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ursprünglich keinen Zusammenhang mit der Burg gehabt zu haben, und es
scheint dies auch noch bei der Aufnahme des Bergwerksbuches so der Fall
zu sein. Er brauchte deshalb bei Dürers Aufnahme, die ja offenbar nur die
Burg darstellen sollte, überhaupt nicht zu erscheinen." Auf dem Hintergrund
scheint Dürer, wie gesagt, bei diesen, gewissermaßen architektonischen,
Aufnahmen eines bestimmten, in sich geschlossenen Bauwerkes ja keinen
Wert gelegt zu haben."
Wir haben nun aber in fast überraschender Weise ein Bild der alten
Innsbrucker Burg gewonnen, und zwar aus einer Zeit, die in die frühesten
Jahre der Maximilianischen Herrschaft zurückreicht. Ja, bei der Vielgestaltig-
keit dieses, sichtlich allmählich entstandenen Baues wird man von vornherein
annehmen, daß viel des Dargestellten noch weit älterer Zeit entstammt.
Wir haben schon gehört, daß der Saalbau bereits um das Jahr 1510
Sprünge zeigte, und daß seine Mauern als „alt" bezeichnet werden, wobei
hier wohl an Alter an sich, nicht bloß an Alter im Vergleich mit damals
neuem Mauerwerk zu denken ist. Wir haben ferner erkannt, daß der nach
dem Jahre 1510 erbaute Saal sich um ein Geschoß höher befand als der
ältere, der im Stockwerk der Kapelle und in deren unmittelbarer Nähe lag.
Von diesem ganzen Bauteil erhalten wir dadurch aber für die ältere Zeit den
Eindruck eines alten „Palas", bei dem sich die Kapelle, wie zum Beispiel in
Wien, ja_ auch meist in unmittelbarer Nähe des „Saales" befand.'""' Rückwärts
(nach Norden) erstreckte sich dann das „Frauenzimmew, der eigentliche
Wohnbau, der tatsächlich auch eine Zeitlang von Maximilian bewohnt
wurde. T Die mehrfach erwähnte spitzbogig gewölbte Halle diente, wenigstens
später, als Küche. In anderen Burgen, zum Beispiel wieder in Wien, wurde
die Küche wegen der Feuersgefahr ganz abgetrennt angelegt; hier sorgte
wenigstens die Einwölbung für die Sicherheitri-f Ein anderer wichtigerBestand-
teil jeder alten Burg war eine Rüstkammer. In Innsbruck finden wir dafür
"f Wenn wir die Dilrersche Aufnahme (Abb. tg) genauer betrachten, so müssen wir wohl annehmen,
daß die beiden mit Walmdächern gleicher Höhe und ähnlicher Neigungswinkel gedeckten Teile des Nordhaues
nach Süden hin gleich breit waren. Dann kommen wir aber auch dazu, für den westlichen Teil ursprünglich
eine geringere Breite anzunehmen, und zwar ungefähr die Breite bis zur inneren Pfeilerreihe. Die Südseite dieses
vorspringenden Teiles mag bei späteren Umbauten übrigens etwas geändert worden sein. f Bei dem Dürer-Blatt
mag es vielleicht auch scheinen, daß man etwas zu viel Aufsicht auf die Westmauer des vorspringenden Teiles
habe. Zunächst braucht Dürer den Standpunkt aber nicht genau eingehalten zu haben und dann scheint, wie
der Vergleich mit den noch späteren Grundrissen und die Bleistiftvorzeichnung von Abbildung g ergibt, der
ganze Nordteil der Burg auf den Plänen zu wenig nach Westen abgebogen zu sein.
"f Wenn Dürer beim „Riesenhaus" über die Burg hinausging, so handelte es sich da, wie gesagt, um ein
fllrstliches Gebäude und eines, das in gewissem geistigen und künstlerischen Zusammenhang mit der Burg stand
und den Künstler wohl auch besonders fesselte (weshalb er dafür auch den Standpunkt etwas geändert haben
mag). Daß der Torturm aber nicht zur Burg gehörte, konnte dem zeichnenden Künstler, falls es sich nicht schon
von selbst ergab, wohl jeder dabeistehende Zuschauer sagen.
"m" Vgl. zum Beispiel auch Salzburg und Trient.
1- Bekennenbuch 1498 f. 8c' (Maximilian an die Hauskammer): Kölderer soll wmser stiblein in vnnsenu
newzn frauenczimmer malen. - Gesch. von Hof 1510 f. 40' (Schreiben des Kaisers aus Augsburg): wegen einer
Truhe in vnn-ser camer darinen wir bey vnnser gemahl gelegen sein, und Reg. 2x9 über die Truhen im „Neuen
Frauenzimmer".
H-Wegen der Küche im Nordteil der Burg vgl. Hainhofer, a. a. O. Seite 52. auch Reg. 6922; auf den
Plänen (Abb. 9) sind hier auch Herde angegeben. - Wegen der Küche der Wiener Burg, vgl. „Baugeschichte
der Wiener Hofburg", Abbildung 28, auch Seite x02 und 125. Wegen Ambras: Schönherr, Ges. Sch. I. Seite 48x.