffen. 
ÖBLINGER KÜNSTLER. Im Turnsaal der Schule in der Pyrkergasse fand eine 
winterliche und später eine F rühjahrsausstellung von Arbeiten solcher Künstler statt, 
welche im XIX. Bezirke, dessen Zentrum Döbling ist, wohnen. Wenn auch der Wohnort 
im allgemeinen noch keine künstlerische Zusammengehörigkeit bedeutet, so ist er doch 
bei einem so ausgesprochen ländlichen und dabei so malerischen Gebiet nicht bedeutungslos. 
Man kann gerade hier von einer gewissen Anziehungskraft für bildende Künstler sprechen, 
die ja die Hänge des Kahlenberges so lieben und seit langem Döbling, die Hohe Warte, 
Grinzing, Heiligenstadt, Nußdorf zum Wohnort wählen. Es war darum auch vorwiegend 
die Landschaft vertreten. Wenn auf diesem Wege eine Annäherung zwischen den Künstlern 
und kunstliebenden Kreisen auf dem Boden gemeinsamer Sympathien gefördert wird, so 
hat damit sicher auch die Verbreitung künstlerischer Anschauungsweise einen Vorteil 
gefunden. 
UKTIQNEN. Ein Ereignis im bunten Wechsel der wahllos erscheinenden Auktions- 
bilder ist das Auftauchen von M. M. Daflingers künstlerischem Nachlaß gewesen. 
Durchgebildete Miniaturen und flüchtige Skizzen, vorwiegend Personen aus engstem 
Familienkreis darstellend, dann wieder allerhand Blumenstudien und Sammlungen von 
graphischen Blättern des Auslandes gaben intimen Einblick in die geistige Werkstatt des 
Künstlers, in seinen Werdegang und seine Persönlichkeit. 
Was hier so recht sinnfällig in die Erscheinung trat, war der starke Einiluß der 
englischen Porträtmalerei, der ja auch in einigen Miniaturen Fiigers fühlbar ist. Th. Lawrence 
scheint auf Dafiinger besonders stark gewirkt zu haben, auch J. W. Reynolds war in zahl- 
reichen geschabten Blättern unter seinen Lieblingen vertreten. Die elegante, anmutige 
Mache, die den Wiener Miniaturisten und Zeichnern jener Zeit eigen war, scheint vielfache
	        
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