gemacht, sind iiir uns ohne alle Bedeutung; wir müssen sie bei der Wieder-
erweckung antiker Gefassformen vollständig fallen lassen und thun, als ob
sie nicht vorhanden wären.
Allen Nachdruck müssen wir zunächst auf die Form der Gefasse
legen und diese nicht blos der Nachbildung, sondern vor allem dem Stu-
dium empfehlen; denn nicht alle Gefassformen sind dem modernen Zwecke
angemessen, sondern sie müssen für denselben erst eingerichtet werden.
Todtenurnen brauchen wir nicht mehr, Mischkrüge wenigstens nicht von
Thon, und unsere Trinkgefasse haben eine so eigene Gestaltung und sind
befahigt, so schöne Formen anzunehmen, dass wir sie kaum mit den
niedrigen gehenkelten Trinkgefassen der Alten vertauschen werden. Wohl
aber liessen sich diese für unsere Kaifee- und Theetassen, welche heute
keineswegs zu viel Schönheit zu erkennen geben, in Verwendung brin-
gen, wie die Krater- oder Mischkrugformen für Champagner-kühler und
Punschbowlen dienen könnten. Diejenigen Gefassformen der Alten, welche
am leichtesten zu benützen wären, sind die Giessgefisse, und sie würden
auch durch die Uebertragung auf ein anderes Material, auf Glas und Por-
cellan, am wenigsten von der Reinheit ihrer Contouren einbüssen. Das-
selbe dürfte mit den Flaschenformen der Fall sein.
Aber nicht allein die G1undgestalt, der Bau der Gontour ist es, worauf
der heutige Künstler bei den antiken Gefassen zu achten hat; er muss auch
das Detail studiren , z. B. das Verhältniss, den Ansatz und Auslauf der
Henkel, die Bildung des Ausgusses, das Verhältniss des erhabenen oder
gemalten Ornamente zu dem Ganzen wie zu den Theilen, wie es sich an
die Glieder ansehliesst, wie es sich über den Raum vertheilt, wo und wie
die figürlichen Darstellungen angebracht sind. Endlich soll er die Har-
monie der ganzen Erscheinung eines antiken Gefasses in's Auge fassen,
die Unterordnung der decorativen Theile unter das Ganze, die milde Har-
monie der Farben, welche nie so grelle Gegensätze bilden, dass der Be-
trachtende darüber vergisst, der Schönheit der Linien zu folgen.
Wir betonen nochmals, dass das Studium der alten Formen das-
jenige ist, worauf es ankommt; mit der blossen Nachahmung und Co-
pirung bleiben wir stehen oder kommen zu Missgriiifen, wie diejenigen,
welche wir bereits erwähnt haben. Welche Früchte dieses Studium, mit
weiser Berücksichtigung der veränderten Umstände und des anderen Ma-
terials - indem in den meisten Fallen Glas an Stelle des Thons zu treten
hat - haben kann, das sahen wir an englischen antikisirten Glasgeiässen
auf der letzten Dubliner Ausstellung, welche uns in ihrer allseitigen Voll-
endung fast wie das Ideal dessen vorgekommen sind, was wir uns für
dieses Genre wünschen und denken können. J. Falke.