Beziehungen zu England und Frankreich zum Ursprung zu haben. Gab doch die Kongreßzeit
auch in künstlerischen Dingen den seltenen Anlaß zu geistigen Berührungen mit den
Führern des Auslandes, die im engen Altösterreich sonst wohl nicht erreichbar waren.
Trotz dieser Beziehungen aber, die den Leistungen jener Zeit ein einheitliches und
innerlich verwandtes Gepräge gaben, das uns heute wie eine gemeinsame Stileigen-
tümlichkeit erscheint, entwickelten sich aus dem sinnenfrohen, lebenslustigen Wiener
Milieu heraus gewisse Besonderheiten. Die Persönlichkeit Daflingers, der selbst ein schöner
und genußfroher Mann war und eine überaus anmutige, vielbewunderte Frau zur Seite
hatte, war der vollkommenste Interpret weiblicher Schönheit und Anmut im so beliebten
Miniaturformat.
Er wußte in kleinstem Raum alles vorzubringen, was an Grazie der äußeren Er-
scheinung in seiner Zeit als das Begehrteste gepriesen war. Daß keine Arbeiten größeren
Formates von Qualität seinen Stempel tragen, unterscheidet ihn wesentlich von seinem
Lehrmeister Füger, der auch im kleinen Format Größe zu bewahren wußte. Dafiinger hin-
gegen neigte zur Detailarbeit des Pinsels. Selbst den Stift beherrschte er weniger. Seine
Bleistiftskizzen sind viel reizloser und weniger meisterlich wie seine Pinselarbeiten. Und
daß er schließlich in späteren ]ahren zur subtilen Blumenmalerei zurückkehrte, die in seiner
Jugend durch seinen Vater, den Porzellanmaler der kaiserlichen Fabrik, sicher in seiner
Erziehung eine Rolle spielte, das läßt auf eine geringe Entwicklungsmöglichkeit schließen.
Es war das Schicksal so vieler österreichischer Talente, in engen Verhältnissen zu ver-
sanden oder zu verbittern. Diese Begrenztheit des Milieus, von dem der Porträtmaler so
abhängig ist, drückt sich auch in dem großen Gegensatz der Stellung aus, welcher zwischen
den Wiener Künstlern und jenen Frankreichs oder Englands besteht.
KLEINE NACHRICHTEN 50'
IEN. DIE GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE
KUNST. 30 Jahre von dem halbhundertjährigen Wirken der „Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst" hielt ihr Begründer und Organisator Leopold v. Wieser, dem die
Gesellschaft zu so großem Danke verpflichtet ist, ihre Geschicke in seiner starken Hand. Der
Kreis von Kunstgelehrten, Künstlern und Kunstfreunden, welcher dieVerantwortung für die
Aufrechterhaltung der Arbeit, ihrer geistigen Richtlinien und materiellen Voraussetzungen
trägt, hatte es für seine Pflicht erachtet, durch eine Festversamrnlung und die Veranstaltung
einer retrospektiven Ausstellung die Ursachen und Ziele der Gründung der Gesellschaft, die
Mittel zur Erreichung des künstlerischen und kulturellen Gesellschaftszweckes, die Stellung
der Vereinigung im Rahmen der nationalen und internationalen Förderung der graphischen
Künste, ihre Erfolge und die Überwindung ihrer Lebensschwierigkeiten zu kennzeichnen
und vor allem an jene Männer in Verehrung zu erinnern, welchen es in allererster Linie
zu danken ist, daß die „Gesellschaft für vervielfaltigende Kunst" alle anderen ähnlichen
Schöpfungen überflügelt und überdauert und auch die furchtbaren Erschütterungen der
letzten Jahre überstanden hat, so daß sie mit fester Zuversicht ihrer weiteren Entwicklung
entgegensehen kann. Alles was die Kulturhistoriker und die Freunde der Gesellschaft über
deren Einzelschicksale zu erfahren wünschen, hat für das erste Vierteljahrhundert Karl
v. Lützow in einer Publikation vom Jahre x895 und für das zweite Vierteljahrhundert
Arpad Weixlgärtner in dem soeben erscheinenden ersten Hefte des laufenden Jahrgangs
der „Graphischen Künste" zusammengestellt.
Die Gesellschaft befindet sich in der merkwürdigen Lage, schon in neun Jahren das
hundertjährige Bestandsjubiläum feiern zu können, da sie im Jahre 1871 nicht durch einen
primären Willensakt entstanden, sondern durch Metamorphose aus dem bereits 1830
unter der Mitwirkung von Cl. Metternich, P. v. Nobile, Krafft und Math. Artaria begründeten
„Verein zur Förderung der bildenden Künste" hervorgegangen ist. Es war nach Lützows