der zu jener Zeit allerdings kleinen Schichte von Kunstfreunden solchen
Erscheinungen gegenüber, das so merkwürdig an die Zeit erinnert, in welcher
Schönfeld zu sammeln begann, hing enge zusammen mit der geistigen Er-
schlaffung, welche nach der Auflösung des Kremsierer Reichstages über Alt-
österreich hereingebrochen und künstlich genährt worden ist. Wir finden in
der heimischen Literatur jener Tage auch nicht eine Stimme, welche die
Gleichgültigkeit der maßgebenden Kreise in dieser Sache getadelt hätte. Es ist
kein Zufall, daß man die 28.000 fL, um welchen Betrag Sulkowsky die seiner
Frau gehörige Sammlung verschleuderte, nicht aufgebracht hat, um diese für
Wien zu retten und ihre bedeutendsten Stücke in die Ambrasersammlung oder
in Privatbesitz, die technologische Abteilung in Verwahrung der technischen
Hochschule bringen; kein Zufall, daß das an kunstgewerblichen und tech-
nischen Arbeiten so unerhört reiche National-Fabriksprodukten-Kabinett ge-
rade damals seine Wirkung einbüßte und allmählich verüelfi und ebensowenig
ein Zufall, daß man das Verkündigungsrelief 1855 ziehen ließ, um es 1862
dank einem glücklichen Zufalle wieder zurückzuholen. Es lösten sich in jenen
Tagen eben die alten geistigen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Zusammenhänge und Bindungen und neue waren noch nicht geschaffen. Ein
englischer Politiker jener Zeit hat mit deutlichem Hinweise auf Österreich
das Wort gesprochen, daß es einem Karpfenteiche glich, dem die Leben und
Bewegung schaffenden Hechte fehlten. Solche alles aufrüttelnde Geister
wuchsen damals gerade erst heran. Ein solcher war R. von Eitelberger, dem
viele es bis heute nicht verzeihen können, daß er weitblickender war als so viele
andere und neue Wege für das künstlerische und kulturelle Leben Österreichs
gewiesen hat. Aber als er das Österreichische Museum aufbaute, das so viele
Objekte der Sammlung Schönfelds sehr gut hätte brauchen können und so viele
Ideen dieses merkwürdigen Mannes ins Leben getragen und darin dauernd
verankert hat, war jene Sammlung bereits in alle Richtungen zerstreut und
die Erinnerung an sein Wirken verweht. Und so klingt es wie eine Ironie
des Schicksals, wenn wir folgendes, in Hormayfs Archiv, Sechster Jahrgang,
1815, Seite x 53 (38 und 39), auf die Schönfeld-Sammlung veröffentlichte
Gedicht lesen:
„An Herrn von Schönfeld,
als ich sein Museum gesehen hatte."
Sonnett.
Ich war in's Heiligthum der Kunst gedrungen,
Sah staunend mich von Roma's Pracht umgeben,
Hellennen Zier, und Dürrers Ernst daneben
Und wunderbar ward mir das Herz bezwungen.
"k Siehe über diese Sammlung meinen Aufsatz in "Kunst und Kunsthandwerk" XIX (1916).
"' Das herrliche Museum des Herrn von Schönield besteht gxößtentheils aus den Kunstschätzen der
großen Rudolplfschen Sammlung, die Herr von Schönfeld in der Versteigerung derselben zu Prag käuflich an
sich gebracht hat. Außerdem hat er weder Mühe noch Kosten gescheut, dem Museum durch neuere Ankäufe
' jene Pracht und Vollständigkeit zu geben, die es zu dem einzigen seiner Art erheben. Es umfaßt staunenswerte,
übe-reiche Kunstschätze aller Völker und Zeiten und außer vielen, in geschichtliche: Beziehung ausgezeichneten
im