Die Stadtansicht und die Burgansichten gehen künstlerisch ja offenbar
weit auseinander. Ein Forscher hat bei den Ansichten des Burghofes darum
sogar an der Urheberschaft Dürers gezweifelt; doch ist diese Stimme unsers
Wissens ganz vereinzelt geblieben. Und derselbe Forscher muß zugestehen,
daß er keinen anderen Meister nennen könnte, der als Zeichner dieser
Blätter zu denken wäre." Gewiß sind die Zeichnungen verschieden; aber lag
für Dürer nicht auch bei beiden ein verschiedenes Problem vor? Bei der
Stadtansicht mit dem spiegelnden Wasser im Vordergrunde handelte es sich
offenbar mehr um den künstlerischen, malerischen Gesamteindruck, bei
den Hofansichten um die möglichst genaue Wiedergabe des Bestehenden.
Abb. rr. (Plan 4.) Ausschnitt aus einem Plane der Hofburg,
bezeichnet: „Nr. 3 Maitre Eilige oder Anderter Stock"; siehe Abbildung 8
Wie die meisten großen Maler hatte auch Dürer lebhaften Sinn für Archi-
tektur, entwarf er doch zum Beispiel nach seinem niederländischen Reise-
tagebuche selbst einen Bau für den Arzt der Statthalterin Erzherzogin
1' Rapke (a. a. 0., siehe Anmerkung 99): „Angesichts dieser Widersprüche, die die beiden Arbeiten (die
Hoiansichten) aufweisen, einmal ihre korrekte, liebevolle. künstlerische Ausführung, und dann die zahlreichen
perspektivischen Fehler, ist es überhaupt am Platze, die Frage aufzuwerfen: Sind diese Blätter auch wirklich von
Dürer?" Weiterhin meint er: Wlch kann eine Verwandtschaft mit der Innsbrucker Arbeit (Stadtansicht) nicht
finden. Dazu sind mir die Blätter doch viel zu penibel ausgeführt . . . Doch wenn die Aquarelle nicht von Dürer
stammen, von wem den sonst? Wer verstand bereits damals die Architektur so zu meistern?" Meder betont da-
gegen wieder die nahe Verwandtschaft der Zeichenart.
Nebenbei erwähnen wir noch, daß (nach gütiger Mitteilung Herrn Direktors Meder) die beiden Schloßhof-
ansißhlen. die beiden Tfißmer Ansichten, der gewappnet: Reiter vom Jahre X498 (in der Albertina) und die
1373119119 m51 dem nickten unteüiörl)" (LiPPn-iann Nr. n) dasselbe Wasserzeichen aufweisen (Krone mit
quergestrichener pfeilartiger Verlängerung nach unten).