VORWORT
Im Jahre 1967 wurde vom Österreichischen Museum für angewandte Kunst der erste
Versuch unternommen, der Bedeutung der Wiener Werkstätte in einer Ausstellung
gerecht zu werden.
Die Bearbeitung des Archivs der Wiener Werkstätte- die Sichtung und Inventarisierung
des Materials, das sich im Österreichischen Museum für angewandte Kunst befindet -
wird seit einigen Jahren vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
gefördert.
Diese umfangreichen, wenn auch zum Teil sehr lückenhaften Bestände sind von
unschätzbarem Wert; ihre wissenschaftliche Aufarbeitung und Veröffentlichung ist vor
allem deshalb mit großen Schwierigkeiten verbunden, weil die Fülle und gleichzeitig die
Unvollständigkeit des Materials einen hohen Arbeitseinsatzverlangen, dersich auf Teil
bereiche konzentrieren muß, um wissenschaftliche Seriosität zu gewährleisten.
Als Leiterin der Abteilungen Keramik und Glas, daneben auch mit der wissenschaftli
chen Betreuung der Metallarbeiten ab dem späten 19. Jahrhundert befaßt, fühle ich
mich verständlicherweise verpflichtet, zuerst die eben genannten Materialbereiche der
Wiener Werkstätte durch Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies
ist mir vor allem auch deshalb ein großes Anliegen, weil Frau Bundesminister Dr. Hertha
Firnberg dem gesamten Forschungsbereich „Wiener Werkstätte“ ihre besondere För
derung angedeihen läßt und ihr Interesse immer wieder durch außerordentliches Ver
ständnis für die vielschichtigen Probleme, die damit Zusammenhängen, unter Beweis
stellt.
Nach intensiver Sichtung des im Österreichischen Museum aufbewahrten sowie des
mir vom Museumspublikum zur Verfügung gestellten Materials zur Keramik der Wiener
Werkstätte kam ich bald zu der Erkenntnis, daß die einzelnen Materialgebiete möglichst
vollständig aufgearbeitet und veröffentlicht werden müßten.
Für die umfassende Publizierung der Keramik der Wiener Werkstätte werden daher
mehrere Bände notwendig sein; ähnliches gilt natürlich auch fürGlas, Metall, Schmuck
und andere Bereiche, und womöglich verstärkt noch für das äußerst umfangreiche
Gebiet der Textilien.
Das vorliegende Buch ist den sogenannten „Originalkeramiken“ der Wiener Werkstätte
aus den Jahren 1920 bis 1931 gewidmet; es stützt sich besonders auf einen Band mit
Skizzen aus dem Nachlaß der Wiener Werkstätte, ergänzt diesen mit zeitgenössischen
Photos bzw. Reproduktionen aus zeitgenössischen Zeitschriften sowie mit Photos
von im Museum und in Privatbesitz erhaltenen Keramiken und versucht, die den Skiz
zen beigegebenen handschriftlichen Notizen nicht unkommentiert wiederzugeben,
sondern wenn möglich zu erweitern bzw. zu ergänzen.
Es ist zu hoffen, daß diesem ersten Band über die Keramik der Wiener Werkstätte bald
weitere Bände folgen können, die sich mit der in derWienerWerkstätte selbst vervielfäl
tigten Keramik sowie der kommissionweise dort verkauften Keramik befassen sollen.
Ein Gesamtregister soll dann die in allen Bänden enthaltenen Künstlerinnen und Künst
ler sowie alle keramischen Modelle verzeichnen.
Daß unser Museumspublikum weit überdas übliche Maß hinaus zur Mitarbeit bereit ist,
hat sich schon mehrfach erwiesen, zuletzt bei unserer Ausstellung „Wiener Porzellan -
echt oder gefälscht“ (1976/77). Ich bitte daher auch diesmal alle ehemaligen Mitarbei
terinnen und Mitarbeiter der Wiener Werkstätte sowie alle Besitzer von Wiener Werk
stätte-Keramiken, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Das Interesse am Thema „Wie-
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ner Werkstätte“ wird berechtigterweise immer stärker, und es ist mir Freude und Ver
pflichtung zugleich, den an mich vielfach herangetragenen Wünschen nach umfas
sender Publizierung der von mir betreuten Gebiete nachzukommen.
Wien, im Juli 1980 Waltraud Neuwirth
PREFACE
ln 1967 the Austrian Museum of Applied Arts undertookforthefirsttimeto exhibitworks
from the Wiener Werkstätte in a manner commensurate with their artistic significance.
Efforts towards the revision and reorganization of the Wiener Werkstätte archives -
surveying and collating the material to be found in the Austrian Museum of Applied Arts
- have been sustained for several years by the Federal Ministry for Science and
Research. This extensive, if in pari fragmentary störe of material is invaluable; its
scholarly refurbishing and publication, however, is fraught with difficulties, as the
abundant and at the same time incomplete nature of the material requires a prodigious
amount of work, with the focus being brought to bear only on partial areas, in order to
measure up to Standards of serious scholarship.
As head of the ceramics and glass departments, in addition to being responsible for the
scholarly maintainance and research of late 19th- and 20th-century metalwork, I feel
understandably duty-bound to render knowledge of these particular areas of the
Wiener Werkstätte accessible to the general public in printed form. This is also a matter
of primary concern to me, as all research in the area of the Wiener Werkstätte has
enjoyed the personal Support of Federal Minister Dr. Hertha Firnberg, who has demon-
strated time and again keen interest and understanding as regards the manifold diffi
culties inherent in such an undertaking.
After close scrutiny of the material connected with the ceramic production of the Wiener
Werkstätte contained in the museum, as well as the material made available to me by
museum fans, I soon realized that the individual areas would have to be worked up into
as complete a form as possible and then published.
Several volumes will therefore be necessary for comprehensive publication dealing
with the ceramics production of the Wiener Werkstätte; this will also be the case as
regards of course glass, metal, jewellery, and other areas, as well as the broadest
possible coverage in the particularly extensive field of textiles.
The present book is dedicated to the so-called „Originalkeramiken“ (original, or one-of-
a-kind ceramics), designed and produced in or for the Wiener Werkstätte during the
years 1920-1931; drawing especially on a volume of Sketches found in the estate of the
Wiener Werkstätte, it Supplements this with Contemporary photographs and/or repro-
ductions from Contemporary periodicals as well as with photographs taken of ceramic
Objects owned by the museum and in private hands, endeavouring at the same time to
expand and Supplement them instead of simply reprinting the hand-written notation
without commentary.
It is to be hoped that this first volume dealing with Wiener Werkstätte ceramics will be
followed by further volumes concerning the production-ware manufactured by the
Wiener Werkstätte itself as well as the ceramics sold there on a Commission basis.
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