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1565 bis 1576 eine Sammlung von Kunstwerken und Handarbeiten ver-
schiedener alter Völker angelegt, welche auf eine sehr anschauliche Weise
die Entstehung und Fortschritte der Künste und Gewerbe darstellte. Diese
Sammlung nicht nur zu erhalten, sondern auch ansehnlich zu vermehren,
gehörte unter Rudolfs angelegentlichste Bemühungen. Er war überzeugt, daß
aus einer solchen Sammlung, wenn sie dem Gebrauche des Publikums offen
stünde, nicht nur für den Geschichtschreiber und Gelehrten, sondern auch für
den praktischen Künstler, Handwerker und Gewerbsmann großer Gewinn
hervorgehen müsse. Seine Be-
strebungen wurden durch T ycho
de Brahe unterstützt, der nicht nur
Astronom, sondern auch, mehr
als irgendeiner der damaligen Ge-
lehrten, mit der Geschichte der
Künste und Gewerbe vertraut
war. „Aber Rudolph starb und mit
ihm der Pfleger seines schönen
Werkes. Die Stürme des 3ojäh-
rigen Krieges entblätterten die
Blüten des Kunstfleißes, und so-
wohl der Pflug des Landmannes
als das Werkzeug des Hand-
werkers mußte mit dem Schwerte
vertauscht werden. Nach dem
Frieden wählten die folgenden
Regenten Wien für ihre Residenz
und Rudolphs Sammlung blieb von
jetzt unter der Benennung einer
Schatz- und Kunstkammer länger
als einjahrhundert gesperrt, bis sie
1782 öffentlich versteigert wurde."
Schönfeld nennt sich den Abb. m. Der Engelsturz. Schnitzerei in Buchs (Fälschung)
Nachkommen von Männern, wel-
che seit der Periode und zum Teil an der Seite Rudolf II. sich durch technische
und chemische Beschäftigungen ausgezeichnet hatten. So sei er seit dem
ersten Beginnen seiner Bildung zu den Künsten und Gewerben hingezogen
gewesen, ihre Entstehung, ihr Fortschreiten, ihr gegenwärtiger Zustand, ihre
Vollkommenheiten und Mängel, die zweckmäßigsten Mittel, sie zu immer
größerem Flor zu bringen, war Gegenstand seines Denkens und Träumens.
„Ich erblickte in Künstlern und Handwerkern sehr achtungswerte Staats-
glieder. Ich sah in ihremTreiben und Wirken die Quelle der wahrenWohlfahrt
aller Staaten. Es wird daher leicht, zu erklären, daß ich mit einer gewissen
Leidenschaftlichkeit jedes interessante Denkmal des KunstHeißes verflossener
Zeiten an mich zu bringen suchte. Mit der nämlichen Ehrfurcht, mit welcher