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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 5 und 6)

und wenn dieses durch Unglücksfälle zerstört wird, nichts weiter anzufangen 
wissen und als Bettler den übrigen Staatsbürgern zu Last fallen." Schönfeld 
verweist auf eine über diese Sache von ihm schon im Jahre x8o8 heraus- 
gegebene Schrift," in welcher besonders auf die Industrie der alten Slawen 
aufmerksam gemacht und mit Hinweis auf sein Museum gezeigt wird, „was 
die herrlichen Länder Böhmen und Mähren für tausenderley Hilfsquellen in 
Zeiten allgemeiner Noth darbieten, wofem sich nur betriebsame Hände mit 
Kopf und Muth zu ihrer Benützung vereinigen." Er meint, daß die Betrachtung 
der Urstoffe der kunsthandwerklichen Arbeiten des Museums, die sich überall 
vorfinden, auf neue Verwertung dieser Urstoffe hinleiten und daß oft eine 
unscheinbare Kleinigkeit hinreiche, dem Betriebsamen Arbeit zu verschaffen. 
Als er in Wien Direktor der Armenversorgungsanstalten war, seien oft 
einzelne Menschen zu ihm gekommen, die durch Verlust eines Armes, durch 
Diebstahl oder Brand ins Stocken geraten oder gezwungen waren, ihren 
bisherigen Erwerbszweig aufzugeben. Er habe durch Beispiel, Rat und 
technologische Aufklärung vielen Hilfe gewähren können. 
Diese wohlmeinende, aber naive und dilettantische Auffassung der Dinge, 
die bei einem sonst so ernsten und eifervollen Manne wie Schönfeld ver- 
wundern muß, kommt noch deutlicher als durch die oben mitgeteilten 
Ansichten zum Ausdrucke durch die im Anschlusse hieran von Schönfeld 
dargebotene „Auswahl von auffallenden Beispielen, welche Vortheile das 
Museum bereits verschiedenen Künstlern gewährt hat". So wenn er von 
einem Porträtmaler (einem ersten Künstler seines Faches) erzählt, der an 
einem im Museum befindlichen Bildnisse einer Erzherzogin, deren Kopfputz, 
Brust- und Armschmuck aus kleinen Brillantabfällen gemacht war („also 
eine Vereinigung von Malerey und Mosaik"), erst gelernt habe, „wie man 
Damen von hohem Range auf eine würdige Weise porträtiren müsse"; 
oder von einem Zeichner, der wegen seines vernachlässigten Äußern, das 
ihm den Zutritt in feingesittete Häuser verwehrte, kein Fortkommen fand 
und durch Schönfeld ermuntert wurde, „ein Kunststück von der alten Feder- 
arbeit, wo man nämlich durch allerley in der I-Iaushaltung aufgesammelte 
übrigens unnütze I-Iühner- und andere Vogelfedern ein Gemälde zusammen- 
zusetzen weiß", herzustellen und sich auf diese Weise dann im Orient eine 
gute Stellung zu erringen vermochte. 
Es folgt nun: „Alphabetische Übersicht aller menschlichen Beschäfti- 
gungsarten, von welchen das Museum verschiedene Exemplare enthält." Ob 
diese wunderliche Übersicht auch in derAufstellung derSammlung zur Geltung 
kam, ist nicht klar ersichtlich, aber man muß es annehmen. Da stehen neben 
Automaten (reitenden Figuren, laufenden Mäusen, Bildern mit beweglichen 
Augen) Beizarbeiten, neben Brillantierkunst (facettierten Steinen) Buchar- 
beiten, neben Kostümbildem Kruzifixe, neben Holzschnitzereien Homarbeiten, 
neben Schriftschneidekunst Schuhmacherarbeiten usw. Nach Äußerungen von 
ü „Die alte Hilfe der Böhmen und Mährer, wodurch sie sich gewöhnlich die Leiden und den Schaden 
eines Krieges wieder zu ersetzen wußten" . . . . . .
	        
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