Vielleicht können wir nun aber in der bisherigen Überlieferung, daß
Maximilian die Burg gelegentlich seiner zweiten Vermählung erbaut habe,
doch auch einen Kern von Wahrheit finden." Es ist auffällig, daß in den
ältesten Nachrichten, die von Maximilians Bautätigkeit in Innsbruck über-
haupt melden, gerade das „Neue Frauenzimmer" erwähnt wird. So be-
fiehlt Maximilian im Jahre 1498, Kölderer solle sein Stüblein in seinem
Neuen Frauenzimmer teilweise ausmalen." Auch wird im Jahre 1500 von
Truhen in Räumen des „Neuen Frauenzimmers" der Burg zu Innsbruck
gesprochen?" Wenn die späteren Nachrichten, die sicher von unserer
Burg handeln (so die Urkunden der Jahre 1534-1536 und vom Jahre 1596),
dann nur mehr vom „FrauenzimmeW im allgemeinen berichten, so läßt
sich das aber daraus zur Genüge erklären, daß der Bau inzwischen eben
den Charakter des „neuen" verloren hatte. Und angenommen, daß die
Vermutung, ein älteres „Frauenzimmer" hätte sich beim Haus „am Platze"
befunden, richtig ist, so entfiel auch ein Vergleich mit diesem seit dem
Augenblicke, wo das „Haus am Platze" dauernd in ein Amtsgebäude um-
gewandelt warj
Maximilian mag somit als eine der ersten Ausgestaltungsarbeiten an
der Burg die Erneuerung oder Erweiterung des Nordteiles durchgeführt
haben. Ziemlich früh muß auch die Ausmalung der „Paradeisstube" fallen,
da der Name, der doch nur auf die darin befindlichen Malereien zurück-
gehen kann, schon im Jahre 1510 nachweisbar istri-J- Kunstgeschichtlich be-
merkenswert wäre dann auch die, mindestens beabsichtigte, Bemalung einer
Kapelle in der Burg und die offenbar durchgeführte sowohl im Innern als im
Äußern des „Wappenhauses". Doch ergäbe dies wohl ein Kapitel für sich; wir
haben hier auf dies und späteres nur so weit hinweisen zu müssen geglaubt,
als uns die Nachrichten eine Möglichkeit boten, dadurch in frühere Zeiten
zurückzudringen. Wir haben daher auch den „Saalbau", dessen innere Aus-
schmückung sich dann durch Jahrzehnte, eigentlich bis zur Übernahme der
1' Nur kurz sei erwähnt, daß Job. Fabers Leichenrede auf Maximilian (siehe Seite 134, Anmerkung i) noch
nicht von einer Verbindung des Baus mit der zweiten Heirat des Filrsten spricht; selbst von einem völligen
Neubau spricht er nicht geradezu, trotzdem dies an jener Stelle sehr wirkungsvoll wäre. Auch Hainhofer, Brandis,
Burglehner und Christ. Ulrich am Pach verbinden noch nicht die neue Eheschließung mit dem Bau. jos. Frh. von
Ceschi läßt dann die Hochzeit in der von Maximilian neu erbauten Hofburg stattfinden. Ignaz de Luca gibt im
Jahre 178a diese Nachricht, um einen offenbaren Irrtum vermehrt, weiter. Zoller erwähnt bei der Hochzeit wieder
die „neuerbaute Burg". Dem folgen dann die Neuem; nur Schönherr (Ges. Schr. I. Seite 120) läßt die Vermählung
mit Blanka Maria im „Neuhotm stattfinden; vielleicht hatte er Bedenken, ob die „neugegründetw Burg zur Zeit der
Vermählung schon fertig sein konnte. Einmal taucht es bei ihm sogar wie eine Ahnung des wahren Sachverhaltes
auf, wenn er (Ges. Sehr. II. 54a) sagt, daß die Burg ursprünglich aus einem einzigen, von einem Adeligen
erkauften, Hause bestanden hätte. Schönherr scheint aber, wie leider so oft, die Quelle nur dunkel in Erin-
nerung gehabt zu haben und zieht auch keine weiteren Folgerungen. Höchst ungenau sind seine Angaben im
„Repertorium" 1876 (1. Bd,) Seite 34 und Anmerkung.
i" Bekennenhuch 1498 f. 80' (die Regierung soll Kölderer auch vnnser stiiblin in vnsenn Neven frawen-
czimer zum tail zumulen beuelhen [befehlen ]).
i" Reg. 219.
1' Oh dies schon damals (um 150a) der Fall war, wo Maximilian den berühmten Erker mit dern „goldenen
Dachl" errichten ließ, wiire noch zu untersuchen. Auf die Bedeutung des Hauses im Stadtbilde ist schon
Seite 170, Anmerkung' hingewiesen worden.
11' Die wichtigste Nachricht über die Darstellung des Paradieses: KS. 711 (Reg. 6741).