noch hören, daß sowohl Maximilian als seine beiden Vorgänger in der Herr-
schaft über Tirol diesem Heiligen besondere Verehrung entgegenbrachten."
Dürer handelte es sich bei diesen Blättern offenbar um die Wiedergabe
eines reichen, malerischen Burghofes: auf die Darstellung der Umgebung
und des Hintergrundes kam es ihm sichtlich nicht an. In einem Falle hat er
sich mit der allgemeinen Angabe vom Gewölk begnügt, im anderen auch
darauf verzichtet ; nur an einer Stelle blicken wir" offenbar über die eigentliche
Burg hinaus, nämlich rechts vom Torturm (Abb. 20). Aber gerade der hier
dargestellte Bau läßt sich wieder völlig aus der gesicherten Umgebung der
Innsbrucker Burg erklären. Wir haben hier offenbar das „Riesenhaus"
(Niclaschens haus) in der Hofgasse vor uns, so genannt nach des Erzherzogs
Siegmund Leibriesen Niclas (Haidl), dem hier nach alter Überlieferung der
Wohnsitz zugewiesen warfp" Wie weit wir uns in allen Einzelheiten auf
Dürer verlassen können, wissen wir allerdings nicht; selbst einige Haupt-
maße könnten sich verschoben haben und Dürer mochte, um irgendeine
Einzelheit genauer zu erkennen und darzustellen, seinen Standpunkt während
der Aufnahme etwas geändert haben. Auf jeden Fall muß das „Riesenhaus"
aber ungefähr da gelegen haben, wo wir den Giebelbau rechts vom Torturm
uns gegenüber erblickenxl- -
Im allgemeinen liegt es in der Natur einer solchen Zeichnung, daß eher
Hauptmaße ungenau sind, als kennzeichnende EinzelheitenHfT Und kenn-
zeichnend an dem „Riesenhause", das heute noch, obwohl geändert, besteht,
ist der Giebel und vor allem der breite, in der Mitte etwas vertretende Erker.
Die Zinnen des Giebels sind heute zwar, wie sonst in Innsbruck, verschwunden;
der Erker, ungefähr in der Mitte der Vorderseite, ist aber in der Hauptsache
offenbar noch der alte, und jedenfalls sind die drei Kragsteine, deren weich
geschwungene, spätgotische Formen übrigens ganz zu denen des Erkers auf
Abbildung Ig und 20 stimmen und auch sonst in Tirol vorkommen, noch die
alten. Da nun der mittlere Kragstein mit den darauf ruhenden Bogen weiter
vorspringt als die seitlichen, ist klar, daß der Erker immer, so wie heute noch,
f Unter dem Wappen des weiß-rot gemalten Frieses scheint sich auch der österreichische Bindenschild
zu befinden; vgl. auch Meder, Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses, XXX. (1g11j12),
Seite aoz.
"t Außer bei der Tür des Torbogens (Abb. a0).
"" Nach Schönherr (Repertorium f. Kunstwiss. 1870, Seite 34) um das jahr 1480 erbaut; so auch die heute
am Bau angebrachte Inschrift. Im jahre 1496 (Copialbücher II. Serie, S, f. 356) heißt es, daß Maximilian wegen
des Nicolaschzn haws besondere Befehle erteilt habe. Im nächsten Jahre (desgleichen II. Serie T f. 306") hören
wir dann, daß Herzog Erich von Braunschweig des Nicolasch haws „begehre", daß es aber wohl zu hof gelegen,
und die Entscheidung daher dem König vorzubehalten sei. Man möge dieses „wohl zu Hof gelegen" ganz
besonders beachten. - Zu Nicolaus Haidl, siehe noch: Copialbuch II. M (1490) f. 65 (Larlng Nicolusch war als
Torhüter und in anderen Diensten bei Erzherzog Siegmund; ihm von diesem Schloß Rosenberg verschrieben, von
Maximilian bestätigt). - Copialbuch II. Q (1494) f. 58' (dem Claus Hayden vnnserem diener Geldschenkung
Maximilians). - Schatzarchiv 1494 Juni 15 erwähnt Ulrich Haydl, den Bruder des Nuwläsch seel. - Gedenk-
buch Maximilians vom Jahre 15a: (Reg. 230 f. 41'): ltem langen Nicolasch sein grub machen zu lassen usw.
T Vielleicht miißte die Mitte des Giebels bei einheitlichem Standpunkt nur etwas mehr rechts erscheinen.
- Durch das halboHene Tor des Torturmes sehen wir nicht in die (heutige) Stiftsgasse, die wohl mehr links liegt,
sondern auf das Tor eines gegenüberliegenden Hauses der Hofgasse. Es müßte also eines der l-Iäuser sein, die
Maximilian im jahre 1503 erwerben wollte und im Jahre 1514 wirklich erworben und zu einem Hause um-
gebaut hat.
'H' Das gilt auch von den Anbauten am Paradeise.