schienen. Lübke ist ohne Frage der geistvollste Vertreter jener Richtung, welche Franz
Kugler begründet hat. Seine Werke sind ebenso verlässlich als die Arbeiten Kuglefs,
haben aber das voraus, dass sie auch die Resultate der Forschungen der jüngsten Zeit
aufnehmen, lebendiger und poetischer in der Darstellung sind, als der ganz vortreEliche,
sber etwas nüchterne F. Kugler es gewesen ist.
Dr. C. Schnaaseb „Geschichte der bildenden Künste" erscheint bei Buddeus in
Düsseldorf in zweiter, nicht blos in verbesserter, sondern auch in bedeutend wchlfeilerer
Audage. Die erste Audage war bekanntlich sehr thener; der Preis der neuen Audnge
übersteigt die Hälfte des Preises der ersten nicht. Die Bearbeitung der zweiten Ausgabe
wurde den Herren Dr. K. v. Lützow in Wien und Dr. K. Friedrichs in Berlin über-
geben. Die erste Hälfte des ersten Bandes liegt in Dr. K. v. Lützow's treElicher Be-
arbeitung vor; wir können dieselbe unseren Lesern bestens empfehlen.
Die Katalogliteratur hat in Oesterreich durch die Arbeit der Herren Dr. Freih.
v. Sacken und Dr. F. Kenner „die Sammlungen des k. k. Münz- und Antikencabinetes"
(Wien 1866, bei Braumüller) einen dankenswerthen Fortschritt gemacht. Die Besucher dieses
Cabinetcs erhalten in dem genannten Werke einen lang entbehrten vnrtreflichen Führer.
Zu gleicher Zeit hat Dr. Bergmann, Directer des genannten Cabinetes, in den Denk-
schriften der k. k. Akademie der Wissenschaften den daukenswerthen Versuch gemacht,
für die mittelalterlichen und modernen Münzen und Medaillen ein neues wissenschaftliches
System zu begründen.
Eine Reihe von Werken, die in den ersten Lieferungen vorliegen, behandeln direct
das Verhältniss der Kunst zur Industrie. Das Museum Minutoli, herausgegeben von
J. Chr. Matthias (Leipzig, Seemann, 1866), A. A. Gnillemonts „L'art uppliqu! ä:
l'industrie" (Paris, Noblet du Baudry, 1866) und Ruprich-Roberfs „Flure vmamenlale"
(Paris, Dunod, 1865). Unter den genannten Werken ist das letztgenannte das bei weitem
interessanteste. Es behandelt das Verhältniss der Blumen und Pflanzen zum Ornamente
in geistreicher Weise. Die von Sauvagot gestochenen Tafeln sind ihrem Zwecke ganz
entsprechend. Weniger bedeutend ist das Werk von A. A. Guillemont. Es bringt
Blätter aus allen Zweigen der Kunst und Kunstindustrie, ist nicht immer glücklich in der
Wahl und nicht genügend in der Zeichnung. Ueber das Museum Minutoli sind noch zu
wenig Blätter erschienen, um sich ein Urtheil zu bilden. Wir wünschen, dass es den An-
forderungen entspricht, die man heutzutage an illustrirte Werke in Farbendruck stellt.
Das Gebiet der Bi j o uterie behandelt L. Laines „le Oofrct imperial" (Paris, Louis
uns, 1865) und der „Moniteur de la Bijouterie joaillerie. L" E crin" (Paris 1866). Beide
mit Farbendrucktafeln ausgestattete Journale stehen auf dem Standpuncfe der Modeindustrie.
Der L'Ecrin hat den Vorzug eines erläuternden Textes, in dem Juweliere so ziemlich
Alles linden, was sich auf diesen, in Paris so ausgebildeten Indnstriezweig bezieht. Höhere
Anforderungen bezwecken beide Journale nicht und genügen auch nicht für dieselben.
Ein Prachtwerk im eigentlichsten Sinne des Wortes ist J. J acquemarVs „Las gamma
ä joyauz de la Cauronne" mit erläuternden Text von H. Barbet de J ouy. Dasselbe
erscheint in der Chalkogrsphie der kais. Museen in Paris. Der erste Band enthält auf
20 Foliotsfeln ebensoviel Gegenstände des knis. Schatzes in der Grösse des Originsles, Kunst-
objecte aus dem 5., 9., 12., 13., 15. und zumeist aus dem 16. Jahrhundert. Die Badirungen
J acq uemart's gehören zu den vollendetsten Leistungen der Art unserer Zeit, wenn wir
auch gestehen, dass uns Kupferstiche in einfacher Linienmanier dem Zwecke ähnlicher
Publicationen entsprechender scheinen.
Bchliesslich berichten wir noch über einige Werke, welche die französische Re-
naissance behandeln und deren Studium nicht blos dem Architekten, sondern auch den
Decorawurs und Bauhandwerkern von g-rösstem Nutzen sein könnte. Diese Werke sind
ausnahmslos tüchtig und glänzend publicirt, geben nicht blos architektonische Details, son-
dern auch Einrichtungsstücke aller Art. Die Architekten, welche diese Werke herausgeben,
haben offenbar eine gute Schule durchgemacht. Ihnen stehen, was deutschen Architekten
fast durchweg fehlt, tüchtige Kupferstccher und unternehmende Kunsthündler zur Seite.
C. Daly verölfentlicht in seinen „Mnlufr hbLm-iques d'architecture et de sculplasre d'une
ment" (Paris, Motel, 1865) Fragmente der französischen Kunst von den Zeiten Louis XIII.
bis Louis XVL, B. Pfnor ein meisterhaßes Specialwerk „Archilecture ddcarration e! amou-
blemml da Fdpoque [Amis X VI" (Paris, Morel 1864- 1865). Von demselben Pfnor ist ein
ähnliches Specialwerk mit erläuternden: Text von Champolion-Figeac , Monographie
du Palais de Fontainebleau" bei demselben erschienen. Gleichfalls bei Merel (Paris 1856)
gibt R. Dsrdel eine „Monographie du Palais du commerce elende a Lyan" heraus.