Abb. ro. (Plan 3.)
Ausschnitt aus einem Plane der Hofburg, bezeichnet: „Nr. 2 Erster Ehige eine Stiegen hoch"; siehe Abbildung 8
Dach, vor dem ein (grünes) Dächlein in Form einer schlanken Pyramide mit
links unten ansetzendem sattelartigem niedrigerem Teile emporragtf Wir
finden hier Form und Farbe der Erkerdächer, die an dem Dache des „Frauen-
Zimmers" auf der Schloßhofansicht (Abb. 19) erscheinen, so daß man wohl
mit Sicherheit sagen kann, daß sich hier in der Stadtansicht ein schmaler
Blick auf einen Teil der „hinteren" Burg (wohl auf das Türmchen über der
südwestlichen Ecke des vorspringenden Teiles) eröffnet, Gerade weil es sich
hier nur um eine Kleinigkeit handelt, darf man besonders Wert darauf legen;
denn der Künstler wäre auf eine solche Form an jener Stelle gewiß nicht
gekommen, wenn nicht etwas tatsächliches vorgelegen hätte, ja man darf
vielleicht sogar sagen, wenn er die Form nicht schon aus der Nähe gekannt
und dann aus der Ferne wiedererkannt hätte.
Die Ansichten des Burghofes und die Stadtansicht gehören zusammen.
Für unsere Frage ist es dabei zunächst gleichgültig, ob wir die Zeichnungen
an den Anfang oder das Ende der ersten Italienreise Dürers setzen; ja, wenn
wir nur das Fehlen des „Neuen Baus" auf dem einen Blatte in Betracht
ziehen, könnten wir sogar an die zweite Reise denken, da der „Neue Bau"
im Jahre 1506 wohl noch nicht ausgeführt war."
' Bei Lippmann auch die grüne Farbe erkennbar. Dächer der einen Zeichnung mehr ins Blaugrau gehend.
"' Haendcke (a. a. 0., Seite 28) will die Schloßansichten der zweiten Reise zuweisen; doch waren sie ihm
nur im allgemeinen Ansichten eines tirolischen Schlosses, ohne daß er eine Benennung versuchte. Nach l-laendcke
ließen diese Blätter wie keine anderen verwandten Werke Dürers eingehendes Verständnis für architektonische
Monumente ersehen. Rapke (a. a. 0., Seite 15 E.) dagegen findet, Dürer könne diese Blätter „unmöglich erst 1506 ver-
fertigt haben, nachdem er uns bereits r5o4 im Marienleben und in der grünen Passion schlagende Beweise seiner
genauen und sicheren perspektivischen Konstruktion gegeben" habe. Die von Rapke gebotene Tafel 3 soll auch
die Unzulänglichkeit der perspektivischen Darstellung erweisen.