CHÜLAUSSTELLÜNG CIZEK. Unter den Schulausstellungen von Arbeiten
der Kunstgewerbeschüler in Wien üel eine Gruppe von graphischen und plastischen
Arbeiten besonders auf. Sie wirkte wie eine Illustration zu den ernsten Worten, welche von
berufener Seite zur Kennzeichnung der kubistischen und expressionistischen Bewegung
wiederholt in letzter Zeit veröffentlicht wurden. Die ursprünglich zu hoch gespannten Er-
Wartungen sind überwunden. Die neuen Wirkungsmittel koloristischer und optischer Art,
welche der großen Kunst nicht warmes Blut zuführen konnten, sind dem Ornament, der
Illustration ein wertvoller Apparat geworden. Professor Ciiek hat es verstanden, auf dem
Boden der Flächenkunst und der Graphik die wertvollen Ergebnisse zu nützen. Plastische
Versuche, in bescheidenem Umfang geübt, ergänzen diese sehr interessanten Bestrebungen.
Seelenvorgänge, Emotionen, denen mit unseren bisherigen Ausdrucksmitteln nicht näher
zu kommen war, können durch weitergehende Ausschaltung naturalistischer Anlehnungen,
durch feine Beobachtung geometrischer Gesetzmäßigkeit, optischer Licht- und Farben-
wirkungen, einen merkwürdig fesselnden Ausdruck erhalten. Besonders ist es das Mo-
torische, die Bewegungserscheinung, welche im Flimmern und Schillern farbiger Kombi-
nationen, im Strahlen und Schießen linearer Systeme mitwirkt. Hier gelangt das Triebhafte,
die Spannung und ihre Auflösung oft zur überraschenden Wirkung. Andere Gebiete von
Natur-Vorgängen als sie bisher für Farbe und Form der Darstellungskunst zugänglich
waren, sind neu geöffnet worden. Daß sich eine kleine Gemeinde um den stets neuen
Anregungen zugänglichen, stets neue Wege erschließenden Lehrer sammelte und so bald
tüchtige Arbeiten von überraschender Mannigfaltigkeit zeigen konnte, beweist die Lebens-
kraft seiner Lehren und die Zahl vorhandener Talente.
Es ist interessant festzustellen, daß das Ergebnis auch seinen Weg in das Gewerbe
fand, daß viele Entwürfe für textile Zwecke, für Tapeten und andere dekorative Aufgaben
von Industriellen erworben wurden. Man darf diese Tatsache nicht unterschätzen. Wir
sind heute so weit von den Zeiten großer Kunst entfernt, daß uns jeder Gewinn erfreuen
muß, der den uns erreichbaren Kunstgebieten zuiließt. Wie sehr das Ornament, der Flächen-
schmuck einfiußreich auf das Kunstempfinden einer Generation zu werden vermag, das
hat die letzte kunstgewerbliche Bewegung gezeigt.
Wenn heute auf demselben Boden neue Blumen sprießen, sind sie hoch willkommen.
USSTELLUNG KRAMPOLEK. Die graphische Kunstanstalt A. Krampolek
hat anläßlich ihres 25 jährigen Bestandes in den Ausstellungsräumen des Österreichi-
schen Museums einen Überblick über ihre Entwicklung und eine reiche Auswahl ihrer
jüngsten Leistungen geboten. Sie hat die photochemischen Resultate auf dem Gebiete der
graphischen Reproduktionstechniken mit so großer Vollkommenheit verwertet, daß die
Arbeiten dieser Anstalt weit über die Grenzen Österreichs Ansehen und Ruf genießen.
Man kann dies insbesondere aus den zahlreichen Publikationen erkennen, welche sich
mit Farbentafeln schmücken. Die ausgezeichnete Präzision und Richtigkeit der Wieder-
gabe auch sehr komplizierter farbiger Originale, wie sie etwa Teppiche oder Gobelins und
Stickereien bieten, macht den mit vier Farbenplatten hergestellten Druck zu einer ungemein
wertvollen Unterstützung wissenschaftlicher Publikationen und zu einer sehr wirkungs-
vollen Beigabe zu illustrierten Büchern jeder Art. Auch der Wiedergabe von Bildern zum
Zwecke des Wandschmuckes kommt die vollendete Technik der Firma sehr zu statten.
Die Wände des Vortragsaales waren geziert mit Wiederholungen bekannter Werke, unter
denen insbesondere jene, die der Größe des Orig-inales nahe kamen, oder sie erreichten,
einen ansehnlichen Wert als Bildungsmittel und als Wandschmuck besitzen.
Daß man heute Aquarelle, Ölbilder, Pastelle so getreu wiedergeben kann, bildet einen
Erfolg der technischen Hilfsmittel und der geschmackvollen Einfühlung in künstlerische
Absichten. Die vortrefflich geleitete Anstalt trägt so zur Verbreitung österreichischer Kunst
im Ausland wesentlich bei, denn die Kunstbeilagen der großen Zeitschriften, die Bild-
beigaben kostbarer Bücher tragen den guten Ruf österreichischer Arbeit in die weite Welt."