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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 11 und 12)

WIENER BÜRGERMÖBEL AUS DER ZWEITEN HÄLFTE DES 
XVIII. JAHRHUNDERTSfF Es ist eine merkwürdige Erscheinung, daß sich 
die österreichischen Kunstforscher noch fast gar nicht mit den alten Wiener Möbeln be- 
schäftigt haben. Und dabei werden diese Dinge, die eingelegten Tische, Garderobeschränke 
und besonders die großen „Tabernakelkästen" schon seit einer Reihe von Jahren mit 
Vorliebe gesammelt und gesucht. Ein paar vortreffliche Arbeiten Riegls, Gelegenheitsauf- 
sätze bester Art, die er in seiner gedankenreichen, fruchtbaren Art während einer Aus- 
stellung niedergeschrieben hat, und J. Folnesid „Innenräume und Hausrat der Empire- und 
Biedermeierzeit in Österreich" sind so ziemlich alles, was an einschlägiger Literatur vor- 
liegt. Es ist deshalb das Tafelwerk von M. Zweig mit großer Befriedigung zu begrüßen, weil 
es wichtigesund charakteristisches Material bietet. Ein halbes Jahrhundert Wiener Möbel- 
kunst,von denAusgängen der Barockzeit bis zum spätesten, Wienerisch verzopften Louis XVI 
können wir an den abgebildeten Tischlerwerken sehr unterhaltend und belehrend studieren. 
Immer ist ein guter, sicherer Geschmack im Aufbau, der sorgfältigen polierten Fournie- 
rung und im Dekor vorherrschend; allzu wildes Rokoko in süddeutscher Art ist abgelehnt, 
eine gewisse behäbige bürgerliche Ruhe herrscht vor. Sehr geschickt ist die Auswahl des 
Materials und die Verteilung auf die einzelnen Stilepochen vorgenommen; alle charakteristi- 
schen Typen des Wiener Möbels kommen auf den Tafeln vor; auch mit der Terminologie 
kann man sich einverstanden erklären; nur würde ich das auf Tafel 37 links abgebildete 
Möbel kein „Zierschränkchen" nennen; das ist ein allgemeiner, nichtssagender Ausdruck. 
Dieses doppelflügelige, mäßig hohe Schränkchen ist kein Einzelstück, sondern sicher der Auf- 
satzkasten einer Kommode. Der einleitende ansprechende Text des Werkes skizziert die 
Entwicklungslinien der Wiener Möbelkunst in ihrer stilistischen Abwicklung. Hier ver- 
misse ich aber einen Vergleich mit den ähnlichen deutschen Möbeln aus derselben Zeit. 
Trotzdem die Verfasserin versichert, es sei weder archivalisches noch zeichnerisches 
Material für das Wiener Möbel vorhanden, so glaube ich doch, daß sich in alten Werkstätten 
und auch in Sammlungen noch Werkzeichnungen vorfinden werden, ebenso wie eine genaue 
Durchsicht der Wiener Tischlerakten mancherlei Aufschlüsse geben wird. Und an wert- 
vollem Vergleichsmaterial gerade auf zeichnerischem Gebiete nenne ich nur die wichtigen 
Mainzer Tischlerzeichnungen in der Bibliothek Edes Berliner Kunstgewerbemuseums, die 
besonders in den geometrischen Einlagen so überraschende Übereinstimmungen mit dem 
Stil der früheren „Theresianischen" Möbel zeigen. E. W. Braun 
ADOLF I-IACKMACK. DER CHINESISCHE TEPPICH?" Es handelt 
sich dem Verfasser dieser kleinen Schrift um eine Erklärung der zahlreichen stilisierten 
Muster auf den chinesischen Teppichen. 15 der beigegebenen Tafeln bringen die Einzel- 
muster in schematischer Zeichnung. Das Buch bildet einen brauchbaren Behelf bei einer 
Beschreibung von Teppichen, aber auch bei einer solchen anderer Erzeugnisse der chinesi- 
schen Kunst. H. T. 
ALQMON GESSNERÄW" Seit Wölfflins schöner Studie über den glücklichen 
Züricher, die schon vor mehr als dreißig Jahren erschien, haben wir keine zusammen- 
fassende Darstellung von Geßners Leben und Kunst. {Zwei Begriffe, die gerade bei diesem 
begnadeten, echten Menschen in Eins verschmolzen sind. Und darin liegt seine ewigejugend. 
Er war sicher keiner der größten Maler und nochßweniger ein bedeutender Dichter, aber die 
Harmonie seines Wesens und die Anmut seines Geistes, die glückliche, frische Leichtigkeit 
des Schaffens haben ihm vor zahlreichen weit begabteren Meistern der Poesie, Malerei und 
"' Marianne Zweig. Wiener Bürgermöbel aus Theresianischer und josephinischer Zeit (1740-1790). 
Kunstvsrlag Anton Schroll ä Co., Wien, 192i. 1B Seiten Text, 9x Lichtdrucktafeln. 
H" Hamburg, L. Friedrichsen Q Co., igzx. 
"M Salomon Geßner. Der Meister der Idylle. Ausgewählt und eingeleitet von Paul F. Schmidt. Mit 34 Ab- 
bildungen. Kleine Delphin-Kunstbücher. 19. Bändchen. Delphin-Verlag München.
	        
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