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Entstehungsgeschichte ist in allen Details noch
immer nicht ganz geklärt, hängen doch mit der
Wiener Tafel zumindest neun weitere Werke zu-
sammen, Zeichnungen, Modelli, Altarbilder, die
Rubens' Arbeiten von Bild zu Bild, das schritt-
weise Entwickeln und Weiterbilden einzelner
Kampositionsideen, aber auch seine hohe Öko-
nomie im leise verändernden Bewahren einmal
gefundener Lösungen, deutlich machen können.
Nur mehr aus zweiter Hand läßt sich der Glanz,
der-dekorative und inhaltliche Reichtum, der
Eindruck rekonstruieren, den die 39 Decken-
bilder in den Seitenschiffen und Emporen der
Jesuitenkirche zusammen mit den Altarbildern
auf die Zeitgenossen machten. Mit dem typolo-
gischen Programm der Emporen, den Märty-
rer-, Heiligen- und Kirchenväterdarstellungen der
Seitenschiffe erstand vor den Augen der Gläubi-
gen der in der Geschichte verfolgbare Heilsplan,
der seine Garanten in den am Hocholtar ins Bild
gebrachten modernen Heroen der wiedererstark-
ten Kirche gefunden hatte. Ist dieser Gesamtzu-
sammenhang unwiederbringlich verloren, so ent-
schädigen uns die erhaltenen völlig eigenhändi-
gen Skizzen und Modelli für die Soffitten, von
denen sich sechs in der Akademie der bilden-
den Künste (Kat.-Nr. 34-39) erhalten haben -
der neben den in der Sammlung Seilern in Lon-
don aufbewahrten Stücken größte zusammen-
hängende Bestand an Skizzen für die Kirche, In
ihrer „großartigen Freiheit", ihrer malerischen
Bravour gehören sie „zum Schönsten, was Ru-
bens in dieser Werk-Kategorie iemols hervor-
gebracht hat" (Abb. 8)". Rubens hohe und
gerechtfertigte Selbsteinschätzung spricht sich
kurz nach dem Abliefern der Deckenbilder - nur
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P. P. Rubens, Verkündigung an Maria, Le
224x 200 cm, Kunsthistorisches Museul
mäldegalerie, lnv.-Nr. 655
Anmerkung 11
nJ_
S. Held, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 32,