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Volltext: Monatszeitschrift XXIV (1921 / Heft 7, 8, 9 und 10)

ungefähr in der Richtung, wie sie in Wien durch den Hofarchitekten Maria 
Theresias, Paccassi, vertreten wurde (Abb. 25). Auch sind wir durch diese 
scheinbar geschlossene Schöpfung des XVIII. Jahrhunderts wenigstens davor 
bewahrt geblieben, daß eine spätere, kaum verwichene Zeit auf den Gedanken 
verfiel, die alte Burg „uriederherzustellenß wie es wohl geschehen wäre, 
wenn vom Alten deutlichere Reste noch in diese Zeit hineingeragt hätten. 
Wir hätten dann aber weder ein Altes noch ein Neues, während wir heute, 
unbeeiniiußt durch „Restauration" eines willkürlich herausgegriffenen und 
dann sicherlich mißverstandenen Zeitabschnittes, uns wenigstens vor dem 
geistigen Auge das Alte in seinen verschiedenen Wandlungen wieder ver- 
anschaulichen und dieses Bild, den Fortschritten unserer Erkenntnis ent- 
sprechend, immer wieder verbessern können. 
Wie gesagt, konnten wir nur einen Anfang dazu machen. Und wenn 
wir uns zunächst auf einen Teil beschränkt und manches bewußt unent- 
schieden gelassen haben, so ist es auch deshalb geschehen, weil wir nur zu 
wohl wissen, daß gerade dann, wenn von irgendeiner Seite einmal einem 
Gegenstande nähergetreten und die Aufmerksamkeit auf ihn hingelenkt ist, 
gewöhnlich bis dahin übersehene Hilfsmittel zur Erforschung ans Tageslicht 
kommen. So wird es gewiß auch hier ergehen und man wird manches 
berichtigen und ergänzen müssen. Zwei Hauptergebnisse glauben wir aber 
doch als sicher hinstellen zu können: zunächst, daß die Anfänge der Burg 
um etwa drei Menschenalter weiter zurückreichen, als man bisher gemeinhin 
angenommen hat. Diese Feststellung scheint allerdings allen Erfahrungen zu 
widersprechen, die man sonst bei Erforschung alter Gebäude macht; denn 
gewöhnlich werden Bauten durch die volkstümliche Überlieferung älter 
gemacht, als sie wirklich sind. Ein Hauptgesetz solcher Irrungen gilt aber 
auch hier: der Bau blieb mit dem volkstümlichsten Namen - hier dem 
Maximilians - und einem besonders sinnfälligen Ereignisse f der zweiten 
Heirat dieses Fürsten - verknüpft; das weniger Eindrucksvolle verlor sich 
dagegen. 
Das zweite I-Iauptergebnis ist, daß die Dürerschen Ansichten eines 
Schloßhofes tatsächlich die alte Innsbrucker Burg im Zustande um das 
Jahr 1495 darstellen. Wir haben nicht mehr eine beliebige Burg vor uns, an 
deren genauer Wiedergabe wir allenfalls zweifeln können; wir dürfen nun 
auch den Einzelheiten ganz anderes Gewicht beilegen als es sonst der Fall 
wäre, und können nun mit größerer Sicherheit weitergehende kunstgeschicht- 
liche Schlüsse aus den dargestellten Bauformen ziehen. Wir glauben aber, 
daß nicht nur für die Geschichte der Innsbrucker Burg und der tirolischen 
Kunstgeschichte im allgemeinen, sondern auch für unsere Auffassung Dürers 
selbst nicht Unwesentliches gewonnen ist, haben wir hier doch (neben der 
Trienter Schloßansicht) vielleicht die älteste, wirklich eingehende Darstellung 
einer mittelalterlichen Burg, ja überhaupt eines mittelalterlichen weltlichen 
Gebäudes, vor uns. Und daß wir sie gerade Dürer verdanken, ist natürlich 
mehr als ein Zufall.
	        
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