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DOMINIK BIMANN (1800-1857), DER ERSTE
GLASSCHNEIDER DER BIEDERMEIERZEIT
VON G. E. PAZAUREK-STUTTGART 80'
z selten ist dieser Name, den kein Künstlerlexikon,
kein Glashandbuch nennt, in einem Ausstellungs-
verzeichnis zu entdecken. Und doch haben wir
in Dominik Bimann' einen der geschicktesten
Glasschneider zu erblicken, dem - nicht nur unter
seinen Zeitgenossen -- nur wenige an die Seite
gestellt werden dürfen; namentlich seine Porträts
in Glastiefschnitt zählen zu den besten aller
Zeiten. Dies möge eine erstmalige nähere Be-
schäftigung mit ihm rechtfertigen.
Bimann wurde am 1. April 1800 als der Sohn
des Tischlers und Forrnstechers der gräflich Harrachschen Fabrik in Neuwelt
(damals „Neuwald") und dessen Frau Marianna, der Tochter eines Maurers
Petrak aus Gestrzaby, geboren; unter den Taufzeugen finden wir den Glas-
hüttenkontrollor Johann Pohlf" der später als Fabriksverwalter der eigentliche
Reorganisator von Neuwelt geworden ist. Die vorzüglichen Einrichtungen der
Glasfabrik, die auch eine eigene Zeichenschule für den Nachwuchs unterhielt
und viele Glasschleifer, Glasschneider und Glasmaler beschäftigtef" sind dem
jungen Bimann zustatten gekommen, dessen Talent sich so schön entwickelte,
daß man ihn sogar 1826 - unter den Glasschneidem ein einzig dastehender
Fall - an die damals gut geleitete und von Goethe gelobte Prager Kunst-
akademie-l" zurWeiterbildung sandte.Wenn die Gutsherrschaft, die dies jeden-
falls materiell gefördert haben wird, dadurch eine ganz hervorragende Kraft
für ihren aufblühenden Betrieb gewinnen zu können dachte, so mögen wohl
ihre Erwartungen nicht ganz erfüllt worden sein, denn schon 1829 finden wir
Bimann nicht in oder für Harrachsdorf tätig, sondern als selbständigen Glas-
graveur in Prag (Nr. I xö-ILH- in der „Neuen Allee", der späteren Ferdinand-
Straße Nr. 20), wo er bei der wichtigen „Ausstellung der Industrieerzeugnisse
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Ü" F} Qx 53,4
wg:
" Die Schreibweise des Namens schwankt in den eigenhändigen Signaturen wie in den Urkunden
zwischen: Biman, Bimann, Bijmann, Bieman und Biemann; doch überwiegt die Schreibweise ohne e.
"H" Taulhuch der Pfm-rkirche von Harrachsdorf (auf der Herrschaft Starkenbach im Riesengebirge) von
r787 bis r8r7, Seite x50. - Obwohl sowohl der Name Bimann namentlich unter den Cvlasmachern dort ebenso
häufig vorkommt, wie sonst der Vorname Dominik, habe ich doch die Zusammenstellung der beiden Namen dort
nur in diesem einzigen Falle gefunden. Die Richtigkeit wird durch die bis auf den Tag genaue Eintragung in der
Egerer Sterbematrik bestätigt, wo auch das Gehunshaus als Nr. 5 in „Neuwald" bezeichnet wird.
in" Es werden etwas weniger geweseri sein als 1835, da man - nach j. G. Sommer: Das Königreich Böhmen,
III, Seite x79 - unter anderen x62 Schleifer und Kugler, 13 Glasschneider und 19 Glasmaler und Vergolder zählte.
1' Dr. F. X. jihk: Vyvoj malfistvi Öeskeho ve stol. XIX (über tschechischeMalerei des XIX.]ahrhunder1s).
Prag xgog, Seite x39.
"H" Die Prager Berichte über die Ausstellungen von 182g und x83: und die anhängenden „Protokollw
geben die Hausnummer an einzelnen Stellen auch unrichtig mit „16o", ebenso den Stadtteil unrichtig mit „I"
(Altstadt) statt „ll" (Neustadt) an. 7 Bimann wohnte also in demselben Hause, wo die lithographische Anstalt
von Zwettler ü Nikl x83: das wichtigste Glasmusterbuch der Steinschönauer Firma j. F. Römisch herausgab.
Man mag dadurch auch Beziehungen zu Steinschönau vermuten.