jetzt aufkommende Linienmanier im Kupferstich derart übertrieben, dztss es als ein Triumph
der Kunst betrachtet wird, ein ganzes Bild in einer einzigen ununterbrochenen Linie aus-
zuführen. Dagegen verfällt der Holzschnitt, für welchen die Zeit den Sinn verloren hat.
Im Ornament herrscht Usberladung und Schwerfiilligkeit. In der Tracht erstarrt die Ueber-
Rille des datternden und bsuschenden Stoffes zum Wulst, bei den Frauen kommt zuerst
der Reifmck in Gunst, von Spanien aus verbreiten sich die steifen Kleiderformen und die
dunklen Farben in denselben. Die Reaction des Natürlichen ging von den Niederlanden
aus, wo Bub ens malte, das Genrebild entstand, wo man anfing die Landschaft als selbst-
ständiges Kunstobject zu behandeln und zu studiren. In Deutschland brachte der dreissig-
jährige Krieg wieder eine fmiere, malerische Tracht auf, zu deren charakteristischen Merk-
malen die Vorliebe Hi: Spitzen gehört. Aber nach dem Kriege drang sofort ein plumper,
bäuerischer Schnitt vor. Die Kleinkunst artet in Kiinstelei aus und verliert sich endlich
im Handwerk, der Geschmack ist vollends verwildert, und die geschraubte Sprache, die
Neigung fiir Pracht und Pomp auf dem Theater bereiten die Alleinherrschaß französischer
Sitte und französischen Geschmacks vor.
Kleinere Mittheilungen.
(Flllal-Ausstellung drs üsterr. Museums In llrünn.) Die Ausstellung von
Gegenständen der Kunstindustrie, welche der miihrische Gewerbe-Verein in den Monaten
Decexnber und Jänner veranstaltete, und iiir welche eine g-rössere Anzahl von Objecten des
Museums den Grundstock abgegeben hat, ist kürzlich zum Abschluss gelangt. Sie war
von beiliiulig ZUDO Personen besucht gewesen, welche sich übereinstimmend günstig über
den vorwiegend künstlerischen Charakter der Ausstellung und die Schönheit der sus-
gestellten Objecte geäussert haben. Die vom Museum eingescndeten Gegenstände bestanden
in architektonischen Zeichnungen (vom Dombaumeister Friedr. Schmidt, Architekten
H. Ferstel, Storno n. A.), in Arbeiten der Kleinkünstß, in einer Reihe photographischer
Darstellungen, in Industrie-Artikeln (Teppichen, Tapeten), in Cartons zu Glasgemälden, in
galvanoplastischen Rsproducüonen von C. Haas in Wien, Stickereien und Geweben von
G. Giani in Wien, Spitzen von M. Faber ä Comp. u. E. An diese Exposition des
Museums reihten sich mehrere Ausstellungen knnstgewerblicher Etablissements in Brünn,
so von Binder 8: Zajiczek (ein Baartnch), M. Novitzky (Bänder), Lukessel (ein
Betstnhl), Herter St Bnlzareck (Uhren), Hölzl (Oelfarbendmckbilder), Keiner
(Collection von Lsckwaaren), Pick (Glasfabricate); ferner Holzimitationen, Metallwsaren
und manche nicht in das Gebiet der Kunstwerke einschlägige Gegenstände, über welche
insgesamrnt sich ein an das Museum eingelungter Bericht des Gewerbevereins-Secretiirs Herm
Dr. Migsrka sehr günstig ausspricht. Die Zahl der Nummern der Ausstellung betrug
ungefähr 200. .
(Stelermürkiseher KunstIndustrie-Vereln In Graz.) Die statutenlniissige
General-Versammlung des Vereines zur Förderung der Kunstindustrie in Steiermark ist
auf Sonntag den 18. März bestimmt. Die damit zu verbindende Ausstellung wird vorn
1B. Miirs bis 2. April dauern, nach Umständen aber auch über diesen Zeitpunct ver-
liingert werden. Von Seite des österr. Museums wird diese Ausstellung, sowie die vorig-
jihrige, mit einer grösseren Anzahl von Gegenständen beschickt werden. Dem steier-
mirkischen Vereine sind in jüngster Zeit einige beachtenswerthe Geschenke zugekommen,
darunter eine Serie vortreüicher Gypsabgiisse von Medaillen aus dem 15.-19. Jahrhundert.
Die jeden Sonntag stattfindenden kleineren Ausstellungen haben den Besuchern derselben
im laufenden Winter eine Reihe interessanter Objecte vorgeführt, so kürzlich eine Exposition
des Dr. Snlviati in Venedig, in welcher nebst grossen Mosaikbildern auch Würfel in
allen Farben, Formen und Grössen, einige alte Würfel aus der Marcnskirche in Venedig,
von der Sophienldrche zu Constantinopel, ferner Steinwürfel von antiken Mosaikfussbüden,
dann Bruchstücke und Abbildungen solcher Mosaikfussböden, sowie eine Anzahl kleinerer
Mosaikbildchen aus Rom, Schmuckgegenstände mit Mosaiken aus Rom und Venedig, ein-
gelegte Mannornrbeiten u. H. enthalten waren. Von modernen Arbeiten hat ein kleines
Altiirchen im Style der spätesten Gothik, vom Bildhauer Gehiel in Graz geschnitzt, nach
Zeichnungen des Architekten Essenweiu und für die Seminarcapelle in Agram bestimmt,
verdiente Anerkennung gefunden. Ein Glasfenster im Style der Splitgothik für die Kirche
zu Grebnitz bestimmt, nach Entwürfen von Essenwein und Cartons von J. Klein in
Wien, ist in der Grauer Stadtpfarrkirche für einige Zeit zur Ansicht aufgestellt. Dasselbe
ist aus der Glasmalerei-Anstalt von Mador, Stadl k Neuhaussr in Innsbruck hervor-
gegangen und zeigt erfreuliche Fortschritte dieser Anstalt.
(Das Original-Modell Thorwaldsems zum Löwen von Luzern.) Unter
den in letzterer Zeit im Museum neu aufgestellten Gegenständen befindet sich auch das