sichtbare Dachteil mit dem (grünen) Dacherkerchen muß aber nicht sehr
weit zurückliegen, da das Dach, wie nach der I-Iofansicht (Abb. 20) klar ist,
nach Westen ziemlich tief herabreichte und also nicht erst durch eine größere
Entfernung, im Vergleich zum viereckigen Turm, so niedrig zu erscheinen
braucht. Bei Merian scheint der eckige Turm dem gerundeten Eckturm
ziemlich nahe gerückt. Und nach den alten Grundrissen (Abb. g usw.) könnte
man vermuten, daß der westlich am Nordende der Burg ansetzende ver-
schoben viereckige Bau dem alten Turme entspräche und der nördlich daran
vertretende Vorsprung mit dem alten Torbau zu tun habe. Man könnte sich
hier auch (natürlich vor Umgestaltung der Pfarrkirche) die alte, von der
heutigen Stiftsgasse herkommende Gasse fortgesetzt denken; doch mag die
Verbreiterung des „Frauenzimmers" nach Westen den Gassenzug schon
etwas abgelenkt haben. Noch mehr war dies wohl der Fall, als das „Frauen-
zimmer", wie wir vermuten, später noch einmal nachWesten erweitert wurde.
Auf dem alten Grundrisse (Abb. 9) ist es sehr auffällig, daß die, von
Westen her, erste innere Pfeilerreihe so eigentümlich schräg verläuft. Aus
dem späteren Bauzustande läßt sich das kaum erklären; die äußere (Ost-)
Mauer läuft hier ja gerade nach der anderen Seite. Es macht, insbesondere
bei dem letzten (nördlichen) Rundpfeiler, geradezu den Eindruck, als wollte "
diese ganze Linie der inneren Pfeiler dem viereckigen Bauteile im Westen
ausweichen. Wir können uns sehr wohl vorstellen, daß das „FrauenzimmeW
ursprünglich nur bis zu dieser Linie reichte, und daß in dem heute westlichsten
Hallenteile ursprünglich die Rumergasse hinlief und neben dem Turme zur"
Stadt hinausführte. Die alte Westgrenze des „inneren" Hofes kann ganz gut
(wenigstens ungefähr) in der Fortsetzung der inneren Pfeilerreihe gelegen
haben. Zu irgendeinem späteren Zeitpunkte könnte dann die Erweiterung
des „Frauenzimmers" nach Westen hin stattgefunden haben. Und nun hat
man bei der neuen Westmauer gerade die entgegengesetzte Schräge ein-
schlagen müssen, um an die Ecke des alten Turmes zu gelangen. Um hier
dann aber nicht die Wölbungsbogen zu weit spannen zu müssen, mochte
man die neuen Bogenstützen in so merkwürdiger Weise nach Norden hin
allmählich immer mehr aus derWand vorgeschoben haben. Die Erhaltung der
alten Grenzlinie im Innern mag aber mit den alten Fundamenten oder mit
dem Oberbau zusammenhängen. Später sind zwischen die alten Rundpfeiler
noch westöstlich laufende Verstärkungsbogen eingezogen worden, die wohl
mit einem neuerlichen Umbau (der Obergeschosse) zusammenhängen; die
Verstärkungen sind noch spitzbogig und wohl noch dem XVI. Jahrhundert
angehörig. Wann die erste hier besprochene Erweiterung ausgeführt worden
ist, läßt sich kaum mehr genau nachweisen. Wir werden aber hören, daß
unter Maximilian wiederholt an diesem Burgteile gebaut worden ist, und es
kann der ganze auf Abbildung g erkennbare Zustand der Halle jünger sein
als die Dürerschen Aufnahmen; immerhin mögen frühere Zustände darin
noch nachwirken. Jedenfalls scheint der Turm westlich des Tores, der wohl
mit dem früher genannten an der Ringmauer beim Rurnertor eins ist,