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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 1, 2, 3 und 4)

Beziehungen zu England und Frankreich zum Ursprung zu haben. Gab doch die Kongreßzeit 
auch in künstlerischen Dingen den seltenen Anlaß zu geistigen Berührungen mit den 
Führern des Auslandes, die im engen Altösterreich sonst wohl nicht erreichbar waren. 
Trotz dieser Beziehungen aber, die den Leistungen jener Zeit ein einheitliches und 
innerlich verwandtes Gepräge gaben, das uns heute wie eine gemeinsame Stileigen- 
tümlichkeit erscheint, entwickelten sich aus dem sinnenfrohen, lebenslustigen Wiener 
Milieu heraus gewisse Besonderheiten. Die Persönlichkeit Daflingers, der selbst ein schöner 
und genußfroher Mann war und eine überaus anmutige, vielbewunderte Frau zur Seite 
hatte, war der vollkommenste Interpret weiblicher Schönheit und Anmut im so beliebten 
Miniaturformat. 
Er wußte in kleinstem Raum alles vorzubringen, was an Grazie der äußeren Er- 
scheinung in seiner Zeit als das Begehrteste gepriesen war. Daß keine Arbeiten größeren 
Formates von Qualität seinen Stempel tragen, unterscheidet ihn wesentlich von seinem 
Lehrmeister Füger, der auch im kleinen Format Größe zu bewahren wußte. Dafiinger hin- 
gegen neigte zur Detailarbeit des Pinsels. Selbst den Stift beherrschte er weniger. Seine 
Bleistiftskizzen sind viel reizloser und weniger meisterlich wie seine Pinselarbeiten. Und 
daß er schließlich in späteren ]ahren zur subtilen Blumenmalerei zurückkehrte, die in seiner 
Jugend durch seinen Vater, den Porzellanmaler der kaiserlichen Fabrik, sicher in seiner 
Erziehung eine Rolle spielte, das läßt auf eine geringe Entwicklungsmöglichkeit schließen. 
Es war das Schicksal so vieler österreichischer Talente, in engen Verhältnissen zu ver- 
sanden oder zu verbittern. Diese Begrenztheit des Milieus, von dem der Porträtmaler so 
abhängig ist, drückt sich auch in dem großen Gegensatz der Stellung aus, welcher zwischen 
den Wiener Künstlern und jenen Frankreichs oder Englands besteht. 
KLEINE NACHRICHTEN 50' 
IEN. DIE GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE 
KUNST. 30 Jahre von dem halbhundertjährigen Wirken der „Gesellschaft für 
vervielfältigende Kunst" hielt ihr Begründer und Organisator Leopold v. Wieser, dem die 
Gesellschaft zu so großem Danke verpflichtet ist, ihre Geschicke in seiner starken Hand. Der 
Kreis von Kunstgelehrten, Künstlern und Kunstfreunden, welcher dieVerantwortung für die 
Aufrechterhaltung der Arbeit, ihrer geistigen Richtlinien und materiellen Voraussetzungen 
trägt, hatte es für seine Pflicht erachtet, durch eine Festversamrnlung und die Veranstaltung 
einer retrospektiven Ausstellung die Ursachen und Ziele der Gründung der Gesellschaft, die 
Mittel zur Erreichung des künstlerischen und kulturellen Gesellschaftszweckes, die Stellung 
der Vereinigung im Rahmen der nationalen und internationalen Förderung der graphischen 
Künste, ihre Erfolge und die Überwindung ihrer Lebensschwierigkeiten zu kennzeichnen 
und vor allem an jene Männer in Verehrung zu erinnern, welchen es in allererster Linie 
zu danken ist, daß die „Gesellschaft für vervielfaltigende Kunst" alle anderen ähnlichen 
Schöpfungen überflügelt und überdauert und auch die furchtbaren Erschütterungen der 
letzten Jahre überstanden hat, so daß sie mit fester Zuversicht ihrer weiteren Entwicklung 
entgegensehen kann. Alles was die Kulturhistoriker und die Freunde der Gesellschaft über 
deren Einzelschicksale zu erfahren wünschen, hat für das erste Vierteljahrhundert Karl 
v. Lützow in einer Publikation vom Jahre x895 und für das zweite Vierteljahrhundert 
Arpad Weixlgärtner in dem soeben erscheinenden ersten Hefte des laufenden Jahrgangs 
der „Graphischen Künste" zusammengestellt. 
Die Gesellschaft befindet sich in der merkwürdigen Lage, schon in neun Jahren das 
hundertjährige Bestandsjubiläum feiern zu können, da sie im Jahre 1871 nicht durch einen 
primären Willensakt entstanden, sondern durch Metamorphose aus dem bereits 1830 
unter der Mitwirkung von Cl. Metternich, P. v. Nobile, Krafft und Math. Artaria begründeten 
„Verein zur Förderung der bildenden Künste" hervorgegangen ist. Es war nach Lützows
	        
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