und wenn dieses durch Unglücksfälle zerstört wird, nichts weiter anzufangen
wissen und als Bettler den übrigen Staatsbürgern zu Last fallen." Schönfeld
verweist auf eine über diese Sache von ihm schon im Jahre x8o8 heraus-
gegebene Schrift," in welcher besonders auf die Industrie der alten Slawen
aufmerksam gemacht und mit Hinweis auf sein Museum gezeigt wird, „was
die herrlichen Länder Böhmen und Mähren für tausenderley Hilfsquellen in
Zeiten allgemeiner Noth darbieten, wofem sich nur betriebsame Hände mit
Kopf und Muth zu ihrer Benützung vereinigen." Er meint, daß die Betrachtung
der Urstoffe der kunsthandwerklichen Arbeiten des Museums, die sich überall
vorfinden, auf neue Verwertung dieser Urstoffe hinleiten und daß oft eine
unscheinbare Kleinigkeit hinreiche, dem Betriebsamen Arbeit zu verschaffen.
Als er in Wien Direktor der Armenversorgungsanstalten war, seien oft
einzelne Menschen zu ihm gekommen, die durch Verlust eines Armes, durch
Diebstahl oder Brand ins Stocken geraten oder gezwungen waren, ihren
bisherigen Erwerbszweig aufzugeben. Er habe durch Beispiel, Rat und
technologische Aufklärung vielen Hilfe gewähren können.
Diese wohlmeinende, aber naive und dilettantische Auffassung der Dinge,
die bei einem sonst so ernsten und eifervollen Manne wie Schönfeld ver-
wundern muß, kommt noch deutlicher als durch die oben mitgeteilten
Ansichten zum Ausdrucke durch die im Anschlusse hieran von Schönfeld
dargebotene „Auswahl von auffallenden Beispielen, welche Vortheile das
Museum bereits verschiedenen Künstlern gewährt hat". So wenn er von
einem Porträtmaler (einem ersten Künstler seines Faches) erzählt, der an
einem im Museum befindlichen Bildnisse einer Erzherzogin, deren Kopfputz,
Brust- und Armschmuck aus kleinen Brillantabfällen gemacht war („also
eine Vereinigung von Malerey und Mosaik"), erst gelernt habe, „wie man
Damen von hohem Range auf eine würdige Weise porträtiren müsse";
oder von einem Zeichner, der wegen seines vernachlässigten Äußern, das
ihm den Zutritt in feingesittete Häuser verwehrte, kein Fortkommen fand
und durch Schönfeld ermuntert wurde, „ein Kunststück von der alten Feder-
arbeit, wo man nämlich durch allerley in der I-Iaushaltung aufgesammelte
übrigens unnütze I-Iühner- und andere Vogelfedern ein Gemälde zusammen-
zusetzen weiß", herzustellen und sich auf diese Weise dann im Orient eine
gute Stellung zu erringen vermochte.
Es folgt nun: „Alphabetische Übersicht aller menschlichen Beschäfti-
gungsarten, von welchen das Museum verschiedene Exemplare enthält." Ob
diese wunderliche Übersicht auch in derAufstellung derSammlung zur Geltung
kam, ist nicht klar ersichtlich, aber man muß es annehmen. Da stehen neben
Automaten (reitenden Figuren, laufenden Mäusen, Bildern mit beweglichen
Augen) Beizarbeiten, neben Brillantierkunst (facettierten Steinen) Buchar-
beiten, neben Kostümbildem Kruzifixe, neben Holzschnitzereien Homarbeiten,
neben Schriftschneidekunst Schuhmacherarbeiten usw. Nach Äußerungen von
ü „Die alte Hilfe der Böhmen und Mährer, wodurch sie sich gewöhnlich die Leiden und den Schaden
eines Krieges wieder zu ersetzen wußten" . . . . . .