Schönfeld-Sammlung bis zu ihrem kläglichen Ende (1855! 56) verblieben, aber
schon in den Tagen der Revolution und in den ersten fünfziger jahren, in
denen so viel zugrunde ging und zerstreut wurde, was vorher zum Kulturgute
Wiens gehört hatte, dürften viele Stücke der Sammlung enttragen worden sein.
So zunächst durch Dietrich selbst, welcher das Schloß Feistritz, das in seinem
Besitze war, mit den wertvollen Glasmalereien und den Waffenbeständen
der Sammlung ausstattete, dann durch seinen Schwiegersohn, den Fürsten
Sulkowsky, und durch Unordnung, welche in die Verwaltung der Sammlung
eingerissen War und der Unredlichkeit von Hausgenossen Vorschub leistete.
Hans Wilczek erzählt, daß in seiner jugend bei den Trödlem in Matzleinsdorf
Geräte, Waffen, Bücher und Stiche zu haben waren, die wohl von dort
stammten. DerVerkauf des Restes der Sammlung an die Frankfurter Antiquare
Löwenstein scheint in Wien keine Aufmerksamkeit erregt, auch für die vielen
noch vorhanden gewesenen Kostbarkeiten selbst bei den Vorständen der
Wiener Sammlungen und Kunstfreunden kein Interesse bestanden zu haben.
Wie viele Stücke die Brüder Löwenstein übernahmen, ob sich diese Stück-
zahl mit jenen des Christie-Katalogs deckte, ist nicht bekannt, nur soviel ist
überliefert, daß für alles, was sie erwarben, von ihnen der Betrag von
28.000 Gulden erlegt worden ist.
So kam es dann eben zur Londoner Auktion, welche durch zehn Tage,
vom 12. bis 23. März 1860, abgehalten wurde. Es gelangten zur Versteigerung:
1 62 Bij outerien (einschließlich Kameen), 12g Elfenbeinarbeiten, 1 1 2 Porzellane,
66 Majoliken, 36 Stück Steinzeug, 81 Goldschmiedearbeiten, 54 Holzschnitze-
reien, 27 Arbeiten in Marmor, Kelheimerstein und Alabaster, 40 böhmische
und deutsche Gläser, 35 Uhren, 29 Emails, 48 Bronzen, 62 Bildnisminiaturen,
32 Gemälde, 40 mechanische Instrumente, 57 Manuskripte und kostbare
Bücher. Dem Kollegen Maclagan vom Viktoria- und Albert-Museum verdanke
ich die Mitteilung der für eine Reihe dieser Objekte erzielten Preise und die
Namen der Ersteher der wichtigsten Stücke; darunter befinden sich Durlacher,
Mannheim, Attenbury, Rhodes, Woodgate, Myers. Das sind aber zumeist
Händler, welche ihre Erwerbungen längst weitergegeben haben, so daß das
Schicksal von nur wenigen Stücken nachgewiesen werden kann.
Den oben bereits erwähnten und teilweise abgebildeten sogenannten
Rudoliinischen Stücken sind hier nun noch eine Reihe anderer Gegenstände
anzufügen, welche im Christie-Katalog abgebildet, also für besonders wichtig
erachtet wurden und auf der Auktion große Aufmerksamkeit erregt zu haben
scheinen, wie aus den Namen der Ersteher und den für jene Zeit nicht
unerheblichen Preisen zu schließen ist. Vorangestellt seien einige offen-
kundige Fälschungen, die wir heute romantische, naive Fälschungen der
ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts nennen und die damals wohl auch
nur als Kopien oder Nachschöpfungen betrachtet, später aber als echt in den
Handel gebracht wurden, und hieran schließen sich Stücke, die nach den
Photos zu schließen, zum mindesten als verdächtig bezeichnet werden müssen.
In die erste Gruppe gehören die bereits erwähnten Elfenbeinschnitzereien