MÖBEL, PLASTIK UND
LEDER
IE Sammlung der Möbel des Mufeums wurde durch den Ankauf
von einzelnen Stücken im Laufe der ]ahre zuftande gebracht, es
ergab lieh niemals die Möglichkeit, durch Erwerben größerer Samm-
I lungen weniglfens eine Epoche zufammenhängend darzuftellen. Im
Anfänge war wohl auch der Mangel an Platz für größere Objekte
ein Hindernis. Der erde bedeutende Kalten aus der gotifchen
Zeit, mit reichem, flachem Maßwerk in Schni^erei auf farbigem Grunde, wurde
im Jahre 1868 in München angekauft. Es folgte dann im Jahre 1871 und 1872
die Erwerbung einiger Renaiflancefchränke, die bis heute noch die hervorragendften
Stücke der Möbelfammlung der früheren Zeit bilden. Es find das ein Schrank
mit reichem, farbigem Blattornamente in Intarfia aus dem lebten Viertel des
16. Jahrhunderts, füddeutfeher Herkunft, ein in ftarker architektonifcher Gliederung
durch Säulen aufgebauter Wandfehrank aus Salzburg, in der Mitte des 17. Jahr
hunderts verfertigt, ein ebenfalls architektonifch reich dekoriertes Stück mit allegori-
fchen Schnitzereien: »Charitas und Gratia« in den Nifchen, eine niederdeutfehe Arbeit
aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und eine fehr fchöne Schweizer Arbeit, ein Schrank,
datiert 1687, mit fchön gefchni^ten, kannelierten Säulen, wundervoll gedrehten Voluten
und Wellenleiden.
Im Jahre 1872 kamen eine Reihe ganz befonders hervorragender Leidungen des be
rühmten Ebenilten David Roentgen aus Neuwied an die Sammlung. Es find dies ein
großer Kunltfchrank, mit zahlreichen Laden und Geheimfächern, ganz intarfiert mit
Bildern, die die Wilfenfchaften und Künde verherrlichen, zwei Tifche und zwei große
Intarfienbilder. Von außerordentlicher Feinheit find die vergoldeten Bronzen und Be-
fchläge, mit denen der Kaden gefchmücktjd. Alle diefe Arbeiten zeigen die große
Kund Roentgens in der Einlegearbeit. Sie find in der Zeit um 1780 entdanden.
Im Jahre 1883 erhielt das Mufeum von feinem Protektor Erzherzog Rainer einen
kundvollen fpanifchen Schreibkaden aus der Renailfancezeit, der mit Leder überzogen
und mit reichen Goldprelfungen und figürlichen Malereien verfehen id, im Jahre
1888 fand die Erwerbung zweier mächtiger barocker Gerichtsfehränke norddeutfeher
Abkunft datt, die mit reichen Skulpturen gefchmiickt find.
ln den Achtziger- und der erden Hälfte der Neunzigerjahre haben dann zahlreiche
Aufträge an die Künftler ftattgefunden, die als Lehrer an der mit dem Mufeum ver-
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