Grund dagegen spricht, müssen wir wohl annehmen, daß unter diesem Aus-
drucke das Gebäude „am Platze" gemeint sei," das bei der Messestiftung
Maximilians im Jahre 1498 mit diesem Namen oder in einer Urkunde des
Jahres 1510 als newenhof in der Kirchgassen erscheint." Vom Jahre 1463
an muß hier wieder gearbeitet worden sein, und wir hören hier wieder-
holt in einem Atem „Frauenzimmer" und „Neuhof" genannt." Wir müssen
also, wie bereits gesagt, für einige Zeit hier einen wirklichen fürstlichen Sitz
annehmen. Es ist eben die Zeit, wo sich zuerst das Bedürfnis nach einer
ständigeren Wohnung für den Fürsten (oder seine Gattin) geltend machte.
Die Gebäude „am Pla " und in der Kirchgasse mochten dazu, besonders
für die Wohnung der Frau, zunächst am geeignetsten und besten vorbereitet
erscheinen; es ist damit aber durchaus nicht gesagt, daß damals kein anderer
fürstlicher Besitz und Sitz in Innsbruck bestanden, vielleicht sogar schon
größere Räumlichkeit besessen haben kann, als die räumlich gewiß immer
beschränkten Baulichkeiten inmitten der Stadt. Gerade die beabsichtigte oder
in Durchführung begriffene Ausgestaltung des (urkundlich gesicherten) Be-
sitzes an der Stadtgrenze mochte den Bau „am Platze" vorübergehend
sogar bewohnbarer und wohnlicher haben erscheinen lassen. Jedenfalls
ist es merkwürdig, daß wir, wie gesagt, beim Neuhof erst im Jahre 1498
von einer Messestiftung hören, bei der Kapelle zu „Mitterhof" aber schon
im Jahre 1473. Die Stiftung dieser „Mitterhofischen" Kapelle selbst reicht
sogar noch mehrere Jahre weiter zurück. Wir erfahren nämlich schon aus
einer Urkunde vom 3. Mai 146g, daß Bischof Kaspar, Generalsuffragan
der Salzburger Diözese, auf Bitten Herzog Siegmunds und seiner Gemahlin (!)
die Kapelle mit dem Altare im fürstlichen Hofe (in ipsa curia prefati
dni principis in Insprugk) geweiht habe,""'"" und zwar zu Ehren der Aller-
heiligsten Dreifaltigkeit, der Mutter Gottes, des heiligen Kreuzes, des hei-
ligen Andreas, des heiligen Johannes des Täufers, der heiligen drei Könige,
der heiligen Oswald, Siegmund, Christoph, Georg und aller Heiligenrl" Die
Stiftung der Messe erfolgt dann mit Urkunde vom 1. Februar 1473.11" Der
i" Miss. 1510 f. 10 (wegen der dabei liegenden Behausung des verstorbenen Hofschneiders Martin
Trumer; Aufzählung der Ämter im „Neuhofe").
m" Tischler Reichard, der schon im Jahre 1463 für Arbeiten in seiner gnaden haws am plucz entlohnt
worden ist, empfängt im Jahre 1461 Bezahlung für allerley arbeit vnd jlyclcwerch, so er in dem frawnzimer vnd
zu Newnhofgethan hat: Raitb. 1463-1465 f. 46' u. f. 69g, vgl. auch f. 49'. - Im Jahre 1466 wird auch ein
Münchner Piiastenneister mit seinen Knechten für Arbeit von dem vorhof im fmwnzimer vnd zu Newenhof
bezahlt: Raitb. 1466 f. 30. Man vergleiche auch KS.-A. VI! (Reg. 701g) (Ain inventari, wus silbergeschirs zu
Newenhof zu Ynsprug verhanden gewest ist anno . . . 1450). - Erwähnungen von meins gnädigen herm haus
Newenhaus, haus in der Kirchgassen (siehe Anmerkung ") oder allgemein vom hof: Reg. 18022, 181127, 18036,
18038, 18223). - Kerzenstangen zu seiner gnaden cuppellen: Raitb. 1479-1481 f. 64' also schon aus einer Zeit,
da die „Mitterhofische Capelle" vorhanden ist. Verschiedene Anschaffungen für Newenhof noch: Raitb. 1482
f. 3172 3192 1483 f. 321', 322.
"i" Reg. 18002. Diese Urkunde enthält schon von alter Hand den Vermerk: Ainweichung des Altars zu
Inspruckh in der Burgkh. - Schatzarchiv 8365 (auch wegen Ablasses).
1' Auch sind von all diesen und einigen, dem Namen nach unbekannten Heiligen in dem bezeichneten
Altare Reliquien hinterlegt worden. - Einiges ist hier natürlich allgemein übliche Formel.
11' Die von M. Mayer (Reg. 18137) veröffentlichte beglaubigte alte Abschrift befindet sich gegenwärtig
mit dem Brixner Archiv in italienischem Besitz und war uns nicht zugänglich; wir zitieren nach Bekennenbuch
111. f. 21o' (1473); vgl. Schatzarchiv 5630 (1473, Fehr. 1).