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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 5 und 6)

dessen bürgerliche Vorfahren erst unter Maria Theresia geadelt, unter Josef 
in den Grafenstand erhoben wurden; sie alle waren Großhändler und Bank- 
leute, ihr Haus spielte, wie bekannt, eine große Rolle vor dem Kongresse 
und ganz besonders während desselben. Die Sammlung Fries enthielt Bilder, 
Stiche, Handzeichnungen, Bronzen, Münzen und war mit größtem Verständ- 
nisse aufgebaut; nach dem tragischen geschäftlichen Zusammenbruche des 
Hauses wurde sie teils in Wien, teils in Amsterdam zwischen 1823 und 1828 
versteigert. 
Ein Sammler, der seinen durch gewerbliche und kaufmännische Arbeit 
errungenen bürgerlichen Wohlstand aus Begeisterung für den Boden der 
Heimat, ihre Geschichte, Kultur, Kunst und Technik, zur Aufstellung eines 
unerhört reichen Museums von Gutem, Einzigartigem, teilweise auch nur 
Kuriosem verwendet hat, war der aus Prag stammende, 1799 nachWien über- 
siedelte Hofbuchdrucker Johann Ferdinand R. von Schönfeld - der Mann, 
über dessen Sammeltätigkeit hier berichtet werden soll. Dank mehrerer Zu- 
fälle und glücklicher Funde, die in einigen markanten Stücken hier vorgeführt 
werden, und auf Grund des Studiums der zeitgenössischen Literatur und eines 
handschriftlich erhaltenen Kataloges, der den allerdings bereits wesentlich 
reduzierten Stand der Sammlung aus den zwanziger Jahren zum Inhalte 
hat, soll versucht werden, ihren ursprünglich beispiellosen Umfang zu um- 
schreiben. Welche Mittel aufgewendet wurden, um die Sammlung zustande 
zu bringen, läßt sich heute nicht berechnen, aber daß Schönfeld auf die schon 
von seinem Vater begonnene Arbeit einen großen Teil der Erträgnisse seines 
wohl auch von Nachdrucken lebenden Druckerei- und Verlagsgeschäftes und 
einer in einem ehemaligen Klostergebäude nächst Prag installiert gewesenen 
Papierfabrik verwendet hati und mit äußerster Geschicklichkeit und Umsicht 
zu Werke gegangen ist, kann als sicher angenommen werden. 
Nicht immer kommt man auf klar vorgezeichnetem Wege zu derartigen 
Forschungsergebnissen, Zufall spielt hiebei oft eine entscheidende Rolle, Irr- 
tümer, auch scheinbar unwesentliche Nebenprodukte kritischer Betrachtungen 
spielen manchmal ein Thema in die Hand, an das man nicht entfernt gedacht 
hat. So ging es auch hier. Jahrelange Beschäftigung mit den Fälscherkünsten 
und ihrer Nachspürung auf österreichischem Boden führte mich zur Fest- 
stellung, daß der im Jänner 1905 durch Schenkung an das kunsthistorische 
(Hof-, jetzt Staats-) Museum gelangte sogenannte „Prunkschrank des Prinzen 
Eugen" eine unweit von Wien zu Ende des XIX. Jahrhunderts hergestellte 
' In der Schrift „Beobachtungen in und über Prag von einem reisenden Ausländer", Prag bei Wolfgang 
Gerbl 1787 (2. Bändchen, Seite r r6,wo von den Prager Buchdruckereiemderen es damals r x bis rz gab, dieRede ist) 
heißt es: „Die von Schönfeldische Buchdmckerey ist ohnstreitig die stärkste. Sie hat 17 gangbare Pressen. 
Herr von Schönfeld hat einen untemehmenden Geist. Freylich haben ihm im Anfange einige Nachdrilcke, zum 
Beyspiel der vorn Kinderfreund, auf die Beine geholfen, aber da die: Gewerh in allen kaiserlichen Landen erlaubt 
ist, so lassen sich ihm darüber keine Vorwürfe machen. Auch sieht er jetzt selbst ein, daß es unrecht sey, und dies 
wohl hauptsächlich aus Erfahrung, denn er klagt selbst llber die Schädlichkeit des Nachdrucke. Da seine 
Buchdruckerey den größten Theil der Arbeiten aus den Dikasterien hat, so bringt sie ihm einen ansehnlichen 
Vonheil. Er hat auch eine Papienniihle angekauft, welche ein weitläufiges Werk ist, und er gieht sich alle ersinn- 
liche Mühe, es ins Große zu treiben . . ." 4
	        
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